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Kirche in WDR 3 | 19.05.2015 | 07:50 Uhr

Die Dinge müssten mit den Menschen sterben

Guten Morgen!

An einem Tag im Spätsomer 1990 erlebte ich sehr bewusst, wie von einem Augenblick auf den anderen nichts mehr so ist wie es vorher war. „Aus heiterem Himmel“ wurden mein Vater und ich mit der Diagnose konfrontiert, daß das Leben meiner Mutter nicht mehr zu retten sei. Sie war damals 64 Jahre alt und ahnungslos zu einem Routineeingriff ins Krankenhaus gegangen. Eine schwere Zeit lag vor uns.

Als meine Mutter zwei Jahre später gestorben war, blieb uns eine weitere schmerzhafte Aufgabe.

Ich überlegte zusammen mit meinem Vater, was wir mit ihrer Kleidung und anderen Hinterlassenschaften tun wollten. Wir kamen zu dem Schluss, diese für hilfsbedürftige Menschen zur Verfügung zu stellen. Trotz seiner Trauer war mein Vater sofort damit einverstanden. Aber als ich damit anfangen wollte, sagte er: „Da kann ich nicht zu Hause sein“. Ich war sehr froh, dass liebe Verwandte mit ihm damals für ein paar Tage in Urlaub gefahren sind.

Meine Tante, die mir behilflich sein wollte, musste ich nach Hause schicken. Denn bei jedem Teil, das sie in die Hand nahm, sagte sie voller Schmerz in Erinnerung an ihre verstorbene Schwester: „Ach, unsere Agnes.“

So habe ich allein diese Aufgabe erfüllt. Und ähnlich war es 2009 als mein Vater gestorben war.

Ich verstehe von daher sehr gut ein Wort, das ich bei einem Schriftsteller fand, dessen Namen ich leider vergessen habe: „Die Dinge müssten mit den Menschen sterben.“ Aber so einfach geht es in der Regel nicht.

An vielen Hinterlassenschaften eines Menschen hängen doch zu viele Erinnerungen, Gemütswerte.

Zu diesen – im übertragenen Sinne – sperrigen Dingen, die gar nicht so wenige Menschen bei ihrem Tod hinterlassen, gehören auch Andachtsgegenstände: Ein Rosenkranz zum Beispiel, ein Gebetbuch, ein Kreuz oder Heiligenbild.

An meinem Arbeitsplatz im Kölner Dom können wir ein Lied davon singen, weil hier eigentlich jede Woche Plastiktüten voll mit solchen Andachtsgegenstände gefunden werden. Hinterbliebene haben sie offensichtlich mit Absicht in die Kirche gebracht und dort in einer Bank oder an einer anderen Stelle zurückgelassen. Sie vermögen es nicht, diese Andachtsgegenstände selber zu gebrauchen, in ihrer eigenen Wohnung aufzuhängen, sie sich zu eigen zu machen

Aber wegwerfen, sie „in die Mülltonne zu klopfen“, das bringen sie auch nicht übers Herz; und sie bei ebay zu verhökern oder sie auf dem nächsten Flohmarkt anzubieten, schämen sie sich.

Ja: „Die Dinge müssten mit den Menschen sterben.“ Zu vollgesogen sind manche mit Erinnerungen an sie. Die Gelegenheit, den Rosenkranz, das Gebetbuch, das Kreuz oder Heiligenbild dem Verstorbenen mit in den Sarg zu geben, hat man verpasst. Und nun steht man da mit diesen sperrigen Andenken.

Manche packen sie in einen Karton und verstecken sie hinter den Reihen ihrer Bücher oder ganz hinten in einem Schrank. Wenn sie umziehen oder umräumen, fallen sie ihnen erneut in die Hand, und das Andenken an die Person, die mit ihnen gelebt hat, wird wieder lebendig. Und auch die Frage: Was tun damit?

Manche bringen sie dann in den Dom oder in eine andere Kirche. Vielleicht aus Verlegenheit. Vielleicht aber auch, weil sie der Überzeugung sind: Hier, in Gottes Haus, sind diese Devotionalien, Gegenstände der Frömmigkeit und der Andacht eines Menschen, der ihnen lieb und teuer war, gut aufgehoben.

Aus Köln grüßt Sie

Domkapitular Günter Assenmacher

Copyright Vorschaubild: Kölner Dom innen Pedro Szekely CCBY-SA 2.0 flickr

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