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Kirche in WDR 3 | 09.09.2015 | 07:50 Uhr

Der gläubige Ungläubige

Guten Morgen!

Thomas, dieser junge Mann um die 20, ist bekannt für seine Leidenschaftlichkeit, seinen Freimut. Sanftmut ist nicht seine Stärke. Einsatzbereitschaft bis zum Letzten schon eher. „Gehen wir, um mit ihm zu sterben!“ hatte er noch vor kurzem gesagt. Ihm war klar, welche Konsequenzen das haben konnte: ein Freund dieses Jesus von Nazareth zu sein. Doch als es drauf ankommt, knickt auch er ein. Wie die anderen. Nun heißt es plötzlich drei Tage nach der Hinrichtung seines Freundes, der Gekreuzigte lebe. Er sei auferstanden. Ja, er habe sich sehen lassen an dem alten, gemeinsamen Treffpunkt. Doch ausgerechnet er, Thomas, war nicht dabei. Thomas, dem die Leichtgläubigkeit seiner Zeitgenossen seit jeher ein Ärgernis war. Ein leicht gemachter Glaube hat für ihn kein Gewicht, null Bedeutung. Oberflächlich, naiv und folgenlos findet er einen leichtfertigen Glauben. Wenn schon, denn schon.

Wenn dieser Auferstandene echt sein soll, der echte Jesus, sein Freund, dann musste er doch noch die Wunden des Kreuzes haben! Wenn nicht, dann war klar: das ist eine Täuschung, Einbildung, fromme Fantasie!

Mir scheint: Thomas ist gar nicht bloß der Ungläubige. Sind die anderen Jünger nicht mindestens so ungläubig! Warum sonst ihre Heidenangst? Thomas, so glaube ich, ist der einzige Jünger, der erfasst hat, worum es wirklich geht! Er bohrt nach, fragt gezielt: Ist dieser Auferstandene derselbe wie der Gekreuzigte? Ansonsten macht´s ohne mich! Einer frommen Einbildung werde ich nicht folgen!

Durch sein kritisches Nachfragen gelangt er bis zu dem Punkt, wo der Glaube einen Riesensprung des Vertrauens macht: „Mein Herr und mein Gott! Der Freund, den sie erledigt hatten, er lebt! Er ist wirklich auferstanden! Er ist Leben pur!“

Darum geht es bis heute im christlichen Glauben. Das hat Konsequenzen im persönlichen wie im politischen Leben. „Die Armen müssen Maßstab sein!“ So drücken es die amerikanischen Bischöfe aus. Die Opfer der Menschheitsgeschichte müssen eine Zukunft haben. Denn der solidarisch war mit den Opfern der Geschichte ist auferstanden. In ihm hat Gott die Opfer über ihre Täter erhoben. Als erster hat Thomas diesen Kern des christlichen Glaubens kapiert.

Ich finde, Papst Gregor der Große hat recht: „Zum Glauben nützt uns der Unglaube des Thomas mehr als der Glaube der glaubenden Jünger.“ Denn echter Glaube ist widerständisch, kritisch, alles andere als naiv. Er hilft kritisch zu unterscheiden und sich klar zu entscheiden.

Und er macht selbstkritisch: Denn jeder Gläubige bleibt immer auch – mal mehr, mal weniger – ein Ungläubiger.

Ich selbst habe in der Entwicklungsgeschichte meines Glaubens viel von der Kirche, ihren Heiligen und manch gläubigen Zeitgenossen gelernt. Aber kaum weniger habe ich für meinen Glauben gelernt von den angeblich Ungläubigen und von den Andersgläubigen. Freunde, die aus der Kirche ausgetreten sind, und Nicht-Kirchgänger, Muslime und Hindus sind mir Schwestern und Brüder auf dem Weg eines erwachsenen Glaubens. Sie gehören zu mir. Und ich glaube, Gott nimmt mich nicht ohne sie.

Einen wachen Tag wünscht Ihnen Georg Lauscher aus Aachen.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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