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Kirche in WDR 3 | 11.05.2015 | 07:50 Uhr

Annette

Guten Morgen! Nur einige von Ihnen kenne ich persönlich, liebe Hörerinnen, liebe Hörer – aber ich weiß, dass Annette heute zuhört. Annette…, ich kenne sie erst seit kurzer Zeit. Obwohl: Unsere Wege hatten sich schon vor langer Zeit zum ersten Mal gekreuzt. Daran hat sie sich erinnert, hat mich ausfindig gemacht und dann gefragt: Bist Du, der damals da und dort… und kann es sein und könnten wir?

Ja, ich war, ich bin derjenige. So haben wir uns getroffen. Wir waren sofort im Gespräch und landeten schnell an jenem Juli-Tag vor langer Zeit. Einem Tag, an dem ich einen Freund verlor, sie aber ihren großen Bruder.

Seit meiner Jugend hatte mich diese Erfahrung begleitet. Der Schatten ließ sich nie ganz vertreiben und meldete sich bei jedem weiteren Verlust neu. Doch um vieles ungeheurer war der Tod des Bruders für das Vorschulkind, das Annette damals war! Sie hatte vieles nicht verstanden, nicht verstehen können. Die Eltern konnten nicht erklären, was passiert war, waren wie versteinert oder endlos traurig.

Die erwachsene Annette hat später Einsichten gewonnen: Dass die Distanz der Mutter, unter der sie immer gelitten hatte, ein Selbstschutz war: Annettes Bruder war schon das zweite Kind, das sie verloren hatte. Konnte sie da ihr Herz noch einmal in vorbehaltloser Liebe riskieren und an ihre Tochter hängen? Es war ihr schon zu sehr zerrissen! Und Annettes Vater? In seiner Trauer lebte er immer wieder im „Wenn“ und „Wäre doch…“ Wenn Dein Bruder noch lebte, wär er nicht gestorben, dann… Und Annette hörte aus diesen Worten ein ums andre Mal: Du kannst ihn nicht ersetzen, Du genügst nicht!

Erst spät hat sie darüber noch mit dem Vater reden können. Wer so etwas wagt und tut, ist zu beneiden, Ja, ich beglückwünsche Dich, Annette: Du hast ihm sogar Dein Verständnis gesagt und gezeigt. Was Du so sehr gebraucht hättest und Deine Eltern Dir nicht gaben, nicht geben konnten: Du hast versucht, es ihnen zu geben. Du hast ihnen getan, was sie Dir hätten tun sollen und willst nicht aufrechnen und heimzahlen. Ich bin überzeugt: Der Jesus der Bergpredigt würde sich über dieses Verhalten freuen und dich selig preisen.

Doch an Gott als einen liebenden Vater glauben? Wie soll Annette das schaffen? Und die Kirche, in der ihre Eltern damals Zuflucht suchten, kann sie noch nicht bergen. Das ist kein Wunder.

Es sind nicht nur körperliche Gewalterfahrungen, die ein Kind quälen. Es leidet auch, wenn es abgewiesen wird oder überfordert. Beides beschädigt das Urvertrauen in einen schützenden Vater, eine liebevolle Mutter.

Annette weiß das. Wie sie überhaupt viel weiß. Über sich, ihre Eltern. Inzwischen auch ein wenig mehr über das Geschick ihres Bruders, nachdem wir uns ausgetauscht haben. Viele von Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, kennen ähnliche Erfahrungen. Ich hoffe, sie bleiben damit nicht allein, sondern Sie machen sich auch auf den Weg. Wie Annette.

Vielleicht gelingt es ihr und Ihnen, auch Gott einzubeziehen Mit dem darf und soll man reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist und wie einen der Schmerz geformt hat: Nicht lieb Kind spielen und zu allem Ja und Amen sagen. Sondern richtig Dampf ablassen und schimpfen und streiten und kämpfen und die Sachen auf den himmlischen Tisch knallen. Gott ist dafür nicht zu zimperlich. Er erträgt das. Und versteht es. Und am Ende kommt er uns lachend entgegen und sagt: Mensch, dafür hab ich doch meinen Sohn zu euch geschickt, dass ihr mit ihm nach Hause findet. Seid mir willkommen!

Aus Bonn grüßt Sie Pfarrer Eko Alberts.

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