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Kirche in WDR 3 | 22.12.2016 | 07:50 Uhr

Ausreden…

Guten Morgen! Es ist ein kalter Wintertag. Ich habe verschlafen. Unrasiert und ohne Kaffee fahre ich zum Bahnhof. Gut, dass ich mein Ticket schon habe. Vielleicht kriege ich den Zug noch. Ich hetze die Stufen hinauf zum Bahnsteig, die Rolltreppe ist viel zu langsam. Da steht der Zug noch. Der Zugbegleiter gibt mit seiner Pfeife das Signal zum Losfahren. Ich missachte ihn und greife nach einer Waggontür. Sie geht nicht auf. Der Zugchef auf dem Bahnsteig schnauzt mich an: „Zurückbleiben!“ Ich bleibe zurück. Der Zug fährt an. Dann das Wunder. Der Lokführer hat mich offenbar gesehen, vielleicht auch noch etwas von meiner Wut mitbekommen, und ich traue meinen Augen nicht: Er hält noch mal an. Das ist mir noch nie passiert und ich hatte es auch von niemand anderem je gehört.

Bevor ich mir die Augen reiben kann, bin ich eingestiegen, lasse mich in den Sitz eines Abteils fallen und japse wie ein schlecht trainierter Hund. Geschafft. Es gibt doch noch Menschen. Her mit dem Bundesverdienstkreuz für diesen Lokführer. Außer Puste, aber hochzufrieden lehne ich mich zurück. Glück pur.

Das Glück dauert fünf Minuten. Dann ein Blick aus dem Fenster. Der erste Blick zögernd, der zweite schon kommentiert mit „Bitte nicht“, schließlich mit unübersehbarer Gewissheit: Der Zug fährt in die Gegenrichtung. Falscher Zug, netter Lokführer, katastrophales Ergebnis.

Ich entreiße meinem Helden den Verdienstorden und brülle ihn in meiner Vorstellung an. Gott sei Dank kann er das ja nicht hören. „Wärst du doch weitergefahren! Warum musst du Trottel denn noch mal anhalten? Machst du doch sonst nicht, macht doch niemand!“

Dass ich der Trottel war, hab‘ ich mir erst später eingestanden. Jetzt brauchte ich erst einmal einen Sündenbock und nahm den Unschuldigsten, den es gab. Den, der nun wirklich in bester Absicht gehandelt hatte. Später hat mich das mehr erschreckt als meine eigene Schusseligkeit. Fehler gebe ich nicht gerne zu. Auch nicht mir selbst gegenüber. Da greife ich schon mal zu Ausreden.

Gäbe es eine Medaille für weltbeste Ausflüchte, dann müsste die meiner Meinung nach etlichen Fußballspielern verliehen werden. Danach gefragt, warum sie eine Niederlage einstecken mussten, sagen sie selten mal: „Ich bin gescheitert“, oder: „Unsere Mannschaft war einfach nicht leistungsstark genug – die anderen waren besser. Oder: „Ich war nicht gut genug vorbereitet.“

Nein, da wird beschönigt, Schuld den anderen in die Schuhe geschoben oder sonst eine Ausrede gebraucht. Da werden die Platzverhältnisse verantwortlich gemacht oder die körperlich zu hart agierenden Gegenspieler sind Schuld oder, auch immer wieder gerne genannt: der Schiedsrichter.

Mit den fremden Fehlern beschäftigen sich viele eben lieber als mit den eigenen. Die Splitter im Auge der anderen erkenne ich leichter als den Balken in meinem eigenem. Diese Redewendung stammt ja aus der Bibel und zeigt, dass das Problem ziemlich alt ist. Aber nicht unlösbar. Mitunter erhalten wir ungefragt kleine Lektionen, so wie ich die meine im Zug. Dazu stehen, wenn ich etwas verpatzt habe, statt das anderen in die Schuhe zu schieben, dazu wünsche ich mir und Ihnen Gottes Rückenwind und Segen!

Ihr Pfarrer Michael Opitz aus Düsseldorf.

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