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Kirche in WDR 3 | 17.11.2016 | 07:50 Uhr

Der Weinstock

In Leutesdorf am Rhein haben Bauarbeiter 1936 zufällig einen etwa 50 cm hohen kalkartigen Stein gefunden. Diesen auffälligen Stein aus dem 7. Jahrhundert können Sie sich heute im Museum Neuwied anschauen. Das Besondere an diesem rechteckigen Stein ist die Inschrift: Sie nennt einen unbekannten Mann namens Giboaldus und dessen Sterbedatum am 12. Juni eines nicht genannten Jahres. Die Schriftzüge zeigen: Der Stein hat ursprünglich ein Grab gekennzeichnet. Mehr noch als die Inschrift interessiert mich das Ornamentband, mit dem die Worte eingerahmt sind. Darin erkenne ich Blätter des Weinstocks. Mit dem Symbol des Weinstocks haben Christen schon seit dem frühen Christentum die Grabmäler ihrer toten Angehörigen geschmückt.

Weinranken oder der Weinstock als Motiv auf Grabsteinen begegnen mir auch heute noch häufiger, wenn ich über Friedhöfe im Rheinland oder an der Mosel gehe - und zwar nicht nur bei den Verstorbenen einer Winzerfamilie. Auch unabhängig von einer bestimmten Landschaft taucht an Gräbern das Sinnbild des Weinstocks auf.

Wie aber kommt der Weinstock in die christliche Bilderbildersprache? Zunächst muss man wissen, dass der Weinstock bereits im Alten Testament genannt wird. Allerdings in einer negativen Beschreibung: Der Prophet Jeremia vergleicht Israel mit einem Weinstock, den Gott gepflanzt hat. Aber der Weinstock bringt keine Frucht (vgl. Jer 2,21).

Auf diesen Vergleich Israels mit einem Weinstock bezieht sich Jesus im Neuen Testament. Und er bezieht diesen Vergleich auf sich. In den sogenannten Abschiedsreden des Johannesevangeliums sagt Jesus mehrfach von sich selbst: „Ich bin der Weinstock“ (Joh 15,5). Dieses „Ich-bin-Wort“ Jesu erschließt sich, wenn man den folgenden Satz hinzunimmt, in dem Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Ihr seid die Reben“. Bleiben wir zunächst in dem Bild: Der in der Erde verwurzelte Weinstock treibt Reben, an denen die Trauben reifen können. Ohne Wurzel keine Triebe, ohne Zweige keine Früchte. Alles hängt miteinander zusammen. Wenn Jesus sich selbst als Weinstock bezeichnet und seine Jünger und Jüngerinnen als Reben, dann geht es ihm um das Bild einer engen Gemeinschaft: Nur wenn die Jünger und Jüngerinnen mit Jesus Christus verbunden bleiben, können sie leben und Frucht bringen. Das Bindeglied dieser neuen Gemeinschaft ist der Glaube, der seinen Ausdruck in der Liebe findet. Die Liebe ist die Frucht des Lebens aus dem Glauben, sie ist die Grundlage und das Grundgebot für alle, die sich zu Jesus Christus bekennen: Liebt einander! (Joh 15,12).

So verwendet Jesus das Bild des Weinstocks als Symbol für die unzerreißbare Lebensgemeinschaft mit ihm, in der jeder steht, der an ihn glaubt. Darin hineingenommen werden Christen durch die Taufe. Und diese Gemeinschaft kann der Tod nicht auseinanderreißen. Die untrennbare Gemeinschaft über den Tod hinaus ist wie eine einzige Schicksalsgemeinschaft all derer, die an Jesus Christus glauben. Deshalb hoffen Christen, dass sie einst auch mit ihren lieben Verstorbenen, mit ihren Eltern und Großeltern, aber auch mit ihren Kindern und Kindeskindern, im Tod wieder vereint werden.

Ich empfinde Trost bei diesem Bild vom Weinstock: Er ist ein Sinnbild für die bleibende Verbindung, für die untrennbare Gemeinschaft von uns Lebenden mit unseren Verstorbenen. Denn auch ich hoffe, nach dem Tod enge Familienangehörige und liebe Freunde wiederzusehen, die mir vorausgegangen sind, und die ich vielleicht nie kennen gelernt habe. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich einst über den Tod hinaus auch anderen lieben Menschen begegnen werde, dich ich in diesem Leben nicht mehr kennenlernen darf.

Wenn ich hin und wieder einen Grabstein mit dem Symbol des Weinstocks auf einem Friedhof sehe, dann erinnere ich mich daran: Die Liebe bleibt - auch über den Tod hinaus!

Dass auch Sie diese Erfahrung machen können, wünscht Ihnen Eva-Maria Will aus Köln.

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