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katholisch

Kirche in WDR 3 | 24.03.2015 | 07:50 Uhr

Hund

Guten Morgen!

Ich bin jetzt 40 Jahre Priester, aber das hatte ich noch nicht erlebt: Vor einiger Zeit bat mich eine ältere Dame ihren Dackel, zu segnen. Um ehrlich zu sein, ich war erst etwas zögerlich. Hunde segnen? Das hatte ich noch nie getan. Allerdings: Die Kirche hat schon immer Tiere gesegnet, meistens Kühe oder Pferde. Sie waren auf den Dörfern früher die Arbeitshilfen der Landwirte, ihr Kapital, die Voraussetzung für gedeihliches Arbeiten und Wirtschaften. Ja und Hunde sind heute für viele Menschen auch sehr nützlich. Blinde Menschen etwa werden von ihnen geführt. Und für viele ältere Menschen wie etwa jene Dame ist der Hund einfach der Gesellschafter, der ihnen ihre Einsamkeit, ihr Alleinsein überwinden hilft. Manche sind sogar der Meinung, Hunde seien treuer als Menschen. So wertvoll sind sie in ihren Augen.

An der Tür meines Bäckerladens hängt ein Schild: „Hunde dürfen hier nicht rein!“ Daher sind am Eingang immer einige Hunde angebunden.

Manchmal winseln sie – aber in jedem Fall warten sie geduldig auf die Rückkehr ihres Herrchens oder Frauchens. Dieses Warten-Müssen und Warten-Können der Hunde beeindruckt mich. Denn Warten ist eine Haltung, die mir als Christ von Jesus selbst aufgegeben ist.

Jesus hat gesagt, dass wir Menschen im Blick auf Gott Wartende sind, denn er kommt zu uns in einem Augenblick, wo wir nicht damit rechnen. Bis dahin heißt es, Geduld zu haben. Ich frage mich: Können wir Menschen das Warten von den Hunden am Bäckerladen lernen?

Mit dem Warten eng verbunden ist zudem eine andere Haltung verbunden: das Wachsam zu sein. Und genau das fordert Jesu in seiner Verkündigung: wachsam sein: Gott soll uns bereitfinden, wenn er kommt. Und wieder können wir Menschen von den Hunden lernen. Gerade, was die Wachsamkeit angeht, geben Hunde ein gutes Beispiel. Sie sind ja geradezu prädestiniert, Hüter des Hauses zu sein und den Dieb zu verschrecken. Und so erinnern sie mich an den Gott, der kommt wie ein Dieb in der Nacht.

Übrigens hing bei dem Bäckerladen noch ein anderes Schild, der Aufschrei eines Hundebesitzers: „Unsere Blacky ist entschwunden!“ Dazu genaue Angaben zum Aussehen des Tieres und die Adresse des Besitzers mit Angaben zum Finderlohn. Ich habe zwar selbst keinen Hund, aber ich erahne, welche Sehnsucht nach dem verlorenen Hund hinter solch einer Anzeige steht und stelle mir die Freude vor, wenn der Hund wiedergefunden ist. Auch davon weiß die Bibel eine Geschichte zu erzählen, ein Gleichnis aus dem Munde Jesu: Es geht um eins von hundert Schafen.

Der Besitzer geht ihm nach und freut sich riesig, als er es wiedergefunden hat. So ist es auch mit dem Vater im Himmel, sagt Jesus. Der Vater im Himmel geht jedem Menschen nach bis er ihn schließlich gefunden hat. Und dann freut er sich überschwänglich. (vgl. Lk 15, 4-7)

Vielleicht würde heute Jesus in seinen Gleichnissen nicht von Schafen und Hirten sprechen, sondern von Hunden und ihren Besitzern.

Vielleicht würde er aufgreifen, was ich neulich erlebt habe: „Wenn ich mit meinem Hund Gassi gehe, bin ich nicht lange alleine“, sagt mir ein Hundefreund. „Mein Hund trifft auf andere Hunde, und wenig später sind die Besitzer miteinander im Gespräch.“ So kommt es also immer wieder zu Begegnungen zwischen sich fremden Menschen. Und das kann doch nur im Sinne von Jesus sein, der immer wieder auf Menschen zugegangen ist und Begegnung ermöglicht hat.

Ihnen einen guten Morgen und gute Begegnungen an diesem Tag.

Pfarrer Löckmann aus Paderborn-Marienloh

Copyright Vorschaubild: Kathleen Tyler Conkllin CCBY 2.0 flickr

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