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Kirche in WDR 2 | 27.02.2025 | 05:55 Uhr
Vorschau
„Kirche im WDR“ heißt, was Sie hier hören.
Und ich will auch gar nicht lange stören.
Denn heute feiern wir Altweiber –
und da passt nun – ich sag‘ leider –
ein Glaubenswort nicht recht ins Bild.
Heute sind wir eher laut und wild!
Und so will ich heut‘ nur hierzu etwas sagen:
Was alle diese Glaubensfragen
mit Altweiber denn zu tun nun haben.
Ich hab‘ ein wenig nachgedacht,
habe lang gegrübelt – und dann gelacht:
Denn eigentlich ist es gar nicht weit
vom Glauben hin zur Narrenzeit.
Im Gegenteil, denn in den nächsten Tagen –
ich trau mich kaum, es laut zu sagen –
bekommen wir auf schönste Weise
(wenn auch recht laut und nicht grad leise)
ein Abbild davon präsentiert
was einst im Himmel auf uns warten wird.
Denn an Karneval heißt‘s fröhlich sein,
heißt‘s: Lass die Sorgen Sorgen sein.
Karneval heißt: Feiern ohne Ansehen von Beruf und Stand,
ungeachtet auch von Hautfarbe und Herkunftsland,
heißt, erleben (wie in Schillers Reim):
Dass alle Menschen Brüder seien.
Genauso aber stell ich mir den Himmel vor:
Als Ort, an dem der Weise mit dem Tor,
der Große mit dem Kleinen,
der Derbe mit dem Feinen,
an dem ein jeder fröhlich, friedlich ist
und wir befreit sind von des Alltags Driss.
Und: Karneval – auch das ist klar –
wär‘ alleine ziemlich sonderbar.
Will sagen: Alleine feiern kann man machen.
Wahrscheinlich ist das aber kaum zum Lachen.
Oder Tanzen? Geht selbstverständlich auch allein.
Doch im Ernst: Das muss nicht wirklich sein.
Kurzum: Erst die Gemeinschaft lässt uns ein „Mehr“ erleben,
lässt den Boden unter unseren Füßen beben.
Erst „miteinander feiern“ verdrängt das Dunkle und das Schwere,
lässt die Welt erscheinen uns als wäre
sie ein Ort, an dem die Zeit still steht,
an dem das Glück, das Leichte nicht vergeht.
Mit meinem Glauben ist es ziemlich ähnlich.
Ich weiß, das klingt ein wenig dämlich.
Doch auch da brauchts nicht nur mich –
sondern immer auch ein dich und dich.
Ich kann nicht immer nur Gebete da nach oben schicken.
Ich muss auch mal zur Seite blicken.
Muss wissen, dass im Mann, der Frau von nebenan
mich der liebe Gott schaut an.
In diesem Sinne also dürfen wir bei Bier und Wein,
feiern, tanzen, ausgelassen sein.
Dürfen Karneval, Altweiber durchaus als kleine Vorschau anerkennen,
es ruhig den Himmel hier auf Erden nennen.
Und uns freuen, dürfen glücklich sein:
Denn so könnte einst der Himmel sein.
Deshalb: Lasst uns zusahmen
– feiern. Amen.