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Kirche in WDR 3 | 08.05.2015 | 07:50 Uhr

Grenzöffner

Guten Morgen!

ein Grenzstein in den Alpen. Auf der einen Seite Österreich, auf der anderen Italien. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich als Kind vor diesem Stein stand, zum ersten Mal vor einem Grenzstein. Meine Eltern erzählten mir, hinter dem Stein fange Italien an. Dort war ich noch nie gewesen. Ich erinnere mich, wie ich das erst gar nicht fassen konnte. Unterdessen war mein großer Bruder schon hinübergehüft und rief: „Komm, spring auch nach Italien. Hier ist es wunderschön.“ Ich weiß noch genau, wie ich lachend über diesen Grenzstein gesprungen bin. Das hatte etwas Verwegenes. Hin und wieder zurück. Immer wieder. Hundert Mal wollten wir in Italien gewesen sein. Es war ein erhebendes Gefühl. Damals gab es ja auch noch Passkontrollen an den Grenzübergängen, vor denen wir Respekt hatten und nun hüpften wir einfach so nach Italien. Dieser kleine unscheinbare Grenzstein hoch oben auf dem Nassfeld in den Karnischen Alpen ist mir in Erinnerung geblieben. Heute, 70 Jahre nach dem Ende des letzten Krieges in Deutschland, muss ich an ihn denken.

Dieses kindliche Spiel könnte kaum weiter entfernt sein von der Dramatik, die sich damals abgespielt hat in Europa und der Welt und die sich immer noch abspielt an Grenzsteinen weltweit. Mit dem, was Flüchtlinge erleben, die aus Kriegsgebieten über Grenzen fliehen müssen, hat das kindliche Grenzstein-Hüpfen nichts, aber auch gar nichts zu tun. Bei den Menschen auf der Flucht geht es oft um alles. Und der Sprung über eine Landesgrenze entscheidet nicht selten über Leben und Tod. Vonnöten ist allergrößter Mut und Widerstand gegen die Verzweiflung.

Grenzen überspringen, ob übermütig, ob mutig, ist das eine. Aber wenn wir den Blick einmal abwenden von den Landesgrenzen hin zu den Grenzen, die in unserem Leben eine Rolle spielen, wird es wesentlich komplizierter. Wir sind umgeben von Grenzen und Begrenztheiten, haben bestimmte Grenzerfahrungen gemacht und sind möglicherweise an Grenzen gestoßen, die wir gern überwunden hätten. Heute morgen möchte ich den Blick einmal auf ganz bestimmte Grenzsteine im Leben lenken. Und zwar auf die Grenzen, die wir selbst errichtet haben. Viele dieser Grenzmarkierungen sollen uns schützen, und manche tun dies auch, und es ist gut, dass es sie gibt.

Aber es gibt auch die anderen Grenzsteine, die uns nicht schützen, sondern uns einengen und uns unserer Lebensmöglichkeiten berauben. Vielleicht fallen Ihnen jetzt auch eher die Grenzsteine ein, die andere um sich herum errichten und nicht so sehr die eigenen. Denn in den eigenen Begrenzungen hat man sich ja meistens ganz gut eingerichtet. Wir merken gar nicht, wie wir in mancherlei Hinsicht vielleicht taub sind, vielleicht blind, vielleicht sprachlos oder erstarrt. Wäre es da nicht befreiend, einen solchen inneren Grenzstein zu überspringen? Was würde uns dazu ermutigen? Woher könnte der Mut oder vielleicht auch der dafür nötige Übermut kommen?

Oft ermutigt uns dazu die Begegnung mit einem anderen. Mit einem, der uns sagt: Das traue ich Dir zu. Ich glaube, dass Du das kannst. Probier‘ es aus. Oder der sagt: „Steh auf und geh!“ Das sagte einer, der besondere Fähigkeiten hatte, die Menschen zum Grenzen-Überspringen zu ermuntern. „Steh auf und geh“, das sagt Jesus zu denen, die gefangen sind in ihren Grenzen. Erzählt wird an vielen Stellen der Bibel davon, wie sie, durch den Zuruf Jesu ermutigt, tatsächlich aufstehen und wie sie wieder sehen, wieder gehen, wieder hören, wieder fühlen, wieder Zutrauen zu sich selbst und anderen finden. Hinter den Grenzen, die durchbrochen sind, wartet mehr Leben. Steh auf und spring! Nicht nur in Italien ist es wunderschön.

Kommen Sie gut durch den Tag. Ihre Katharina Klöcker aus Münster

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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