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Kirche in WDR 3 | 16.06.2016 | 07:50 Uhr

„Alltag und Wort Gottes im Gespräch“

Vor 20 Jahren: Gedenkstätte für die ermordeten Frankfurter Juden eingeweiht.

Guten Morgen!

Heute vor 20 Jahren wurde in Frankfurt am Main die Gedenkstätte für die ermordeten Frankfurter Juden eingeweiht. Im Vorfeld gab es viele Diskussionen. Befürworter und Gegner standen sich gegenüber – wie so oft. Damals, 50 Jahre nach Kriegsende war es schwierig, sich einen genauen Überblick über Opfer und Täter zu verschaffen. Die Gegner fragten: Waren die Frankfurter denn kollektiv schuldig geworden?

Ob die Schuld groß oder klein ist; ob der Schuldige überhaupt schuldfähig war; ob die Menschen wussten, was sie taten; solche und viele andere kritischen Anfragen gab es vor 20 Jahren in Frankfurt am Main. Und es gibt sie noch heute. Das mit der Schuld ist so eine Sache.

In einer Versammlung von Katholiken sagte vor einigen Monaten ein Herr: „Ich kann das Thema Schuld nicht mehr hören. Ich bin mir in meinem Leben keiner Schuld bewusst.“ Ein anderer stimmte zu und ergänzte: „Ich bete im Vater-unser-Gebet die Bitte ‚und vergib uns unsere Schuld‘ nicht mehr mit.“

Was macht uns eigentlich so sicher, unschuldig zu sein? Ich bin überzeugt, dass es zu uns als Menschen gehört, nicht alles richtig zu machen. Und, dass uns Fehler manchmal unbewusst unterlaufen. Dass wir aber manchmal auch schuldig werden, weil wir nicht alles an Gutem tun, was wir tun könnten. Manchmal entscheiden wir uns bewusst dafür, dass Schlechte zu tun und werden schuldig.

Nicht tun, was wir tun könnten oder bewusst das Schlechte tun, verursacht Schuld. Eigentlich bin ich dagegen zu generalisieren. Aber manchmal ist es berechtigt: Fast alle Menschen sind in der Lage, Gutes zu tun und zu unterlassen. Und niemand von uns ist ein Unschuldslamm. Doch bleibt das Thema Schuld schwierig. Zum einen, weil es beschämt, Schuld einzugestehen. Zum anderen, weil wir nicht wissen, mit dem Schuldigen umzugehen. In meiner Familie beschäftigt uns seit über 70 Jahren mein Großvater Jakob mit dem Thema Schuld und Schuldige. Das kam so:

Ein führendes Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP hatte mehr jahrelang dafür gesorgt, dass kein Parteimitglied die Gaststätte meines Großvaters betreten durfte. Er war nicht auf Parteilinie. Nach dem Krieg bat dieser Mann meinen Großvater: „Jakob, bitte bescheinige mir, dass ich kein Nazi bin.“ Nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte unterschrieb mein Großvater mit der Begründung: „Ich kann ihm kein Brot geben. Ich will es ihm und seiner Familie auch nicht nehmen.“

Ob das so richtig war, weiß ich nicht. Aber mein Großvater Jakob sah in dem, der an ihm schuldig geworden war, nicht nur den Schuldigen. Er sah in ihm auch den Menschen und dessen Verantwortung für seine eigene Familie.

Wie auch immer, mein Großvater Jakob erinnert mich an das, was Jesus gesagt hat: „So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben.“ (Mt 6, 9.12)

Gedenkstätten für die ermordeten Juden in Frankfurt am Main und überall auf der Welt sind Orte, die einladen, sich dem Thema Schuld zu stellen und über den Umgang mit den Schuldigen nachzudenken. Solches Nachdenken ist anstrengend und führt zu Konflikten. Solche Konflikte aber sind besser, als das Verschweigen oder als ein Leben im Unschuldswahn. Besser sich der eigenen Schuldfähigkeit bewusst sein, als sie auszublenden und kalt erwischt zu werden von der Schuld, die wir uns selbst oder andere sich aufladen.

Dass Sie heute auf Menschen treffen, die Ihnen Ihre Schuld vergeben, und dass Sie selbst gut mit Ihrer Schuld und der Schuld der anderen umgehen können, wünscht Ihnen Pater Manfred Kollig aus Münster.

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