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Kirche in WDR 3 | 04.11.2014 | 07:50 Uhr

Zurück vom Friedhof

„Ich möchte, dass ich verbrannt werde. (…) Und dass meine Asche auf dem Aldi-Parkplatz verstreut wird. [Denn] … da kommen meine Kinder einmal in der Woche sicher hin.“ Was für ein kurioser Einfall! Das hat wohleine ältere Dame gesagt, als sie sich – vorsorglich – um ihre Bestattung gekümmert hatte. Erzählt wurde das Ganze von einer Bestatterin in einer Talkshow. Man hörte noch das Studiopublikum loslachen und ich fand die Idee auch erst mal komisch: Die eigene Asche auf dem Aldi-Parkplatz verstreuen lassen, denn da kommen die Kinder wenigstens mal hin. Aber im Grunde fand ich den Satz nicht komisch, er hat mich nachdenklich gedacht.

Ich musste an die Allerheiligenfeste denken. Bei uns im Sauerland und in vielen anderen Gegenden in Deutschland sammeln sich – wie letztes Wochenende – besonders die katholischen Christen auf den Friedhöfen, um ihrer Toten zu Gedenken. Die Gräber werden gesegnet und geschmückt und oft mit einem Grablicht versehen. Abends und in der Nacht verwandeln diese dann den Friedhof in ein wundervolles Lichtermeer. Lichter der Erinnerung, aber auch Lichter der Hoffnung, dass es mit dem Tod doch vielleicht nicht so ganz vorbei ist und dass die Verstorbenen in Gottes Hand gut aufgehoben sind.

Mit diesen Erinnerungen im Kopf hat mich der Bestattungswunsch der alten Frau erstmal traurig gemacht. Aus dem Wunsch der Dame spricht eine Angst, die ich bei vielen älteren Menschen schon erlebt habe: Die Angst davor, den Nachkommen zur Last zu fallen. Sowohl in der Pflege bis zum Tod, als auch noch nach dem versterben. Oft zeigt sich dies an der Auswahl der Bestattungsform und der Grabgestaltung. Möglichst preiswert und einfach zu pflegen ist auch auf dem Land immer mehr der Trend. Dafür gibt es oft gute Gründe: es ist wenig Geld da, die Familien sind über ganz Deutschland verstreut oder die Angehörigen sind schon älter, so dass eine intensive Grabpflege kaum leistbar oder bezahlbar ist.

Gleichzeitig verlieren die alten Bräuche an Bedeutung . Besuche am Grab, ein regelmäßiges oder ritualisiertes Andenken an die Toten wird seltener praktiziert. Das ist oft eine sehr schmerzhafte Erkenntnis für Eltern und Großeltern.

Ich kann mir vorstellen, dass die Dame das im Hinterkopf hatte, als sie ihren Wunsch geäußert hat, beim Aldi verstreut zu werden. Und so traurig die Realität ist, die hinter diesem Wunsch steht: Irgendwie hat sich bei mir etwas Bewunderung für diese Frau eingeschlichen: Sie hat auf eine Situation, die eigentlich eher zum heulen ist, sehr kreativ und gewitzt reagiert.

Liebe Hörerinnen und Hörer, das Thema Tod und Sterben ist keines, mit dem man sich gerne und oft beschäftigt. Aber es schafft Klarheit. Auch über das Danach und den Umgang damit. Ich persönlich habe häufig den Eindruck, dass da vieles ungesagt bleibt. Dass oftmals eher Ängste und Enttäuschungen als Offenheit und Vertrauen die Entscheidungen beeinflussen. Wie sehr muss man seine eigenen Wünsche und sein eigenes Wertgefühl aufgegeben haben, wenn man sich tatsächlich den Aldiparkplatz als letzte Ruhestätte wünscht.

Vielleicht hätte die ältere Dame eine andere Perspektive als den Aldiparkplatz gesehen, wenn sie mit Ihren Kindern hätte reden können. Vielleicht hätte sie von neuen Wegen des Erinnerns erfahren, die es auch vielfach gibt und wäre so beruhigter zu der Bestatterin gekommen.

Dass es gut ist, eine Kultur der Erinnerung zu pflegen, sagt mir jedes Grablicht, dass sich dieser Tage gegen das Novemberdunkel stemmt. Das es gut ist den Verstorbenen einen Platz in unserem Leben zu geben. Wie das geschieht ist dabei relativ egal. Wenn es geschieht ist es ein Gewinn - für die sterbenden und für die Trauernden.

Ihr

Vikar Jörg Heinemann aus Attendorn

Copyright Vorschaubild: Susanne Winter CCBY-SA 2.0 flickr

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