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Kirche in WDR 3 | 03.07.2025 | 07:50 Uhr

Gott begreifen

Guten Morgen!

Als Referent für die Liturgie im Erzbistum Paderborn habe ich vielfältige Aufgaben: von der Gestaltung der Gottesdienste bis hin zur Ausbildung von Küstern in den vielen Gemeinden. Von einer sehr außergewöhnlichen Aufgabe möchte ich heute erzählen: Ich verwalte nämlich die sogenannten Reliquien. Das sind Gegenstände oder Körperteile von Personen, die in der Kirche als Heilige verehrt werden. Das mag auf manchen befremdlich oder sogar abstoßend wirken, doch für viele Menschen sind Reliquien eine Hilfe in und für ihren Glauben. Denn zunächst sind Reliquien so etwas wie ein Andenken an einen Menschen, der sein Leben ganz aus dem Glauben an Gott gestaltet hat. So etwas gibt es auch in anderen Bereichen des Lebens. Vielleicht haben Sie sich selbst schon mal aus dem Urlaub Souvenirs mitgebracht: eine Muschel vom Strand oder einen Stein aus dem Gebirge. Andere heben sorgsam eine getrocknete Blume auf, die sie vielleicht an ihre erste Liebe erinnert. Solche Gegenstände halten die Erinnerung wach und wecken zugleich die Sehnsucht nach Urlaub, nach Liebe, wonach auch immer. Bei Reliquien ist das ähnlich: Sie erinnern an einen heiligen Menschen und halten zugleich die Sehnsucht nach einem gelingenden Leben, vielleicht sogar heiligem Leben wach.

Zugleich wird dadurch noch etwas sehr Konkretes deutlich: Glaube ist nicht nur etwas Geistiges, sondern auch etwas Sinnliches: Ich möchte das, was ich glaube, nicht nur verstehen und intellektuell durchdringen, sondern auch begreifen. In dem Wort „begreifen“ steckt ja das Wort „greifen“.

Bereits Kleinkinder greifen nach ihrer Welt, bevor sie diese auch begreifen. Sie strecken ihre Hände aus: nach Mutter, Vater oder Geschwistern, nach Spielzeug, nach anderen Gegenständen, die sie in ihrem Umfeld entdecken und erreichen können. Greifend begreifen sie langsam ihre Umwelt. Und das lässt sich auch übertragen: denn auch der Glaube will ergriffen sein, um ihn zu begreifen.

Dafür steht der Apostel Thomas, dessen Fest die Kirche heute übrigens feiert. Von ihm heißt es in der Bibel: er war nicht bei den anderen Jüngern Jesu gewesen, als dieser ihnen nach seiner Auferstehung das erste Mal erschien. Als sie Thomas davon berichteten, glaubt er es nicht. Geradezu schroff weist er das Erlebnis der anderen zurück: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh 20,25). Sehen und Betasten sind für Thomas Voraussetzung, um glauben zu können.

Acht Tage darauf – so heißt es in der Bibel weiter – waren die Jünger wieder versammelt, und Thomas war dabei. Jesus fordert ihn nun explizit auf, ihn zu berühren. Ob Thomas das wirklich macht, ist nicht überliefert. Doch er fällt nieder und ruft gläubig aus: „Mein Herr und mein Gott“ (vgl. Joh 20,26–28). Nun ist Jesus heute nicht mehr so sichtbar und greifbar wie vor rund 2000 Jahren. Doch nicht von ungefähr heißt es am Ende dieser biblischen Szene: Selig die Menschen, die nicht sehen und doch glauben (vgl. Joh 20,29).

Sinnliche Erfahrung des Religiösen ist bis heute so wichtig: Ich sehe zum Beispiel die Menschen im Paderborner Dom, wo ich tätig bin. Sie staunen über den großen, weiten Raum und entzünden eine Kerze. Sie bekreuzigen sich mir Weihwasser und können den Duft des Weihrauchs riechen. Sie können die Gesänge und biblischen Texte während des Gottesdienstes hören und so mancher geht zur Kommunion und schmeckt die Hostie, von der ich glaube, dass Jesus selbst in ihr gegenwärtig ist.

Aber auch über die Erfahrung im Paderborner Dom hinaus: Im Alltag gibt es so viele kleine Zeichen, die mich an Gott erinnern und mit ihm in Berührung bringen: ein Kreuz an der Halskette oder als Handschmeichler in der Tasche, ein Rosenkranz, eine Christophorus-Plakette im Auto, ein Wegkreuz und vieles andere mehr.

All diese Dinge helfen mir, immer wieder zu begreifen, dass Gott – auch wenn ich ihn nicht leibhaft sehe – dennoch gegenwärtig ist und dass ich mit ihm an meiner Seite mein Leben aus dem Glauben gestalten kann.

Aus Paderborn grüßt Sie Monsignore Gregor Tuszynski

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