Beiträge auf: wdr2
Kirche in WDR 2 | 19.03.2025 | 05:55 Uhr
Soul food
Wenn’s mir richtig mies geht, dann helfen nur noch Hühnersuppe nach Omas Rezept oder Mac & Cheese – Käse-Makkaroni – und wenn’s ganz dicke kommt: Linsensuppe mit Mettwurst. Soul food eben. Jedenfalls für mich.
Soul food – Nahrung für die Seele – kommt als Begriff aus dem afroamerikanischen Kulturraum und bezeichnet ein einfaches Essen, dass mit Liebe zubereitet nicht nur satt macht und von innen wärmt, sondern einem auch das Gefühl gibt: alles wird gut. Und ja, was sagt deutlicher ‚alles wird gut‘, als ein selbstgebackener Käsekuchen?
So eine richtig neue Erfindung ist das Soul food nicht. In der Bibel gibt es eine Geschichte von einem Mann, der auf der Flucht ist. Wenn man ihn findet, dann wird er ganz sicher getötet. In Gottes Auftrag hat er schreckliche Dinge getan und kann es selbst kaum fassen. Er hat Angst. Und aus Angst läuft er immer weiter in die Wüste hinein. Dorthin wo es nichts gibt: kein Wasser, kein Brot und niemanden, der ihm sagen kann: alles wird gut. Als er schon denkt, das war’s jetzt, kommt ein Engel und bringt ihm Wasser, bringt ihm Brot und sagt: Iss und trink und ruh dich aus, morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.
Ich mag die Geschichte von Elia sehr. Er kriegt klar gesagt, dass sein Weg weit ist und schwer. Aber er kriegt auch Unterstützung. Kriegt Nahrung für die Seele: Brot für außen und ein gutes Wort für innen sozusagen. Bis heute halten viele Menschen am Abendbrottisch einen Platz für Elia frei. Ja wirklich, das gibt es. Was ich daran ganz wunderbar finde, ist diese Haltung: jemanden erwarten und dann gut für ihn sorgen. Und das ist auch der Gedanke hinter dem Wort Soul food.
Soul food kann alles Mögliche sein. Alles, was mir guttut. Es kann gemeinsam gekocht werden, denn Essen verbindet Menschen. Ich kann es aber auch für mich allein kochen, mich an jemanden erinnern, von dem ich das Rezept habe und mich dann schon nicht mehr ganz so allein fühlen. Soul food ist für mich eine Erinnerung daran, ein geliebtes Kind Gottes zu sein. Da kann jederzeit ein Engel vorbeikommen oder ein selbst gebackenes Brot. So einfach ist das.
Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth