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Choralandacht | 30.09.2017 | 07:50 Uhr

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Verleih uns Frieden gnädiglich (eg 421)

Musik I, Choral: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten...

Autorin:

Als Jugendliche habe ich dieses Lied von Martin Luther zum ersten Mal gesungen. In der Kirche bei Kerzenschein, beim Friedensgebet, 1982, es war die Zeit des Kalten Krieges. Manchmal denke ich, ich muss diese Bitte um Frieden immer wieder singen, so wie die Welt heute ist. Ich denke besonders an die Lage in Syrien. Terror, Krieg, Gewalt über so viele Jahre. Da kann nur Gott uns helfen. Jemand anderes, irgendeine politische Kraft? Dazu ist niemand in der Lage. Beim Evangelisten Johannes lese ich: „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“ (Joh 14,27) Jesus sagte sie beim Abschied von seinen Jüngerinnen und Jüngern. (k.w. Martin Luther, der Komponist des Chorals, hat ganz fest vertraut auf diese Worte). Sie stärken auch meinen Glauben, dass Gott uns nicht allein gelassen hat und uns auch nicht alleine lässt in diesen Zeiten:

Musik I: Choral: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja sonst kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.

Autorin:

Wer geflüchtet ist, hat Erschreckendes erlebt und musste viel Angst überwinden. Denn wer in Libyen ein volles Flüchtlingsboot besteigt, weiß um die Gefahren, die damit verbunden sind. Und gleichzeitig ist es für viele die einzige Hoffnung.

Im Schwanenteich in Wittenberg liegen aus Holz geflochtene Boote, Flüchtlingsboote. Es sind Flüchtlingsboote, obwohl sie niemals Menschen über das Mittelmeer getragen haben. Ein Kunstwerk, gebaut von Menschen, die geflüchtet sind. Sie sind Teil der Ausstellung ‚Tore der Freiheit‘ in Wittenberg. Dort habe ich Michael Ebner von der Fachhochschule Salzburg getroffen. Er ist der künstlerische Leiter dieses Projektes.

O-Ton:

Die Intention der Installation am Schwanenteich ist symbolischer Natur, das heißt einerseits geht’s um Boote als Ausdruck von Katastrophe und Verzweiflung, und gleichzeitig san die Boote stellvertretend für Hoffnung, das heißt, diese Boote sind entstanden in internationalen Workshops gemeinsam mit Asylsuchenden, wo es darum gangen ist, zu kooperieren, und was wir gemerkt haben, dass im Zusammenhang mit dieser handwerklichen Tätigkeit, Boote zu bauen und Hölzer miteinander zu vernähen, dass man dann ins Gespräch kommt, in den Diskurs einsteigt und hinterher mehr voneinander weiß.

Autorin:

Handwerker, Asylsuchende, Studierende Professoren. Alle haben hier zusammengearbeitet, und so gelernt, sich besser zu verstehen. Das ist ein menschlicher Schritt auf dem Weg zum Frieden. Ich habe Michael Ebner gefragt, was ihm einfällt, wenn er die Worte ‚Verleih uns Frieden gnädiglich‘ hört.

O-Ton:

Die Friedensthematik ist für mich eine Thematik von Ressourcen, das heißt, wenn die Ressourcen ungerecht verteilt sind, dann kommt es in der weiteren Folge zu diesen Auswirkungen, die wir derzeit haben. Und unser Anspruch ist, dass wenn wir verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen, dann reicht’s für sehr viele. Dann kann man friedvoll miteinander umgehen, wenn es nicht darum geht, dass einer das meiste von den zur Verfügung stehenden Dingen hat.

Musik I: Choral: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja sonst kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine.

Autorin:

Der lateinische Text, den Martin Luther übersetzt hat, heißt: ‚Da pacem domine‘, wörtlich: ‚Gib Frieden Herr‘. Martn Luther bittet: Verleih uns Frieden. Was bedeutet das? Einen Rasenmäher kann man verleihen, eine Medaille wird verliehen. Aber Frieden? Ein Bekannter meinte: „Was geliehen ist, muss man zurückgeben, aber Gottes Frieden ist doch Geschenk.“ Ja, aber wir haben eine Verantwortung für das Geschenk. Ich stelle mir das vor wie bei einer Auszeichnung: da wird ein Zertifikat verliehen oder ein Pokal: Glückwunsch! Ihr könnt in Frieden leben! – Wir können den Frieden aber nicht wie einen Pokal in den Schrank stellen und uns auf unseren Lorbeeren ausruhen. Sondern Gott will, dass wir etwas daraus machen, uns anspornen lassen zu Größerem oder zu Mehr. So verstehe ich Luthers Bitte: Verleih uns Frieden gnädiglich. Für Michael Ebner, den künstlerischen Leiter der Ausstellung der Flüchtlingsboote, wird die Idee konkret in der Arbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen:

O-Ton Ebner:

Über das Arbeiten, über das gemeinsame Tun entsteht Akzeptanz, entsteht das Interesse an der anderen Person, entsteht Interesse an dessen Fähigkeiten und Fertigkeiten und dann ist das eine Basis für eine humanistische Gesinnung, die aus unserer Sicht für dieses Europa stehen soll und dieses Europa im Wesentlichen ausmacht und es wert macht, hier zu leben.

Autorin:

Als Klosterbruder hat Martin Luther den Adventshymnus ‚Veni redemtor gentium‘ gesungen und die Melodie dieses Hymnus ausgewählt für seine Übersetzung des Chorals Da pacem domine (1) So bitten also damals wie heute die Menschen mit ihren Worten Gott um Frieden. Und mit der Melodie bekennen wir, dass Gott am Ende aller Zeiten den Retter sendet, der den ewigen Frieden schafft. Der Komponist Caspar Othmayr hat die Melodie des Da pacem domine im Sopran und später im Tenor erhalten, während Alt und Bass durchgängig die bekannte Melodie von Verleih uns Frieden gnädiglich singen. (2)

Musik II: Choral: Othmayr, in Sammlung: Walter, Johann: Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott alleine (1‘44‘‘)

Autorin:

‚Gnädiglich‘ ist das einzige Wort, das Martin Luther in den Text wirklich eingefügt hat. Ja, denke ich: Wer auf Gottes Gnade vertraut, macht nicht sich selbst zum Alleskönner. Selbstüberschätzung und Übermut haben noch nie zu wirklich Gutem geführt. In Wittenberg steht in einem Holzhaus neben den Flüchtlingsbooten ein Mikroskop. Hier kann ich Holzphasern betrachten, natürliche Strukturen, die tragen. So habe ich gesehen, was es heißt, von der Natur, von Gottes Schöpfung zu lernen – vielleicht auch für den Frieden.

O-Ton Ebner:

Was bei uns in den Projekten auch auffallend war oder uns bestätigt hat, dass Dinge, die im kleinen Maßstab funktionieren auch groß gedacht ihre Gültigkeit haben. Das heißt, sehr oft sieht man‘s nicht, man kann Dinge mit dem Mikroskop erkennen und dann erkennt man sie in einem großen Maßstab wieder und kommt darauf, dass diese Ordnungssysteme funktionieren und einen Sinn haben, und möglicherweise auch eine Bedeutung.

Autorin:

Für mich heißt das: ich will immer wieder hinsehen, wo es schon ein friedliches Miteinander gibt, wo Schritte zur Versöhnung gemacht wurden und warum sie erfolgreich waren. Ich will beobachten, warum manche Beziehungen zwischen zwei Menschen so gut sind. Warum fühlt es sich in manchen Familien so gut an, wenn man dort zu Besuch ist. Oder wie es gelungen ist, dass deutsche und französische Jugendliche heute kein Problem mehr miteinander haben. Wer hat welche Schritte gemacht und wohin haben sie geführt? Und am Ende des Tages will ich zu Bett gehen und beten: Verleih uns Frieden gnädiglich. Amen.

1 vgl. Marti, Andreas, 421 Verleih uns Frieden gnädiglich, in Evang, Martin, Seibt, Ilsabe (Hg.) Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Heft 20, Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, 2015, S. 77-80.

2 Herzlichen Dank an Gerda Scharwächter, Kirchenmusikdirektorin i.R.

Musik I

Büro-Archiv-Nr. 009

CD-Name: Ich bete an die Macht der Liebe (CD 1/Track 4)

Titel:Verleih uns Frieden gnädiglich

Text:Martin Luther

Melodie:Martin Luther

Chor:Heinrich-Schütz-Kantorei Freiburg

Leitung:Martin Gotthard Schneider

Verlag:Hänssler-Verlag

Label:Hänssler Classic

LC-Nr.06047

Verwendete Musik: 1:47

Musik II

WDR-Archivnummer 6160145117.1.01

Titel:Verleih uns Frieden gnädiglich

Text:Martin Luther

Melodie:Martin Luther

Chor:Himlische Cantorey

Leitung:unbekannt

Verlag:jpc-Schallplatten-Versand- handelsgesellschaft mbH

Label:cpo

LC-Nr.08492

Verwendete Musik: 1:18

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