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Kirche in WDR 3 | 08.02.2017 | 07:50 Uhr

GedenkMal

Guten Morgen!

Beim „letzten Solo“ habe ich früher immer an eine Konzertdarbietung gedacht. Aber heute hört sich das ganz anders an: Immer mehr Menschen werden ohne Begleitung und auf Kosten der Kommunen beerdigt, weil ihre Familien zerbrochen sind und die niemand haben, der sich um ihre Beerdigung kümmert. Im ganzen Land steigt die Zahl derer, die einsam und verlassen sterben. In München zum Beispiel verdoppelte sich die Zahl solcher Todesfälle in nur 10 Jahren von 322 im Jahr 2005 auf 591 im Jahr 2015.

In Detmold, wo ich Pastor bin, engagieren sich Frauen und Männer in einer ökumenischen Initiative zur Gestaltung sogenannter „Ordnungsamtsbestattungen“: Das sind Beerdigungen, die die vornimmt, falls kein Angehöriger oder Nahestehender diese Aufgabe übernimmt. Die Kommunen sind übrigens gesetzlich dazu verpflichtet und erledigt das in der Regel so kostengünstig wie möglich. In den meisten Fällen kommt dann nur eine anonyme Urnenbeisetzung ohne Gedenkfeier in Frage.

Ehrenamtliche aus unserer katholischen wie der evangelischen Gemeinde sind darauf aufmerksam geworden und haben überlegt, was sie gegen diese Anonymität tun können. Sie gestalten vierteljährlich eine Gedenkfeier und bestatten die Urnen der Verstorbenen gemeinsam in einem dafür vorgesehenen Gräberfeld. Den Verstorbenen soll dadurch eine letzte Ehre erwiesen werden.

Inzwischen hat diese Gedenkfeier eine weitere Aufmerksamkeit erfahren: Ein Kunstwerk aus Cortenstahl wurde nämlich auf dem Friedhof aufgestellt. Es heißt GedenkMal. Hier wird genau dieser Menschen gedacht, um deren Beerdigung sich niemand kümmert. Im Zentrum des Kunstwerkes sind kleine weiße Fähnchen mit einem Seil befestigt. Auf jedem Fähnchen steht ein Name eines hier Beigesetzten. Den Organisatoren des GedenkMals ist es wichtig: Der Name eines Menschen darf doch nicht einfach in Vergessenheit geraten.

Bemerkenswert ist, dass seitdem diese Gottesdienste bekannt sind immer wieder auch Menschen kommen, die diese Verstorbenen gekannt haben, Nachbarn, alte Freundinnen, Arbeitskollegen oder weitläufige Verwandte. Sie haben die Namen der Verstorbenen in einer Anzeige der Zeitung gelesen, die zur Gedenkfeier von den ehrenamtlichen Helfern geschaltet war. Ich bin bei diesen Beerdigungsgottesdiensten immer wieder dabei. Wenn ich in die Gesichter der Hinterbliebenen schaue, stelle ich fest: Sie sind froh, auf dem Friedhof einen öffentlichen Ort zu haben, um von verstorbenen Bekannten gebührend Abschied nehmen zu können, auch nach der Bestattung.

Inzwischen unterstützen viele andere Menschen der Stadt Detmold die Initiatoren bei diesem alten christlichen Werk der Barmherzigkeit, Tote würdevoll zu bestatten. Die Gebete, die Musik und die gesprochenen Worte helfen den Versammelten dabei, ihren Abschied zu verarbeiten und sich der Verstorbenen zu erinnern.

So bemühen sich die Mitglieder der Initiative für die Gedenkfeier jedes Mal etwas aus dem Leben der Verstorbenen herauszufinden und sind oft ganz erstaunt, wie anrührend und wertvoll das ist, was sie so erfahren und was sie den Versammelten vortragen. Ich selber staune dann immer wieder, wenn auf einmal beim Gedenkgottesdienst von modebewussten und ordnungsliebenden Menschen erzählt wird, von besonderen Vorlieben und von der Freude am Leben. Zu hören ist jedes Mal aber auch von Einsamkeit und zerstörten Beziehungen. Nicht wenige der Verstorbenen haben Gewalt erlebt und Probleme mit Alkohol und Drogen gehabt. Normales und Besonderes ist zu hören, wie das Leben eben so ist, mit seinem Auf und Ab.

Für mich ist das Mitwirken in der ökumenischen Initiative zu den Ordnungsamtsbestattungen ein Zeichen dafür, dass jeder Mensch eine unverlierbare Würde besitzt – auch über den Tod hinaus und ganz gleich, was in seinem Leben passierte.

Aus Detmold grüßt Sie Ihr Pfarrer Christian Ritterbach

* Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 7. Januar 2017 Amtsbestattungen, das letzte Solo.

* Vgl. www.gedenk-mal.name

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