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Frieden schließen – Frieden stiften

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Kirche in WDR 3 | 12.06.2018 | 07:50 Uhr

Frieden schließen – Frieden stiften

Guten Morgen!

Es gibt Situationen, da muss ich mir auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen. Denn Lachen geht in dem Moment nicht: Für die Anderen ist das nämlich gar nicht lustig, was gerade passiert. Eine solche Szene habe ich bis heute in Erinnerung; da ging es um einen ernsthaften Konflikt, der für mich total komisch war.

Als Polizeiseelsorger begleitete ich Beamte im Streifenwagen zu einem scheinbaren Routine-Einsatz: Verkehrsbehinderung. Eine Frau hatte ihr Auto über mehrere Tage so geparkt, dass LKWs behindert wurden, die auf ein Firmengelände fahren wollten. Der Firmeninhaber ließ das Auto kurzerhand von einem Gabelstapler auf ein Podest heben – von hier kam es nicht mehr weg. Als wir eintrafen und die Situation verstanden hatten, musste ich mich wegdrehen, um mein Lachen zu verstecken.

Ich fand diese Art Selbsthilfe originell, auch wenn sie natürlich illegal ist. Gar nicht originell oder gar lustig fand das die Autofahrerin. Sie hatte ja die Polizei gerufen. Diese sollte Maßnahmen gegen den Firmeninhaber ergreifen, der allerdings völlig ahnungslos tat und jede Verantwortung ablehnte. Zwischen den Kontrahenten flogen die Fetzen – zum Glück nur verbal.

Streit und Konflikte gehören zum Leben. Wo Menschen zusammenkommen, gibt es auch Zoff: am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, in der Familie, im Verein, in der Schlange an der Kasse oder im Straßenverkehr.

Wenn Auseinandersetzungen so heftig geführt werden, dass Außenstehende aufmerksam werden, dann sind mächtige Gefühle im Spiel. Jemand fühlt sich verletzt oder zurückgesetzt oder nicht ernst genommen oder nicht wertgeschätzt. Und je nach Temperament bricht es dann heraus: Wut, Aggression oder auch Trauer. Für mich ein Zeichen dafür, dass jemand tief getroffen ist, dass er oder sie das innere Gleichgewicht verloren hat, zumindest für den Moment.

Und wie geht’s dann weiter, wenn es gekracht hat? Ich kenne verschiedene Möglichkeiten:

Zum Beispiel: Wir gehen uns aus dem Weg. Der Konflikt bleibt, das schlechte Gefühl auch.

Oder: Wir gucken uns böse an, setzen kleine Nadelstiche, versuchen die Gegenpartei zu treffen. Der Konflikt schwelt weiter, wird vielleicht sogar größer, aber nicht geklärt.

Ähnlich: Ich suche mir Verbündete, mache Stimmung gegen eine Person, versuche Koalitionen zu bilden. Auch hier wird nichts geklärt, es wird nur schlimmer.

Dann kann es noch passieren, dass Gewalt ins Spiel kommt, oder dass ein Gerichtsverfahren angestrengt wird.

Wirklich klären lassen sich Streit und Konflikte so nicht. Wenn ich einen Konflikt klären will, hilft nur eins: miteinander reden. So schwierig es auch ist, und so sehr ich mich manchmal überwinden muss: Nur im Gespräch kann ich versuchen, mein Gegenüber zu verstehen und das Problem durch seine Brille zu sehen. Und vielleicht kann ich erkennen, dass meine Perspektive eben nicht die einzig mögliche und wahre ist. Wenn sich die andere Seite ebenso um Verständnis bemüht, können wir gemeinsam unseren Konflikt beilegen. Das bedeutet nicht, dass wir uns gleich lieb haben. Aber es verschafft uns Frieden. Und den wünsche ich mir sehnlich, wenn ich Streit habe. Dann finde ich auch mein inneres Gleichgewicht wieder.

In der Bergpredigt heißt es (Mt 5,25): „Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist! Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen.“

Ich selbst musste bisher zwar noch nicht, wegen eines Streits vor Gericht. Aber ich lese die Worte Jesu so: Rede mit deinem Kontrahenten, bevor sich die Sache hochschaukelt. Schließe Frieden oder versuche es zumindest!

Dazu passt für mich noch ein anderes Wort aus der Bergpredigt: „Selig, die Frieden stiften.“ (Mt 5,9). Das verstehe ich als Ermutigung, bei Konflikten zu vermitteln. Also Streitenden dabei zu helfen, für die jeweils andere Seite Verständnis zu finden. Das kann am Arbeitsplatz ebenso gelingen wie an der Kasse im Supermarkt. Es braucht dazu nur etwas Mut.

Falls Sie wissen wollen, wie der Streit bei dem Polizeieinsatz ausgegangen ist: Die Beamten haben es geschafft, die beiden Kontrahenten ins Gespräch zu bringen. Das Auto wurde wieder auf die Straße gesetzt, und beide verzichteten auf Anzeigen.Reden hilft eben.

Einen friedvollen Tag wünscht Ihnen Pastoralreferent Martin Dautzenberg. Bis morgen!

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