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Kirche in WDR 2 | 04.03.2025 | 05:55 Uhr
Derdaoben
Wenn am Sonntag Gottesdienst ist, können Sie dann eine Kerze für mich anzünden und DEMDAOBEN sagen, dass ich jetzt mal wieder ganz besonders seine Hilfe brauche?
Alberto ist 44 Jahre alt und steckt mitten in der Phase, in der er seine Familie aufbaut. Er hat einen zweijährigen Sohn, dem er am Wochenende erzählt, dass er am Montag wieder zur Arbeit geht und erst am nächsten Wochenende nach Hause kommt. Nein, Alberto ist nicht auf Montage, sondern im Gefängnis – im offenen Strafvollzug. Immerhin darf Alberto jedes Wochenende zu Hause verbringen.
Die besondere Hilfe, die er erbittet, gilt nicht nur ihm selbst, sondern vor allem seiner Frau. Sie trägt derzeit die Hauptlast der Familie. „Nie wieder werde ich meiner Familie das antun! Nie wieder Knast“.
Aktuell soll die Kerze für die Bitte angezündet werden, dass seine Frau erneut schwanger wird. Mehrere Anläufe in verschiedenen Kinderwunschkliniken haben sie bereits hinter sich. Beim ersten Kind hat alles wunderbar geklappt – doch diesmal braucht es Geduld und - so hofft Alberto - auch die Hilfe von DEMDAOBEN.
Dass sie überhaupt eine Kinderwunschklinik benötigen, hat einen besonderen Grund: Alberto wurde als Giulia geboren. Dass er jedoch schon immer ein Mann gewesen ist, davon ist er bis heute überzeugt – ganz im Gegensatz zu seiner Mutter. Seine Entscheidung, als Mann zu leben, kann sie bis heute nur schwer akzeptieren.
„Als Kind habe ich oft das Gefühl gehabt, dass alle gegen mich sind. Aber dass DERDAOBEN für mich ist, das habe ich immer gespürt – bis heute. Von meiner Entscheidung, als Mann zu leben, bis zu den Operationen hat mich mein katholischer Priester begleitet. Er hat mich darin bestärkt, der zu sein, der ich bin – und nicht der, den andere in mir sehen wollen. Ohne seinen Beistand wäre ich nicht so weit gekommen, wie ich es heute bin.“
Albertos zweijähriger Sohn ist katholisch getauft worden und sein Seelsorger ist sogar der Taufpate.
„Wenn es soweit ist und meine Frau schwanger wird, wenn sie mir ein Kind schenkt, dann haben wir beschlossen, dass Sie es taufen sollen! Allerdings möchten wir nicht, dass die Taufe hier in der Gefängniskirche stattfindet. Würden Sie auch bei uns in der Kirche taufen?“
„Das lässt sich sicher machen“, sage ich. „Aber eins nach dem anderen: Zuerst nehmen wir Ihren Wunsch ins Fürbittengebet auf und entzünden eine Kerze an der Osterkerze. Und dann warten wir.
Und wenn beide gekommen sind – die Zeit und das Kind – dann feiern wir gemeinsam, dass DERDAOBEN es auch zu seinem Kind machen will.“
„So machen wir das, Vater Dahl. Genauso machen wir das!“
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
