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Kirche in WDR 3 | 21.05.2015 | 07:50 Uhr

Ein Ort, an dem man etwas tun kann.

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Es war der Vorabend des Weißen Sonntags vor 10 Jahren: Die Welt schaute seit Tagen nach Rom, auf den Petersplatz, hoch zu den Fenstern des Apostolischen Palastes, zur Wohnung des Papstes. Dort starb an jenem 2. April um 21.37 Uhr Johannes Paul II.

Als um 22.00 Uhr vom Kölner Dom der „dicke Pitter“ zu läuten begann, da wussten alle, die diese Glocke hörten, Bescheid; auch ohne weitere Nachrichten im Radio, Fernsehen oder Internet. Sofort wurden die üblichen Programme für eine Sondermeldung unterbrochen, sofort wurde die für solche Ereignisse immer bereit stehende ernste Musik gesendet, sofort wurde die Nachricht kommentiert: Erste Würdigungen und Nachrufe. Man kennt das.

Aber was geschah in den 23 Minuten zwischen 21.37 Uhr und 22.00 Uhr? Wenn ich der Darstellung des amerikanischen Publizisten George Weigel folge, der eine umfassende, sehr ins Einzelne gehende Biographie von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht hat, dann war es so: Zunächst stellte der Hausarzt des Papstes fest, dass Johannes Paul II. gestorben war. Dies sagte er den Anwesenden. Obschon die Personen weinten, stimmten sie spontan das Te Deum, unser „Großer Gott, wir loben dich“ an. Der Sekretär des Papstes verständigte die Kardinäle, die im Apostolischen Palast oder in der Nähe zugegen waren. Nach und nach traten sie in das Sterbezimmer. Obwohl sie darauf gefasst sein mussten, dass der Papst gestorben war, wussten sie nicht, was sie sagen sollten.

So geht es in solchen Situationen wohl den meisten Menschen: Stumm stehen sie dem Tod gegenüber. Haben keine Worte, wissen nicht, was sie sagen sollen. Es braucht Zeit, um das, was geschehen ist, zu realisieren; um akzeptieren zu können, dass ein Mensch, der bis gerade noch zu den Lebenden, gehörte, jetzt tot ist.

Vielen hilft es, in diesem Schock, in der ersten, stummen Fassungslosigkeit etwas zu tun. Dem Gefühl der absoluten Ohnmacht zum Trotz, gegen die Hilflosigkeit, gegen die Überwältigung möchten viele Menschen ein Zeichen der Liebe setzen.

Engere Angehörige streicheln dem Verstorbenen noch einmal über den Kopf. Andere schließen ihm behutsam die Augenlider, betten seinen Kopf auf das Kissen, schließen ihm den Mund, falten ihm die Hände. Andere zünden Kerzen an und beten still für sich oder gemeinsam.

Ich war sehr überrascht, nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. am nächsten Morgen vor dem Kölner Dom immer noch viele Übertragungswagen der Rundfunk- und Fernsehanstalten zu finden, die dort am Vorabend auf die Nachricht vom Tod des Papstes gewartet hatten. Jetzt sprachen die Journalisten mit Mikrophon und Kamera Kirchgänger und Passanten auf den Tod des Papstes an.

Viel mehr noch überraschte mich aber, dass in den Portalen des Domes jede Menge Kerzen und Grablichter standen. Offensichtlich hatten Menschen sie am späten Abend und in der Nacht dort abgestellt. Es hatte sie nicht zu Hause gehalten, sie hatten sich noch auf den Weg machen müssen, sie wollten auf ihre Weise etwas tun, um ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, der Verbundenheit über den Tod hinaus.

Den ganzen Tag und die Tage danach bis zum Begräbnis des Papstes war im Dom ein einziges Kommen und Gehen zu der Stelle, an der inzwischen ein Bild des Verstorbenen aufgestellt worden war und ein Kondolenzbuch auslag. Und jeder der wollte, konnte hier seinen Namen oder ein paar Worte eintragen.

Der Kölner Dom, räumlich weit entfernt vom Petersdom in Rom, wurde damals, in diesen Tagen des Abschieds von Johannes Paul II., zu einem Ort, wo mitten in Köln viele Menschen ihre Verbundenheit, ihre Trauer, ihren Respekt, ihren Dank und ihre Liebe zum Ausdruck brachten.

Es ist wichtig, dass es in solchen und ähnlichen Situationen Orte gibt, wo das möglich ist. Nicht nur, wenn ein Papst stirbt.

Ihr Domkapitular Günter Assenmacher aus Köln

Copyright Vorschaubild: Kölner Dom onnola CCBY-SA 2.0 flickr

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