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Choralandacht | 27.10.2018 | 07:50 Uhr

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Bis hierher hat mich Gott gebracht (eg 329)

Autor: Das Geburtstagskind durfte sich immer ein Ständchen wünschen. Nur die wenigsten zögerten oder wussten nicht, was ihnen gesungen werden sollte. Meist kam der Wunsch wie aus der Pistole geschossen. Zu den absoluten Klassikern gehörte das Lied „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte.“ Bei den Seniorengeburtstagsfeiern in meiner Kirchengemeinde haben wir es unzählige Male gesungen. Es steht bei der älteren Generation ganz oben auf der „Hitliste“ und hat mit seiner Melodie und seinem Text einen festen Platz im Herzen der Jubilare.

Musik Strophe 1 (Chorgesang)

Sprecherin (overvoice):

Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte,

bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte,

bis hierher hat er mich geleit’, bis hierher hat er mich erfreut,

bis hierher mir geholfen.

Autor: Wer findet diese Worte, wer legt solch ein Glaubensbekenntnis ab?

Es klingt so, als wäre diese Person bisher unbeschadet durch`s Leben gegangen.

Man hat den Eindruck, dass bisher in diesem Leben nichts Schlimmes passiert ist: kein Schicksalsschlag, keine Störung, weder Krankheit noch Gefahr. Von Bewahrung, Geleit, Freude ist hier die Rede. Manch einer würde sich wünschen, dies von seinem Leben sagen zu können. Gut wäre es, wenn auch unser Leben ohne Angst, Not oder Gefahr auskäme.

Doch Halt! Stopp! In dem Lied sind auch andere Töne zu hören. Ihm sind andere, schwierige Erfahrungen ganz und gar nicht fremd. Auch von Hilfe ist hier die Rede „bis hierher mir geholfen.“ Die es geschrieben hat, kennt offenkundig durchaus die Klippen im Leben.

Musik: instrumental

Autor: Im 17. Jahrhundert wurde dieses Lied getextet, in einer Zeit voller Naturkatastrophen, Unglücke und politischer Umbrüche. Nach den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges bemühten sich viele deutsche Fürsten die Wirtschaft zu fördern. Die Errungenschaften der Reformation zeigten ihre guten Folgen in Bildung, Kultur und Gesellschaft. Das galt auch für viele Frauen: Frauen verließen die Klöster, um im weltlichen Alltag ihren Glauben zu leben. Mädchenschulen wurden eingerichtet, Lesen und Schreiben breiteten sich auf die Landbevölkerung aus. Lehrerinnen für Katechismus und Elementarunterricht waren gefragt.

„Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte“ schreibt im Jahr 1699 Ämilie Juliane Gräfin von Schwarzburg-Rudolfstad.

Von den deutschen geistlichen Dichterinnen hat sie die meisten Lieder verfasst. In ihren Versen spiegelt sich eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Sie kommt 1637 als Flüchtlingskind zur Welt. In den Kriegswirren waren ihre Eltern geflohen und hatten bei ihren Verwandten Schutz gesucht. Als zuerst der Vater, dann bald darauf die Mutter stirbt, wird Ämilie Juliane als Pflegekind in die Familie von Graf von Schwarzburg-Rudolstadt aufgenommen und zusammen mit seinen eigenen Kindern erzogen. Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen werden in dieser Familie nicht gemacht. Die Kinder werden mit Bibel, Katechismus und Gesangbuch vertraut, dazu kommt die Vorstellung einer innigen Beziehung zu Gott. Das Christentum wird praktisch verstanden und Nächstenliebe gelebt. Im Jahr 1665 heiratete einer der Söhne des Fürsten seine Pflegeschwester Ämilie Juliane, die beiden führen 42 Jahre eine glückliche Ehe.

Das Flüchtlingskind wird nun Burgherrin auf der Schwarzburg-Rudolstadt und „eine umsichtige Landesmutter“ (1).

Musik: Strophe 2 (Chorgesang)

Sprecherin (overvoice):

Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher`ge Treue,

die du, o Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue.

In mein Gedächtnis schreib ich an: Der Herr hat Großes mir getan,

bis hierher mir geholfen.

Autor: Mit großer Liebe und Sorgfalt nimmt sich Ämilie Juliane Ihrer neuen Aufgaben als Landesmutter an. Sie hat nun viele Rechte und auch viele Pflichten. Sie nimmt diese als von Gott gegeben an. Religion und Alltagsgeschäft sind eng miteinander verflochten. In einem Haushaltungsbuch schreibt die neue Burgherrin:

Sprecherin:

„Nachdem alle Ding durch Gottes Segen, sofern sie in seinem Namen anfangen, regiert werden, also muss vor allen Dingen der Haushaltung das Gebet vorhergehen, dass es recht heißt: Bete und arbeite.“ (2)

Autor: Nun sind ihre Führungsqualitäten gefragt, es ist ein Betrieb mit 152 Personen. Sie plant Feste und Staatsbesuche, sie unterstützt viele kriegsvertriebene Flüchtlinge und verarmte Familien mit Spenden und richtet Stiftungen ein. Doch sie ist nicht nur Managerin und Organisatorin, sondern auch Seelsorgerin für alle Angestellten. Für jeden Wochentag entwirft sie ein Glaubenslied. Der Text von „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte“ gehört mittwochs zu dem Gebet nach der Mahlzeit.

Neben glücklichen und erfüllten Zeiten treten nun aber auch Sterben und Tod in ihrer Familie in ihr Leben, 1672 sterben plötzlich drei ihrer Pflegeschwestern. Sie setzt sich mit dem Tod auseinander. Sie weiß: Wer sich Gedanken um das Sterben macht, nimmt das Leben ernst. Deshalb hält sie in ihren letzten Lebensjahren täglich Sterbe-Betstunden ab, um sich auf ihr eigenes Sterben vorzubereiten.

Musik: Strophe 3 (Chorgesang)

Sprecherin (overvoice):

Hilf fernerhin, mein treuster Hort, hilf mir zu allen Stunden.

Hilf mir an all und jedem Ort, hilf mir durch Jesu Wunden.

Damit sag ich bis in den Tod: Durch Christi Blut hilft mir mein Gott;

er hilft, wie er geholfen.

Autor: Eine Seniorin erzählte mir einmal: „Mein 75. Geburtstag war ein wirklich schönes Fest. In all den zurückliegenden Jahren habe ich ein schönes Leben gelebt. Große Katastrophen und Krisen sind mir Gott sei Dank bisher erspart geblieben. Neulich erfuhr ich nun, dass ich erkrankt bin und bis zu meinem Lebensende mit einer Krankheit leben muss. Was das für mich bedeutet, weiß ich noch nicht so recht. Was kommt nun auf mich zu? 'Hilf fernerhin, mein treuster Hort, hilf mir zu allen Stunden. Hilf mir an all und jedem Ort...' – diese Sätze machen mir Mut, wenn ich ins Grübeln komme.“

Auch Ämilie Juliane Gräfin von Schwarzburg-Rudolfstad blickt nach vorne, als sie dieses Lied schreibt. Was das Leben ihr bringen wird, weiß sie nicht. Aber sie hält sich an Christus, der unser Menschenleben gelebt, unseren Tod gestorben ist. Ihm, der nicht im Tod geblieben ist, vertraut sie ganz und gar. Sie überzeugt mich mit ihrem aufrechten Leben, als Flüchtlingskind aufgewachsen, als Pflegekind ihren neuen Platz im Leben gefunden, engagiert in christlicher Nächstenliebe. Sie macht mir vor, was es heißt, „dankbar im Glauben zu leben und getröstet zu sterben.“

Anmerkungen:

(1)Martin Rößler, Liedermacher im Gesangbuch, Calwer Verlag Stuttgart, Seite 153

(2)a.a.O.

Musikangaben

CD-Titel: Die Wunschlieder

Track-Titel: Bis hierher hat mich Gott gebracht

Track-Nr.CD 1 / 10

Komponist: Peter Sohr

Texter: Ämilie Juliane Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt

Chor: ERF-Studiochor; Hannelore Finkenbeiner, Sopran

Leitung: Gerhard Schnitter

Verlag:ERF-Verlag Witten

LC-Nr.: 06314

Best.Nr.:312.088.152

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