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Kirche in WDR 2 | 17.05.2025 | 05:55 Uhr
Papst Franziskus - In Gottes Armen einschlafen
Mit Respekt und Dankbarkeit hat die Welt Abschied genommen von einem Menschen, der weit über die Grenzen der römisch-katholischen Kirche hinaus, gewirkt hat: Papst Franziskus ist verstorben.
Er war ein Brückenbauer, ein Friedensstifter, ein mutiger Mahner in einer oft lauten und unbarmherzigen Welt. Mit deutlichen Worten hat er die christliche Position zu Themen wie Armut, Klimaschutz, Migration, Krieg und Kapitalismus vertreten. Seine Enzyklika Laudato si’ über die Umwelt gilt als wegweisend, auch weit über kirchliche Kreise hinaus.
Was viele beeindruckt hat, ist seine Nähe zu den Menschen gewesen – besonders zu den Armen und Vergessenen. Er ist nicht als unnahbarer Kirchenfürst aufgetreten, sondern als Bruder unter Brüdern und Schwestern.
Zu Presseterminen ist er in
einem verbeulten Gebrauchtwagen vorgefahren. Gewohnt hat er in einem kleinen
Gästezimmer und nicht im apostolischen Palast wie seine Vorgänger.
Den goldenen Papstthron hat er durch einen
einfachen Holzsessel ersetzt.
Jorge Mario Bergoglio hat sich als Jesuit an sein Armutsgelübde gehalten: Sein Jahresgehalt von rund 350.000€ hat er abgelehnt. Als er gestorben ist, befanden sich gerade mal 100 € in seinem privaten Besitz.
Na, nu – ein evangelischer Pfarrer spricht in seiner Radioandacht über das katholische Kirchenoberhaupt? Wie passt das denn zusammen?
„Die großen Konfessionen in Deutschland werden entweder gemeinsam überleben. Oder einzeln untergehen“. Das hat in den 1990 er Jahren der damalige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Peter Beier, erkannt.
In einer Zeit, in der die christlichen Konfessionen politisch, gesellschaftlich und theologisch unter Druck stehen ist eine Betonung der Gegensätze von evangelisch oder katholisch überholt. Jorge Mario Bergoglio, Franziskus I, hat nicht nur für die katholische Kirche gesprochen. Er hat die christliche Position in einer komplizierten Welt hörbar gemacht. Und dafür zolle auch ich ihm tiefen Respekt.
Eine Anekdote hat mich sehr berührt: Franziskus hat einmal erzählt, dass er beim Beten oft eingeschlafen sei. Und er fügte hinzu: „Ich glaube, der Vater im Himmel hat daran seine Freude. Welcher Vater freut sich nicht, wenn sein Kind in seinen Armen einschläft?“
Was für ein tröstliches Bild. Es erinnert uns daran, dass der Glaube nicht zuerst in Worten oder Leistungen besteht, sondern im Vertrauen.
Papst Franziskus hat mit seinem Leben Zeugnis gegeben von einem Glauben, der nicht ausgrenzt, sondern verbindet. Der nicht urteilt, sondern heilt. Ich hoffe, dass sein Geist der Versöhnung und Menschlichkeit weiterwirkt, auch in unseren Kirchen.
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius