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Kirche in WDR 3 | 09.06.2015 | 07:50 Uhr

Auferstehung

Marcos Blick fällt auf das schlichte Holzkreuz an der Wand. Es hängt im Eingangsbereich unseres Pfarrhauses. Unzählige Male ist er auf dem Weg zum Kindergarten daran vorbeigelaufen, ohne groß darauf zu achten. Doch heute bleibt mein sechsjähriger Sohn vor dem Kreuz stehen und betrachtet es ganz bewusst. „Warum hängt Jesus nicht an dem Kreuz?“, sagt er und blickt mich fragend an.

Meine Gedanken überschlagen sich. Wie erkläre ich meinem Sohn die Bedeutung eines Kruzifixes und wie mache ich ihm klar, was an diesem Kreuz ohne Jesus besonders ist, vielleicht sogar, was das mit der reformierten Kirche zu tun hat? Noch während ich darüber nachdenke, sagt er ganz ruhig: „Er kann ja gar nicht mehr dran hängen – er ist ja auferstanden!“ Dem hatte ich nichts mehr hinzuzufügen. So einfach ist die christliche Botschaft: Jesus hängt nicht mehr am Kreuz – er ist auferstanden.

Guten Morgen. Die Sache mit dem Kreuz hat mich an diesem Tag noch eine Weile beschäftigt… Manche haben ein Kreuz im Hausflur, andere tragen ein Kreuz als Modeschmuck, manchmal sieht man ein Kreuz am Straßenrand.“ Die meisten haben schon erlebt, dass ein Mensch gestorben ist, der ihnen nahestand. Das macht uns traurig und es dauert seine Zeit, bis wir damit fertig werden, bis der Schmerz nachlässt. Es ist fast unvorstellbar zu wissen, dass man diesen einen Menschen nie mehr wiedersieht, nie mehr mit ihm sprechen, ihn nie wieder umarmen kann. Den Schmerz über einen solchen Verlust tragen wir ein Leben lang mit uns – mit der Zeit lernen Menschen, damit zu leben. Übernehmen Aufgaben, die sonst der andere wahrgenommen hatte. Pflegen die Erinnerung, sprechen mit Freundinnen und Freunden.

All das hilft. Und etwas anders kann helfen: Der Blick auf das leere Kreuz. Jesus hängt nicht mehr daran, weil er auferstanden ist. Der nächste Gedanke ist: Jesus ist auferstanden, dann ist auch mein Vater oder meine Oma, meine Schwester oder mein Freund auferstanden. Das Leben endet nicht mit dem Tod, in einem kalten Grab oder in einer Urne. Das Leben verändert sich – es formt sich neu. Der Tod ist ein Übergang. Es gibt verschiedene Bilder dafür: er ist ein Fenster oder eine Tür zu einer anderen Welt, er ist eine Brücke, eine Art Grenzübergang zu etwas ganz neuem. Wir wählen uns das Bild, das am besten in unsere Vorstellung passt. Mir hilft es, wenn ich mir vorstelle, dass meine Eltern weiterleben – in Gottes Nähe. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dieses Leben aussieht, aber das ist nicht schlimm.

Allein der Glaube, oder nennen Sie es Gefühl, dass sie bei Gott gut aufgehoben sind, ist schön. Es nimmt dem Tod die Endgültigkeit. Ich lebe in genau in dieser Spannung: auf der einen Seite der Schmerz über den Verlust – auf der anderen Seite die Gewissheit, dass sie bei Gott an einem schönen Ort sind.

Wenn ich jetzt nach Hause komme, dann richte ich meinen Blick gezielt auf das schlichte Holzkreuz an der Wand. Und in Gedanken wiederhole ich die Worte meines Sohnes: Jesus hängt nicht am Kreuz - er ist auferstanden.

Liebe Hörerin, lieber Hörer, vielleicht trauern Sie auch im einen geliebten Menschen – vielleicht schon jahrelang, vielleicht erst seit Kurzem. Ich wünsche Ihnen den Blick auf ein schlichtes, leeres Kreuz und das Vertrauen darauf, dass sich das Leben neu formt. Gott befohlen! Ihre Johanna Krumbach, Pfarrerin in Augustdorf

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