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Kirche in WDR 3 | 26.05.2017 | 07:50 Uhr
Allein die Schrift
O-Ton-Collage Kinder: Das ist ein Buch, wo die Geschichte von zum Beispiel Jesus oder Mose drin steht. / Das ist ein heiliges Buch, wo Christen drin lesen und da werden Geschichten erzählt, die früher passiert sind halt. / Also, da erfährt man auch drin, was man tun muss, um an Gott zu glauben, und was Gott auch von uns erwartet.
Autorin: Ein heiliges Buch, wo Christen drin lesen. Gemeint ist die Bibel, auch genannt: die Heilige Schrift.
O-Ton: Die Bibel ist so meine Leitschnur, wo ich Orientierung kriege und meinen Blick wieder wechseln kann. Und immer Anregungen so zum Thema „liebe deinen Nächsten“, also die Bergpredigt.
Autorin: Maike Warning ist Buchhändlerin und liest für ihr Leben gern – auch das Buch der Bücher, die Bibel.
O-Ton: Ich bin mit der Bibel groß geworden, mit der Kinderbibel und dann mit den normalen Bibeln.
Autorin: Als Pastorentochter hat sie von klein auf die Texte der Bibel kennengelernt. „Liebe deinen Nächsten“ hat sie als Kernbotschaft in verschiedenen Geschichten herausgelesen.
O-Ton: Jetzt fällt mir als erstes der barmherzige Samariter ein. Und der Nächste ist nicht der, den ich mir aussuche, weil er schön hübsch ist oder so, sondern weil er bedürftig ist.
Autorin: Als Jugendliche war ihr wichtig, jeden Tag Bibel zu lesen. Aber irgendwann hat Maike nicht mehr mit Lust und Leidenschaft gelesen, sondern sie ...
O-Ton: … hatte das Gefühl, du musst doch aber jeden Tag. Und was bist du denn für eine Christin, wenn du das nicht tust.
Autorin: Aus Freiheit war Zwang geworden: Du musst doch! Aber …
O-Ton: … Irgendwann hat mal jemand gesagt, die Bibel ist der Liebesbrief Gottes an seine Kinder. Und das hat mich super entlastet. Die Kernbotschaft ist mir bekannt, ich bemühe mich, danach möglichst doll zu leben, aber ich muss nicht jeden Tag, ich sag mal „die Gebrauchsanweisung“ wieder durchlesen. Aber ich weiß, wo was steht, und kann jederzeit darauf zurückgreifen.
Autorin: Die Bibel – und nur die Bibel – war auch für Marin Luther und die anderen Reformatoren seiner Zeit der Liebesbrief Gottes, die Gebrauchsanweisung fürs Leben. „Sola scriptura“, haben sie das auf lateinisch gesagt: „Allein die Schrift“ ist die Richtschnur für das Leben eines Christen. Nicht die Tradition der Kirche, nicht der Papst oder wer auch immer sagte: Du musst doch… so glauben, so leben, so beten. Nein, sagte Luther, allein die Heilige Schrift setzt den Maßstab und hilft zum Glauben an Gott und zum Leben als Christ.
Aber Martin Luther hat auch gesagt, in der Bibel, in diesem Buch mit 66 verschiedenen Büchern, gibt es auch „tadelnswerte Bücher“. Denn sie verwirren eher oder behindern einen im Glauben. Für Luther war der Jakobusbrief eine „stroherne Epistel“. Weil der Brief so voller Regeln ist: So und so muss man leben, erst dann glaubt man richtig, erst dann liebt Gott einen. Nein, Gott liebt uns zuerst. Mit dieser Liebeszusage kommt man zum Glauben an Christus.
Auch Maike Warning reibt sich an manchen biblischen Texten, zum Beispiel von dem Autoren Paulus.
O-Ton: Zum Beispiel „das Weib schweige in der Gemeinde“. Also, ich hab‘ früher immer gesagt, wenn ich mal in den Himmel komme, dann nehme ich mir erst mal Paulus zur Brust, mit dem habe ich einiges zu rupfen. Inzwischen kann ich die in dem Kontext seiner geschichtlichen Hintergründe sehen und kann das besser einordnen.
Autorin: Die Buchhändlerin hat einen Tipp fürs Lesen allgemein und fürs Bibellesen im Besonderen:
O-Ton: Lesen und prüfen und das Gute behalten.
Autorin: Es verabschiedet sich Antje Borchers aus Lemgo.