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Kirche in WDR 3 | 14.08.2014 | 07:50 Uhr

Vorsehung im Weltkrieg

Sprecher:

„Dankbar unserm Gott, der mit uns war, danke ich Ihnen und den tapferen Truppen für den ersten Sieg. Sagen Sie allen beteiligten Truppen meinen Kaiserlichen Dank, den ihr oberster Kriegsherr ihnen im Namen des Vaterlandes ausspricht.“

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer.

Diese Worte standen heute vor 100 Jahren in einem Telegramm des deutschen Kaisers Wilhelm II. an seine Truppen. Im Sommer 1914 brach der 1. Weltkrieg aus und derzeit wird überall daran erinnert. Dass Gott damals viel bemüht wurde und vereinnahmt, das gehört auch zu den unrühmlichen Geschichten des 1. Weltkrieges – und leider vieler Kriege, bis in die heutige Zeit.

Krieg ist immer noch an der Tagesordnung. Nicht mehr hier in Deutschland, aber leider viel zu oft in der Welt. Ich gehöre zu einer glücklichen Generation. Kriegsgrauen, massenhaftes Sterben und Schützengräben habe ich selbst nie miterleben müssen. Vom Krieg, auch vom ersten Weltkrieg, weiß ich

aus Büchern, aus Filmen, aus dem Geschichtsunterricht, aus Zeitzeugenberichten. Und: Einige der Straßen in meinem Viertel im Wuppertaler Westen, in dem ich zu Hause bin, sind nach preußischen Generälen benannt. Ihren Namen und ihren Geschichten kann man sich beim Schlendern durch die Straßen nicht entziehen; so zum Beispiel Erich von Falkenhayn. Mich fordern dieser Straßenname heraus. Falkenhayn war Chef des Generalsstabes und unter seinem Befehl setzten die Deutschen 1915 in der Zweiten Flandernschlacht bei Ypern in Belgien erstmals Giftgas ein als Kriegs- und Vernichtungswaffe. Wie der deutsche Kaiser solche Gräuel mit dem Wohlmeinen oder der Vorsehung Gottes zusammenbringen konnte, muss zumindest verstören.Weil mich dieser Krieg und die Rolle der Religion dabei interessiert, habe ich im Mai während meines Urlaubs das Buch „Die katholische Kirche im ersten Weltkrieg“ gelesen.

Und beim Lesen war ich zuallererst erneut dankbar, so viele Jahre danach geboren worden zu sein, aber ich empfand auch Achtung vor jenen, die in dieser Zeit sich darum bemühten, unter den am schlimmsten vorstellbaren Umständen als Christen zu leben und zu überleben. Und damit meine ich nicht das oben zitierte „Gott mit uns“-Gejohle, sondern ich meine wirklich jene Männer und Frauen, die durch den Krieg in Kämpfe verwickelt waren, sicherlich, aber die dem Beispiel Christi dennoch folgen wollten. Der Autor Martin Lätzel zitiert an einer Stelle aus dem Brief eines deutschen Soldaten, der Verwundete aus dem Feindeslager gepflegt und sie im Sterben begleitet hatte. Die folgenden Worte des namenlosen Soldaten haben mich berührt:

Sprecher:

‚Von einem dieser Verwundeten muss ich einen Vorgang schildern. Derselbe erweckte mein besonderes Interesse. Aus seiner Hosentasche hing ein Kreuz, welches ich als das eines Rosenkranzes erkannte. Ich neigte mich zu ihm, zog den meinigen aus der Tasche und zeigte ihm denselben. Der arme Kerl erkannte in mir einen Glaubensgenossen. Vor Freude streckte er beide Arme aus, als ob er mich umschlingen wollte. Dann griff er mit der rechten Hand nach meinem Rosenkranz, indem er mir mit der linken den seinigen überreichte. Ich holte noch einen Kameraden zu Hilfe. Wir trugen den Verwundeten zu unserem Verbandplatz, wo derselbe, nachdem unsere deutschen Kameraden versorgt waren, sofort verbunden wurde. Alles spiegelte sich angesichts des Feindes ab. Die Kugeln pfiffen um mich her; aber ich blieb unversehrt. Das war die göttliche Vorsehung – zwei Feinde und doch zwei Freunde.‘“

Mit solchen Worten von einer göttlichen Vorsehung, festgehalten in den Tagen des Ersten Weltkriegs, kann ich etwas anfangen. Denn sie zeigen mir, dass Christen einen inneren Kompass haben können, der über den konkreten Marschbefehl hinausgeht. Ihm zu folgen fordert Mut, auch im Alltäglichen, aber dieser Kompass stammt von Jesus Christus selbst und lässt sich in drei Worte zusammenfassen: „Liebt Eure Feinde“.

Einen guten Tag wünscht Ihnen Pfarrer Torsten Kürbig aus Wuppertal.

*http://www.forumeerstewereldoorlog.nl/viewtopic.php?t=5990

Martin Lätzel, Die Katholische Kirche im ersten Weltkrieg. Zwischen Nationalismus und Friedenswillen, Regensburg 2014

*Ebd., S.146

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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