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Choralandacht | 04.03.2017 | 07:50 Uhr

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Du schöner Lebensbaum des Paradieses (eg 96)

Musik 1: Choral (1. Strophe) Du schöner Lebensbaum des Paradieses, / gütiger Jesus, Gotteslamm auf Erden. / Du bist der wahre Retter unsres Lebens, / unser Befreier.

Autorin:

Eine alte Legende erzählt: Seth, der Sohn von Adam und Eva, kommt an die Pforte des Paradieses. Er darf nicht hinein, denn seit der Vertreibung seiner Eltern versperrt der Erzengel Michael den Eingang. Aber dreimal darf er in den Paradiesgarten blicken. Zweimal sieht er einen verdorrten Baum, beim dritten Mal einen grünenden Baum, in dessen Wipfel die Jungfrau Maria und das Jesuskind erscheinen. Der Erzengel gibt ihm drei Samenkörner des Lebensbaumes mit, die er seinem Vater nach dessen Tod unter die Zunge und damit ins Grab legen soll. Aus Adams Grab wachsen zunächst drei Bäume: eine Zeder als Symbol der Unvergänglichkeit, eine Zypresse als Symbol der Trauer und eine Palme als Symbol der Auferstehung. Später wachsen diese Bäume zu einem Baum zusammen. Und noch viel später wird aus dem Holz dieses Baumes das Kreuz Jesu gezimmert.

Das Bild des Lebensbaumes als Kreuzesbaum Jesu ging in die christliche Überlieferung ein. Im Herzoglichen Museum in Gotha hängt ein Bild, das Lucas Cranach der Ältere 1529 gemalt hat. In der Mitte steht der Lebensbaum. Auf der einen Seite sind seine Äste verdorrt, im Hintergrund ist die Vertreibung aus dem Paradies zu sehen. Auf der anderen Seite ist der Baum grün, hier sind die Passion und die Auferstehung Jesu abgebildet.

In unserem Liedtext verschmilzt sogar das Bild des Baumes mit der Figur des Christus.

Musik 2: Choral (1. Strophe) Du schöner Lebensbaum des Paradieses, / gütiger Jesus, Gotteslamm auf Erden. / Du bist der wahre Retter unsres Lebens, / unser Befreier.

Autorin:

Und noch ein anderes alttestamentliches Bild wird auf Jesus Christus bezogen: das Lamm, das geopfert wird und dessen Blut rettet.

Sprecher:

Als die Israeliten in Ägypten versklavt waren und der Pharao die Freilassung verweigerte, schickte Gott einen Racheengel, der alle Erstgeborenen tötete. Die Israeliten erhielten die Anweisung, ihre Türpfosten mit dem Blut eines geschlachteten Lammes zu bestreichen, dann würde der Engel ihre Erstgeborenen verschonen.

Autorin:

Lebensbaum, Gotteslamm: das sind starke Bilder. Christinnen und Christen haben versucht, den Tod Jesu zu begreifen und zu deuten. Sollte dieser politisch motivierte Mord umsonst gewesen sein? Wie war das alles zu verstehen, welche Konsequenzen sollten die Gemeinden daraus ziehen?

In den Schriften der jüdischen Bibel fanden sie Erzählungen, die ihnen bei der Deutung halfen. Die beiden alten Bilder vom Lebensbaum und vom Gotteslamm werden später auch im letzten biblischen Buch, der Offenbarung des Johannes, wieder aufgegriffen. So wird der Tod Jesu in einen großen Zusammenhang gestellt.

Die zweite Strophe des Liedes versucht eine Erklärung. Sie ist die eigentliche Passionsstrophe:

Sprecher:

Nur unsretwegen hattest du zu leiden, / gingst an das Kreuz und trugst die Dornenkrone. / Für unsre Sünden musstest du bezahlen / mit deinem Leben.

Autorin:

„Nur unsretwegen hattest du zu leiden“. Für uns kam Jesus auf die Welt, ist als Mensch geboren, hat gelitten, ist gestorben und begraben. Aber die Osterbotschaft aus der ersten Strophe klingt noch nach:

Sprecher:

„Du bist der wahre Retter unsres Lebens, unser Befreier“

Autorin:

Und diese Botschaft weist der Gemeinde den Weg.

Musik 1: Choral (3. Strophe) Lieber Herr Jesus, wandle uns von Grund auf, / dass allen denen wir auch gern vergeben, / die uns beleidigt, die uns Unrecht taten, / sich selbst verfehlten.

Autorin:

Die Perspektive hat sich geändert. Nach der Passionsbetrachtung wendet sich die singende Gemeinde nun im Gebet an Jesus, mit der Bitte um Verwandlung, damit Vergebung möglich wird.

Das ist doch eine Zumutung! Wir sollen unseren Feinden vergeben, die uns beleidigen, beschimpfen, bedrohen? Ja, das wird uns zugemutet, das ist die jesuanische Friedensbotschaft, wie die Bibel sie überliefert. Und im Lied lässt sich schon einmal üben, was in der Alltagsroutine nicht so leicht über die Lippen kommt.

Sprecher:

Für diese alle wollen wir dich bitten, / nach deinem Vorbild laut zum Vater flehen, / dass wir mit allen Heilgen zu dir kommen / in deinen Frieden.

Autorin:

Um 1640 ist das Lied entstanden. Es stammt aus dem heutigen Ungarn. Im Original hat es zwanzig Strophen. Ihm liegen die Worte Jesu zugrunde, die er am Kreuz gesagt haben soll. In der deutschen Übertragung klingen zwei dieser Jesusworte an:

Sprecher:

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ -

„Wahrlich, ich sage dir: heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“

Autorin:

Der Verfasser des Textes Imre Péczeli Király wurde 1590 in Pécsely geboren. Zunächst war er Schulmeister in Komárom an der Donau. Er studierte an der Universität Heidelberg und arbeitete als Pfarrer seit 1611 wieder in seiner Heimat bis zu seinem Tod 1641. Király hat seinen eigenen Namen in sein Passionslied hineingeschrieben. Die Anfangsbuchstaben der ersten ungarischen Strophen bilden den Namen Péczeli Király Imre. Damit macht der Dichter deutlich: ich bin mitten drin in dieser Geschichte!

In der fünften Strophe der deutschen Übertragung klingt ein weiteres Jesuswort an:

Sprecher:

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“

Musik 1: Choral (5. Strophe) Wenn sich die Tage unsres Lebens neigen, / nimm unsern Geist, Herr, auf in deine Hände, / dass wir zuletzt von hier getröstet scheiden, / Lob auf den Lippen.

Autorin:

Seit 1974 ist das Lied in Deutschland bekannt. Der Frankfurter Stadtjugendpfarrer Dieter Trautwein suchte für das ökumenische Liederbuch „Cantate Domino“ ein ungarisches Lied, sein Kollege Vilmös Gyöngyösi empfahl ihm das Lied von Imre Péczeli Király, das in Ungarn sehr beliebt ist. Beide Pfarrer übertrugen den Text aus dem 17. Jahrhundert ins Deutsche und nahmen dabei eine Fülle von Themen in den Blick.

In der fünften Strophe wird das eigene Sterben angesprochen. So war es in der Barockzeit üblich: die ars moriendi, die Kunst des Sterbens, wurde schon zu Lebzeiten bedacht und eingeübt. Und trotzdem wirkt diese Strophe nicht resignativ oder weltabgewandt. Das liegt an der Melodie. Sie entwickelt sich spiralförmig kreisend um den Grundton herum, steigt dann immer weiter nach oben und weitet jedes Mal den Radius aus. Und dann dieser Rhythmus mit dem dreimal wiederkehrenden Motiv aus Vierteln und Achteln: da-dada-da-da-dadadada-da-da, dem zum Schluss noch einmal das Anfangsmotiv folgt: da-dada-da-da. Die Kombination von Melodie und Rhythmus wirkt auf mich wie ein Volkslied, obwohl ihr komplexe musikalische Muster zugrunde liegen. Jedenfalls kann man gut danach schreiten oder sogar tanzen. Tanzen – ein Passionslied? Warum nicht? Das Lied beschreibt ja einen Weg, der im Text, aber auch in der Musik vollzogen wird.

Das Lied schließt mit einem Lobgesang und schlägt so den großen Bogen von der Paradiesgeschichte bis zum ewigem Frieden und österlicher Freude – eine gute Perspektive für die vor uns liegenden Wochen.

Musik 1: Choral (6. Strophe) Dank sei dem Vater, unserm Gott im Himmel./ Er ist der Retter der verlornen Menschheit,/ hat uns erworben Frieden ohne Ende, / ewige Freude.

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