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Choralandacht | 16.11.2013 | 09:55 Uhr

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„Mitten wir im Leben sind…“ (eg 518)

Musik I: Choral (instrumental)

Autor: Man schreibt das Jahr 1524. Martin Luther ist am Ort des Schreckens angekommen. Es herrscht Totenstille. Zerstörung, wo er auch hinschaut. Es ist grauenvoll. Fassungslos starrt er auf die blutüberströmten, zerschmetterten Körper: Männer, Frauen, Kinder. Tiefe Trauer erfasst sein Herz. Er weint bitterlich. Ein Gefühl tiefster Ohnmacht lähmt ihn. Doch dann merkt er, wie auch Wut, ja Zorn in ihn aufsteigt. Er schwingt sich auf sein Pferd. Nur weg von diesem Ort der Zerstörung und des Todes!

Musik II, Choral (Strophe 1): Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt, dass wir Gnad‘ erlangen? Das bist du, Herr, alleine. Uns reuet uns‘re Missetat, die dich, Herr, erzürnet hat. Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht versinken in des bitter’n Todes Not. Kyrie eleison

Sprecherin (overvoice): Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen. Wer ist, der uns Hilfe bringt, dass wir Gnad‘ erlangen? Das bist du, Herr, alleine. Uns reuet uns‘re Missetat, die dich, Herr, erzürnet hat. Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht versinken in des bitter’n Todes Not. Kyrie eleison

Autor: Was war geschehen? Luther war aus seiner Schutzhaft auf der Wartburg zurückgekehrt. Neue Gegner waren auf den Plan getreten. Es sind radikale Kräfte aus den eigenen Reihen. Bereits 1524, gibt es in Südwest-Deutschland erste Erhebungen der Bauern. Sie wollen mit Waffengewalt für ihre Rechte kämpfen. Und sie berufen sich dazu auf ihn, Luther. Der macht sich auf und predigt dort, wo die Aufstände stattfinden. Er wendet sich leidenschaftlich gegen jede Gewalt. Vergeblich!

Es ist kein Zufall, dass Martin Luther ausgerechnet im Jahr 1524 dieses Lied gedichtet hat. Er greift auf einen mittelalterlichen Gesang zurück. Der Legende nach wurde er dem Abt Notker zugeschrieben. Der lebte im 9. Jahrhundert in St. Gallen in der Schweiz. Die Worte des uralten Gesangs bringen auf den Punkt, was Luther an diesem Tag mit eigenen Augen sehen muss.

Musik II, Choral (Strophe 2): Mitten in dem Tod anficht uns der Hölle Rachen. Wer soll uns aus solcher Not frei und ledig machen? Das tust du, Herr, alleine. Es jammert dein Barmherzigkeit unsre Klag und großes Leid. Heiliger Herr Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut. Kyrie eleison.

Sprecherin (overvoice): Mitten in dem Tod anficht uns der Hölle Rachen. Wer soll uns aus solcher Not frei und ledig machen? Das tust du, Herr, alleine. Es jammert dein Barmherzigkeit unsre Klag und großes Leid. Heiliger Herr Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht verzagen vor der tiefen Höllen Glut.

Autor: Zeitsprung in das Jahr 2012. Jens ist Bundeswehrsoldat. Er ist vor ein paar Monaten aus Afghanistan zurückgekehrt. Jens ist traumatisiert – das bedeutet: er ist dauernd angespannt und wachsam. Schon leichte Geräusche erschrecken ihn. Nachts kann er oft nicht schlafen. Er ist sehr leicht reizbar. Wenn er schlafen kann, hat er furchtbare Alpträume, aus denen er schweißgebadet aufwacht. Manchmal sieht er auch tagsüber plötzlich das, was er in Afghanistan erlebt hat: Szenen aus dem Krieg. Manchmal riecht er ganz plötzlich das Blut und die Exkremente verletzter oder getöteter Kriegskameraden. Jens sagt: „Es ist die Hölle!“

Musik II, Choral (Strophe 3): Mitten in der Hölle Angst unsere Sünd‘ uns treiben. Wo soll’n wir denn fliehen hin, da wir mögen bleiben? Zu dir, Herr Christ, alleine. Vergossen ist dein teures Blut, das g’nug für die Sünde tut. Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost. Kyrie eleison.

Sprecherin (overvoice): Mitten in der Hölle Angst unsere Sünd‘ uns treiben. Wo soll’n wir denn fliehen hin, da wir mögen bleiben? Zu dir, Herr Christ, alleine. Vergossen ist dein teures Blut, das g’nug für die Sünde tut. Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott, heiliger barmherziger Heiland, du ewiger Gott: lass uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost.

Autor: Jens sagt: „Wenn meine Familie und meine Freunde wüssten, was ich in Afghanistan alles getan habe – da würde keiner von denen mehr ein Wort mit mir sprechen.“ Seine Schuld drückt ihn. Als Soldat hat er zwar den Anweisungen seiner Vorgesetzten Folge zu leisten. Aber das hilft ihm jetzt nicht. Am Ende ist er mit seiner Schuld allein. Allein mit seiner Scham, seinen Selbstanklagen, allein mit den furchtbaren Bildern, die ihn nicht loslassen.

Musik I: Choral (instrumental)

Autor: Morgen ist Volkstrauertag. In vielen Gottesdiensten wird der Toten gedacht, die ihr Leben im Krieg verloren haben. Grund zur Trauer haben wir! Zu viele deutsche Soldaten haben schon ihr Leben in Afghanistan gelassen. Die meisten sind zurückgekehrt - und sie leben. Aber viele von ihnen sind nicht mehr die alten. Sie müssen mit dem, was sie erlebt und getan haben, fertig werden. Und nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familien und ihre Freunde.

Hat der Tod unserer Soldaten und Soldatinnen etwas genützt? Hat es den Menschen in Afghanistan geholfen, dass ausländische Truppen im Land sind?

Darüber kann man streiten. Menschen machen Fehler. Entscheidungen haben Folgen. Gott sei Dank: auch wir können zu Christus hin fliehen. So wie Martin Luther. Er wollte doch nur seine Kirche erneuern. Die Aufstände der Bauern, den Krieg im eigenen Land, das wollte er nicht. Er verzweifelte angesichts der Gewalt.

Auch was uns heute umtreibt, können wir Christus klagen: Scham, Schuld, bohrende Zweifel, das nagende Gewissen.

Wir können auf Vergebung hoffen. Darauf hoffen, dass die Wunden heilen. Das gilt für Jens. Und das gilt für die Politiker, die Jens in unser aller Namen nach Afghanistan geschickt haben.

Musikinformationen:

Musik I: Choral (instrumental)

CD-Titel: Ein Choralbuch für Johann S. Bach

Track-Titel: Mitten wir im Leben sind, BWV 383

Track-Nr. 1-3

Track-Länge: 5:30

Text: Martin Luther

Melodie: Johann S. Bach

Chor: Gächinger Kantorei

Leitung: Helmuth Rilling

LC-Nr. 06047

Verlag Hänssler Classic-Laudate

Musik II (instrumental)

CD-Titel: Praetorius/ Bach: Choralbearbeitungen

Track-Titel: Mitten wir im Leben sind

Track-Nr. 1

Track-Länge: 3:51

Orchester: Huelgas-Ensemble

Leitung: Paul van Nevel

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