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Kirche in WDR 2 | 17.04.2025 | 05:55 Uhr
Gründonnerstag
Heute ist der Tag des Mitleids.
Heute ist der Tag Schuld zuzugeben.
Heute ist der Tag der Liebe.
Heute ist Gründonnerstag.
Häh?
Hat jetzt weniger mit grün, als unter anderem mit dem alten Wort greinen zu tun, für weinen: Mit Buße, also all dem, was man heute so unter Scham und Schuld versteht.
Ziemlich aktuell also. Oder?
War Ihnen noch nie etwas wirklich, sagen wir, unangenehm? So im Rückspiegel. Oder vielleicht peinlich, verbunden mit dem Wissen: Das war nicht ok. Von mir. Gar nicht ok.
Eben.
Menschlich.
Genau.
Christen feiern Gründonnerstag oder weißen Donnerstag in Erinnerung an das letzte Abendmahl Jesu.
Kurzer Reminder. Was bisher geschah:
Gott wird Mensch und geboren in einer Flüchtlingsfamilie. Dieses Kind ist beides gleichzeitig: wirklicher Mensch und wirklicher Gott: Jesus. Er findet Anhänger, heilt, lebt gerecht und verkündet, dass die Welt die Welt ist und Gott – Gott. Und dass dieser Gott parteiisch ist, wahr ist, gerecht und Liebe lebt. Kein Friede, Freude, Eierkuchen; denn dazu gehört, zuzugeben, selber nicht mehr als ein Mensch zu sein: mit Fehlern, Schuld, Scham, den ganzen Kellergewächsen, sozusagen.
Also, zuzugeben, dass man dann doch nicht selbst Gott ist.
Und das ist nie populär gewesen. Ist es heute auch nicht.
Jesus soll also verhaftet werden. Vorher feiert er mit seinen Anhängern das Abendmahl.
Und kündigt an, dass ihn einer seiner Anhänger verraten wird. Es wird nicht bei dem Einen bleiben. Soweit.
Christen feiern im Abendmahl den Bund Gottes durch Jesus. Wir feiern und glauben die Gegenwart Jesu im gemeinsamen Teilen von Brot und Wein.
Und in den Augen der Welt wird es noch verrückter, weil wir glauben, dass Gott durch Jesus ein Teil von uns wird und uns in Jesus liebevoll ansieht. Nicht nach dem Motto: Alles egal, was gewesen ist, sondern: liebevoll ansieht mit dem, was gewesen ist. Liebevoll ansieht mit allem, wofür wir uns schämen. Woran wir schuldig geworden sind.
Wer gesehen ist, kann ansehen. Sich selbst und andere. Wer geliebt ist, kann sich verzeihen lassen.
Gründonnerstag. Mehr als Farbe. Ein Anfang.Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius