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Kirche in WDR 3 | 05.05.2017 | 07:50 Uhr

Feindesliebe

Guten Morgen!

„Liebet eure Feinde!“ Schwere Kost am frühen Morgen! Aber vielleicht ein guter Start in den Tag, wo mancher Typ auf uns warten könnte, der uns das Leben schwer macht, der mit dem Wort „Feind“ ganz gut beschrieben ist.

Liebet eure Feinde. Ein Aufruf Jesu. Der meint damit sicher nicht, man müsse den Feinden um den Hals fallen und herzliche Gefühle für sie hegen. Man muss und kann sie nicht lieben, wie man seine Familie und seine Freunde liebt. Aber man kann die Feindschaft „entgiften“. Zum Beispiel: Keine üble Nachrede gegenüber dem Anderen. Ihn nicht anschwärzen und schlecht machen. Alte Geschichten nicht ewig nachtragen. Hassgefühle aufarbeiten. „Abrüsten“ im Denken, in der Sprache, in den Vorurteilen, in den Rachegefühlen und Schuldzuweisungen. Die Feindschaft wirkt ja wie ein „Kreisverkehr“ – ständig kreise ich darum, ich komme nicht los davon und schade mir letztlich selbst: Sie raubt mir innere Ruhe und Kraft. Raus also aus dem Kreisverkehr! Der Aus-Weg heißt Versöhnung, Vergebung. Und ein Stück Gelassenheit. Jesus sagt in der Bergpredigt (Mt 5,45): Gott lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Für mich wird das konkret mit einer Person: JACQUES HAMEL. Vor einem Jahr hat ihn kein Mensch gekannt. Erst durch seinen Tod – am 26. Juli letzten Jahres – schrieben die Zeitungen weltweit über ihn.

Jacques Hamel war ein französischer Priester, fast 86 Jahre alt. Einer, den es wirklich nicht in die Öffentlichkeit und in die Medien drängte. Er war eher scheu, bescheiden, asketisch, lebte ganz einfach, kam z.B. ohne Reisen aus. Bald sechzig Jahre war er Seelsorger in verschiedenen Arbeitergemeinden im Umkreis der französischen Stadt Rouen. Dort erlebte er, wie die Bevölkerung sich veränderte und immer mehr Menschen aus Afrika und dem arabischen Raum zuzogen. Mit den Muslimen lebte er in guter, oft freundschaftlicher Nachbarschaft. Die fraternité, die Brüderlichkeit war ihm auf den Leib geschrieben. Auch im hohen Alter half er noch aus in einer Gemeinde in St. Etienne-du-Rouvray. Die Leute schätzten ihn, sie ließen sich auf seine kurzen Predigten ein, die ohne rhetorischen Glanz aus dem Herzen kamen, und sagten: „Das ist ein Mann, der lebt das Evangelium.“

Bei einer Messfeier im kleinen Kreis – sechs ältere Leute waren dabei – kam der Tod. Zwei junge Männer drangen in die Kirche ein und erstachen ihn. Zwei verwirrte Seelen, so hätte Jacques Hamel wohl gesagt. Sie fühlten sich zum Dschihad aufgerufen und wollten mit der Tötung eines „Ungläubigen“ ein Zeichen setzen.

Als ich die Meldung abends im Fernsehen sah, war ich geschockt und entsetzt. Und wütend dazu! Aha, dachte ich, jetzt geht es also uns Christen an den Kragen! Der erste von Islamisten ermordete Priester in Europa! Eine Kampfansage! Fängt jetzt ein Glaubenskrieg an? Ich bewegte mich sozusagen im „Kreisverkehr“, baute große Fronten auf, dachte und empfand im Schema von Freund und Feind. Und die meisten Politiker und Kommentatoren in den Medien machten es so ähnlich.

Aber in St. Etienne-du-Rouvray, dem Tatort, passierte auch etwas anderes: Es kamen viele Muslime in die Totenmessen. Sie trauerten mit. Sie beteten mit. Sie waren mit den Christen vereint. Und sie hörten, wie der Bischof von Rouen sagte: „Wir haben keine anderen Waffen als das Gebet und die Brüderlichkeit unter den Menschen. Man kann das Böse mit der Liebe beantworten. Denkt an Jesus, der am Kreuz für die Folterknechte betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“

So geht der Weg aus dem Kreisverkehr von Hass und Feindschaft. Und – er führt ins Offene, ins Weite.

Davon bin ich überzeugt.

Johannes Broxtermann aus Lüdenscheid.

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