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Kirche in WDR 3 | 10.10.2017 | 07:50 Uhr

Nicht schweigen - Monika Hauser

O-Ton 1: Wir haben so viel Gewalt in unserer Gesellschaft, die oft schon gar nicht mehr wahrgenommen wird, weil wir meinen, das würde dazu gehören.

Autorin: sagt Dr. Monika Hauser. Sie ist Ärztin, Gründerin und Leiterin von „medica mondiale“. Das ist eine Frauenrechts- und Hilfsorganisation mit Sitz in Köln. „medica mondiale“ arbeitet weltweit in den Balkanländern, in Afghanistan, im Irak und in mehreren afrikanischen Ländern. Doch:

O-Ton 2: Mir ist es immer wieder wichtig, die Brücke von den Gebieten, in denen wir arbeiten, zurück zu unserer so aufgeklärten Gesellschaft zu bauen. Jede dritte bis vierte Frau in Deutschland hat Gewalterfahrungen gemacht.

Autorin: Und der größte Teil derjenigen, die in diesem Land sexualisierte Gewalt ausüben, sind deutsche weiße christliche Männer.

Das wird in der Debatte um die Aufnahme von Geflüchteten oft vergessen, meint Monika Hauser. Und so empört es die Frauenrechtsaktivistin, dass Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer von den Grünen davon sprach, dass…. (1)

O-Ton 3: die blonden Töchter grüner Professorenväter jetzt gefährdet sind, weil die schwarzen Männerhände danach greifen. Und es gab nach dem Kölner Silvester auf mehreren Magazinen (…) auch weiße Frauenkörper und schwarze Männerhände drauf. Hier trifft sich wirklich Rassismus und Sexismus.

Autorin: So werden Frauen und Geflüchtete zum Beispiel für Wahlkampfzwecke instrumentalisiert. Das lenkt ab von dem, worum es wirklich geht:

O-Ton 4: Wir wollen, dass alle Frauen in Deutschland sich sicher fühlen, egal welche Hautfarbe, egal welchen religiösen oder nicht religiösen Hintergrund sie haben. Alle müssen sich hier sicher fühlen.

Autorin: Die Wirklichkeit sieht anders aus. Eine geflüchtete Frau, eine Akademikerin, erzählte Monika Hauser:

O-Ton 5: ….wie sie einmal, als sie am Bahnhof auf den Zug gewartet hat, ein weißer ca. 50-jähriger Mann auf sie zugekommen ist und sie gefragt hat, wie teuer sie sei. Sie sagt, das wäre auch nicht das einzige Mal, dass sie das erlebt, sondern diese Verfügbarkeit, dass Männer denken, Frauen wären verfügbar.

Autorin: Vor allem die Werbung flüstert Jungen und Männern ein:

O-Ton 6: Nehmt euch die Mädchen, nehmt euch die Frauen, die sind verfügbar.

Autorin: Monika Hauser wünscht sich, dass mehr Frauen und Männer an den Deutschen Werberat schreiben und hier einen Riegel vorschieben.

Aber was noch schwerer wiegt: Sexualisierte Gewalt wird tabuisiert.

O-Ton 7: Die Gesellschaft gibt gewisse Schweigegebote aus. Und es ist sehr schwierig und braucht sehr viel innere Widerstandskraft, dagegen anzugehen.

Autorin: Ganz gleich wo auf der Welt. Frauen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben – ob in Kriegs- oder Friedenszeiten -, sie trauen sich oft nicht, davon zu erzählen. Da braucht es Frauen wie Monika Hauser und ihre Kolleginnen, die sie dazu ermutigen. Schon als Mädchen hörte Monika Hauser von ihrer Großmutter von deren Gewalterfahrung. Das hat ihr ein Sensorium dafür gegeben. Und so kommt es, dass Frauen sich ihr immer wieder öffnen. So traf sie kürzlich eine hochrangige Frau von den Vereinten Nationen,

O-Ton 8: … die hat mir dann während der Konferenz etwas erzählt, was sie eingeleitet hat mit den Worten: „Das erzähle ich jetzt nur Ihnen.“

Autorin: Ein Ohr für Gewalterfahrungen. Ein Raum, wo das Erlittene nicht mehr verschwiegen und verschleiert wird. Davon braucht es vielmehr, meint Monika Hauser:

O-Ton 9: Nach wie vor ist es so schwierig, darüber zu sprechen. Und da sind ja nun Jahrzehnte vergangen, seit ich diese Geschichten von meiner Oma gehört habe. Und trotzdem haben wir es nicht geschafft, in dieser so modernen Gesellschaft Wege zu finden, an den Schmerzpunkt heranzugehen und Räume zu schaffen, wo über diese Dinge gesprochen werden kann.

Autorin: In Schulen, in Universitäten – und in der Seelsorge in den Kirchen zum Beispiel. Damit traumatisierte Frauen merken: Ich werde gehört. Von einem Menschen. Und – so habe ich es manchmal erfahren - von Gott.

Es grüßt Sie, Pfarrerin Petra Schulze aus Düsseldorf.

Informationen: www.medicamondiale.org

( 1 ) http://www.zeit.de/politik/deutschland/2016-02/die-gruenen-boris-palmer-simone-peters-cem-oezdemir

"Ich mache gern den Bad Boy, wenn es die Debatte weiterbringt", sagte Palmer dem Spiegel. Es sei ein ungeheurer Kraftakt, etwas aufzugeben, was man 30 Jahre propagiert habe, sagte er mit Blick auf grüne Überzeugungen.

Seine Stadt Tübingen habe Probleme, den Andrang der Flüchtlinge zu bewältigen. In der Bevölkerung schwinde die Akzeptanz. "Spätestens seit den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln kommen selbst grüne Professoren zu mir, die sagen: Ich habe zwei blonde Töchter, ich sorge mich, wenn jetzt 60 arabische Männer in 200 Meter Entfernung wohnen."

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