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Kirche in WDR 3 | 30.06.2025 | 07:50 Uhr
Der Himmel in mir
Guten Morgen!
Asterix und Obelix sowie die anderen Bewohner ihres kleinen gallischen Dorfes hatten bekanntlich vor nichts Angst – erst recht nicht vor den Römern. Nur eines bereitete ihnen Sorge: dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könne.
Die Sorge der Comic-Helden greift in gewisser Weise der heutige internationale Tag der Asteroiden auf – ein zugegebenermaßen etwas kurioser Gedenktag. Er wurde erst vor neun Jahren von der Generalversammlung der Vereinten Nationen eingeführt und erinnert an ein Ereignis in Sibirien am 30. Juni 1908. Damals erfolgten eine oder mehrere heftige Explosionen, bei denen rund 60 Millionen Bäume umknickten und unzählige Häuser in der Gegend beschädigt wurden, auf einer Fläche von ca. 2000 Quadratkilometern; das entspricht der kanarischen Insel Teneriffa. Die genaue Ursache der verheerenden Druckwelle konnte bis heute nicht hundertprozentig geklärt werden, die meisten Experten vermuten aber den Einschlag eines Meteors bzw. Asteroiden. Und der heutige Gedenktag soll genau vor der Gefahr eines möglichen Einschlags von Asteroiden sensibilisieren – eben der Gefahr: der Himmel könnte uns auf den Kopf fallen.
Nun müssen es nicht unbedingt Asteroiden sein, die Menschen Angst machen. Aber es gibt vieles andere: Krieg, Terrorismus, religiöser Fundamentalismus, Klimawandel, Drogen, Gewalt. Oder auf einer eher persönlichen Ebene: die Angst schwer zu erkranken, seinen geliebten Partner oder die Partnerin zu verlieren. Und wie steht es um den eigenen Arbeitsplatz, die Altersversorgung und vieles andere mehr. Der englische Autor Wystan Hugh Auden überschrieb bereits 1947 eines seiner Gedichte mit dem Titel: „Zeitalter der Angst“ und prägte damit einen Epochenbegriff, der bis heute gilt.
Doch wie kann ein Mensch mit seiner Angst, seinen Ängsten umgehen? Manch einer versucht, vor seiner Angst davonzulaufen. Das wird schon in der Bibel berichtet: Im Buch der Psalmen heißt es nämlich (Ps 55,5-9a):
„Mir bebt das Herz in der Brust; mich überfielen die Schrecken des Todes. Furcht und Zittern erfassten mich; ich schauderte vor Entsetzen. Da dachte ich: Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe. Siehe, weit fort möchte ich fliehen, die Nacht verbringen in der Wüste. An einen sicheren Ort möchte ich eilen.“
Der Beter des Psalms weiß offensichtlich: die Flucht vor der Angst gelingt nicht wirklich, sondern nur in der Phantasie. Doch er findet auch eine andere Lösung: das Gebet. Und so spricht er weiter (Ps 55,17–19a):
„Zu Gott will ich rufen und der HERR wird mich retten. Am Abend, am Morgen und am Mittag seufze ich und stöhne, da hat er meine Stimme gehört, er hat mich befreit, mein Leben ist in Sicherheit vor denen, die gegen mich kämpfen.“
Und diese Lösung empfiehlt er schließlich auch anderen, die mit ihren Ängsten kämpfen (Ps 55,23) :
„Wirf deine Sorge auf den HERRN, er wird dich erhalten! Niemals lässt er den Gerechten wanken.“
Das hört sich sehr handfest an: „Wirf deine Sorge auf den Herrn!“ Und ich würde sagen: Ja, ich kann bei Gott alle meine Sorgen, Nöte und Ängste loswerden, indem ich sie von mir weg auf ihn hinwerfe. Doch: wo ist Gott? Wie kann ich sicher sein, dass ihn mein Gebet wirklich erreicht? Mir hilft bei diesen Fragen ein kurzes Gedicht des barocken Dichters Angelus Silesius. Er schreibt: „Halt an, wo laufst du hin, der Himmel ist in dir; suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für“.
Also: der Himmel kann mir nicht auf den Kopf fallen, weil er schon in mir ist. Ja, mehr noch: Mit dem Himmel ist Gott in mir. Er lebt in mir! Er ist mir ganz nahe und untrennbar mit mir verbunden. Und genau deswegen kann ich dem Rat aus dem Psalm immer wieder gut folgen: „Wirf deine Sorge auf den HERRN, er wird dich erhalten!“
Aus Paderborn grüßt Sie Monsignore Gregor Tuszynski