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Kirche in WDR 2 | 16.04.2025 | 05:55 Uhr
Duft der Frauen
„Gib mir nur einen Grund, warum ich es nicht tun soll?“ fragt Al Pacino.
Und meint: Warum soll ich mich nicht erschießen?
Im Film „Duft der Frauen“ spielt er einen ehemaligen Soldaten, der sich im betrunkenen Zustand selbst so verletzt hat, dass er blind und dienstuntauglich geworden ist. Er ist verbittert, griesgrämig, lebt auf dem Land. Alleine. Alle Helfer, Assistenzen hat er vergrault. Ein Schüler, kurz vor seinem Abschluss kommt und bleibt. Al Pacino fordert ihn auf, mit ihm in die Stadt zu fahren. Sein Plan: noch einmal in die Sahne. Noch einmal: den Duft einer schönen Frau genießen und die Nacht mit ihr, noch einmal Ferrari fahren, - als Blinder -, einmal noch Tango tanzen. Alles genießen und dann: Schluss machen.
„Warum soll ich es nicht tun?“ schreit er.
„Ich kenne niemanden, der besser Ferrari fährt und Tango tanzt,“ antwortet sein junger Begleiter. Der blinde Al Pacino brüllt weiter:
„Wie soll ich weitermachen?“
„Wenn man einen Fehler macht, tanzt man einfach weiter,“ sagt der Begleiter.
Ein Satz, den der blind Tango tanzende Al Pacino seinem jungen, ängstlichen Begleiter zu- gesagt hatte. Er erschießt sich nicht. Und akzeptiert sein Leben.
Wenn man einen Fehler macht, tanzt man einfach weiter.
Wow. Das ist ja leichter gesagt, als gefühlt. Und SO einfach ist es eben nicht, einfach weiter zu machen.
Wenn die Antwort auf die Fragen: wozu noch? Wofür das Ganze? Erst einmal ausfällt.
Die Sahne allein, der Duft der Frauen, der Tango, der Ferrari, sind offensichtlich nicht die Antwort. Das sind gute Gründe, weiterzuleben.
Ohne Zweifel. Na, klar! Sehr gute Gründe.
Nur sie beantworten die Frage nicht: Wie soll ich weitermachen?
Wenn man einen Fehler macht, tanzt man einfach weiter. So die Antwort im Film.
Und sie trägt. Al Pacino erschießt sich nicht. Er kapituliert. Er akzeptiert endlich, dass es war, wie es war, dass es ist, wie es ist. Er akzeptiert, dass sein Leben offensichtlich größer ist, als seine Vorstellung davon.
Mein Wille geschehe: Wäre hier der Suizid gewesen.
Dein Wille geschehe heißt: Zuzugeben, dass ich nicht mehr kann, nicht mehr will und nichts mehr weiß. Und das ich nicht Gott bin. Und etwas Anderes, als ich im Moment denken und fühlen kann, für möglich halte.
Im besten Fall, weil jemand zu mir sagt: weitertanzen. Mit Gottes Hilfe.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius