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Kirche in WDR 3 | 23.03.2015 | 07:50 Uhr
Hahnenschrei am Morgen
Guten Morgen!
Der Hahn, des Tages Herold ruft,
der Wächter in der Finsternis.
Sein Schrei trennt von der Nacht die Nacht,
dem Wanderer zur Nacht ein Licht.*
Etwas fremd klingt dieses Gebet, eigentlich ein Lied. Es ist auch uralt und geht auf den heiligen Ambrosius zurück. Ambrosius war Bischof von Mailand und lebte im 4. Jahrhundert. Aber bis heute beschreibt er richtig, was den Hahn und sein Schreien auszeichnet: Die Ankündigung des neuen Tages am frühen Morgen.
Zugegeben, das allmorgendliche Krähen ist nicht immer angenehm – wie ich im Urlaub auf dem Land leidvoll erfahren musste. Hähnen kann man das Krähen weder verbieten noch ausreden. Meinen Wecker kann ich programmieren und abstellen, einen lebendigen Hahn aber nicht. Wohl oder übel musste ich mich im Urlaub also an sein Krähen gewöhnen und stand eher auf, als es mir lieb war. Aber, diese Erfahrung am Morgen möchte ich nicht missen: Die Zeit des Hahns ist der Morgen, die Dämmerung in dem die Nacht dem Tage weicht. Sein Krähen markiert einen Übergang – vom Dunkel zum Licht, von der Nacht zum Tag. Es bezeichnet die Phase am Morgen, in dem Stadt und Land erwachen und sich das Leben neu regt.
Ambrosius hat übrigens in seinem Gebet einige Beispiele angeführt, was in der Stunde des Hahnenschreis am Morgen alles geschieht und hat es gedeutet:
Da steigt der Morgenstern empor,
erhellt das schwarze Firmament,
da weicht der dunklen Mächte Schar
vom Weg des Unheils scheu zurück.*
Mir hat sich das konkret erschlossen, als ich als Wanderer einmal im Dunkel der Nacht unterwegs war und der Hahnenschrei das Morgenlicht ankündigte. Tappte ich vorher im Dunkeln, machte das aufleuchtende Licht meinen Schritt sicherer Der Hahnenschrei war wie eine Verheißung, eine Hoffnung auf das Licht des Tages.
Ambrosius malt diese Hoffnungsperspektive konkret weiter aus: Dem Kranken wird nach einer unruhigen Nacht am anbrechenden Tag Linderung seiner Schmerzen zuteil. Und selbst für den Räuber hat der Hahnenschrei eine Bedeutung: er lässt von seinem bösen Tun. Denn Raub und Diebstahl vertragen nicht das Licht des Tages.
Bei Ambrosius heißt es dann weiter:
So stehet rasch vom Schlafe auf,
der Hahn weckt jeden, der noch träumt,
der Hahn bedrängt die säumig sind,
der Hahn klagt die Verleugner an.*
Richtig, der Hahnenschrei kann stören. Aber das kann doch auch gut sein: Sonst könnte ich etwas Wichtiges in meinem Leben verpassen. Mehr noch, Der Hahn weist die in die Schranken, die nicht ehrlich sind. Das beste Beispiel dafür nennt die Bibel: Als Jesus gefangen genommen wird und seinem Tod entgegengeht, tut Petrus, sein eifriger Jünger und Apostel so, als ob er Jesus nicht kennen würde und verrät ihn drei Mal. Petrus hat nämlich Angst, dass es ihm geht wie Jesus, der schließlich gekreuzigt wird. Da kräht der Hahn, wie Jesus es ihm vorausgesagt hat. Petrus wird sich bewusst, was er getan hat. Er weint bitterlich und bereut seinen Fehler.
Vielleicht war diese Geschichte einer der Gründe, warum der Hahn nun fast auf jeder Kirchturmspitze zu sehen ist. Er will von dort aus die Menschen daran erinnern, zu ihrem einmal gegebenen Wort zu stehen, nicht zu schlafen, sondern wach zu sein für die Aufgaben des Tages und dabei auch Gott nicht zu vergessen. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag und eine gute Woche. Ihr Heinz-Josef Löckmann, Pfarrer aus Paderborn-Marienloh.
* Die Strophen 2, 3 und 5 des Hymnus „O ewger Schöpfer aller Welt“ sind zitiert nach: Margarete Niggemeyer, Lob der Schöpfung – Die Tier- und Pflanzenwelt im Hohen Dom zu Paderborn, Bonifatius-Verlag, Paderborn S. 40.
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