Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 07.03.2025 | 05:55 Uhr
Rechte der Natur
Was würde wohl das Meer dazu sagen? Vor vier Wochen haben sich an den Küsten von Nord- und Ostsee hohe Schaumberge aufgetürmt. Kinder und Hunde spielen damit. Aber Achtung, das ist toxisch. Hohe PFAS-Konzentrationen sind die Ursache. Definitiv krebserregend.
Könnte die Nordsee etwas dazu sagen, würde sie fragen: Was soll das? Warum kippt Ihr allen Mist in mich hinein? Ich bin doch keine Mülltonne.
Und den riesigen Handelsschiffen und Tankern, würde sie sagen: Ist Euch eigentlich klar, dass durch eure Havarien und Ölteppiche das Leben für meine Bewohner:innen immer schwieriger wird?
Was würde die Nordsee tun, wenn sie Rechte hätte und ihre Interessen vertreten könnte?
Fragen wie diese stellen Menschen seit 15 Jahren. Schon 2008 hat Ecuador Grundrechte für die Natur in die Verfassung aufgenommen. Als erstes Ökosystem in Europa hat die große spanische Salzwasserlagune Mar Menor Rechte erhalten. Interessanterweise die gleichen Rechte wie die Unternehmen, die sie zerstören.
Und bei uns? Wie wäre es, wenn Deutschland die Nordsee oder den Hambacher Forst zur Rechtsperson erklärt, sodass Meer und Wald vor Gericht ziehen können? In Gestalt eines Bürgers oder einer Initiative. Für manche klingt das vielleicht etwas abwegig. Dabei lässt unser Recht schon lange nicht-menschliche Rechtspersonen zu.
Warum also nicht auch die Nordsee? Denn: Die Rechte der Natur sind eine Option für effektiven Naturschutz. Das alleine kann unsere Erde natürlich nicht retten. Aber sie machen die Umwelt wehrhafter. Aktivist:innen setzen sich dafür ein, dass auch die Nordsee bis 2030 das Recht zu klagen erhält.
Übrigens hat der Naturschutz durchaus christliche Wurzeln. Vor 800 Jahren hat Franz von Assisi, ein kirchlicher Revolutionär, ein Gebet geschrieben, den Sonnengesang.
Neben Mutter Erde preist er die Elemente Luft, Feuer, Wasser, die Sterne und den Mond. Er beschwört die Einheit von Mensch, Tier, Natur und Umwelt. Franz’ Nähe zur Natur und den Tieren ist legendär. Angeblich haben die Vögel seine Predigten verstanden. Auch soll er einen Wolf gezähmt und so vor den Menschen gerettet haben. Seine Botschaft: „Ein jedes Lebewesen in Bedrängnis hat das gleiche Recht auf Schutz." Bestimmt hätte Franz auch der Nordsee zugehört und dafür gekämpft, dass sie als Rechtsperson anerkannt wird.
Und warum tun wir es nicht auch?
Quellen:
https://www.tagesschau.de/investigativ/swr/pfas-ostsee-nordsee-100.html
https://taz.de/Bewegung-fuer-die-Rechte-der-Natur/!5830628/
https://taz.de/Die-Natur-hat-Rechte/!5923733/
https://www.sonntagsblatt.de/artikel/spiritualitaet-mystik/franz-von-assisi-schutzpatron-der-oekologie
(Alle zuletzt abgerufen am 8. Februar 2025)
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius
