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Kirche in WDR 3 | 06.05.2019 | 07:50 Uhr

Angenommen

Guten Morgen.

Das Pflegeheim ist ein guter Ort für Clara. Sie ist vom Kopf ab gelähmt. Heute leuchten ihre Augen. Sie erzählt: „Stell dir vor, sie kommt zu mir, obwohl ich ihr nichts geben kann. Ich kann ihr nichts zu fressen geben, nicht mal streicheln kann ich sie. Und sie kommt trotzdem.“ Clara sitzt im Sessel, die Beine auf einen Hocker hochgelegt, eine Wolldecke darüber. Und auf ihren Beinen liegt eine Katze und schnurrt. Ein Gleichnis für bedingungslose Liebe und Zuneigung. Ein Geschenk.

Eine Praxis in der Stadt. Viele kleine Patientinnen und Patienten kommen hierher. Sie stottern oder lispeln oder haben andere Einschränkungen. Eines Tages verwechselt eine Therapeutin zwei Jungen. Sie heißen beide Moritz (1). Die Therapeutin rühmt gegenüber der Mutter die großen Fortschritte des Kindes und was für ein besonderer Junge er ist und macht einen Scherz: „Also, wenn Sie ihn mal zur Adoption freigeben wollen, sagen Sie mir Bescheid, ich nehme ihn sofort.“ Da weint die Mutter. „Wissen Sie“, sagt sie zur Therapeutin, „noch nie hat jemand so gut von meinem Kind gesprochen. Noch nie hat jemand so etwas Schönes über ihn gesagt.“ Mit einem ganz anderen Gefühl zu ihrem Kind geht die Mutter aus der Praxis. Und die Probleme des kleinen Moritz bessern sich überraschend schnell. Wie oft hat die Mutter gehört – von Verwandten, Lehrern, Nachbarn: Dein Kind ist nicht richtig.

So oft, bis sie es selbst glaubte. Was liebenswert an ihrem Kind ist – es fiel nach den abwertenden Sprüchen kaum noch ins Gewicht - und am Ende sah sie es gar nicht mehr. Die Therapeutin weckte in der Mutter die Liebe. Keine übertriebene Liebe. Eine Liebe, die akzeptiert: Das ist mein Kind. Mein Moritz. Er weicht manchmal ab. Er schießt hier und da über´s Ziel hinaus. Er kann sich nicht gut konzentrieren, hat einen hohen Drang, sich zu bewegen. Ja. Und je mehr andere ihn tadeln desto schlimmer wird alles. Artet zu einem Machtkampf aus.

Doch jetzt kann die Mutter auch die anderen Seiten wieder sehen. Wie Moritz seiner Schwester regelmäßig hilft, den Hasenkäfig sauber zu machen. Wenn etwas repariert werden muss im Haus oder im Garten – Moritz hat gute Ideen, wie man es machen könnte. Das hat er von seinem Opa gelernt. Fußball spielen kann er auch fantastisch, wenn er nicht gerade wieder so unkonzentriert ist. Und er tröstet seine kleine Schwester – mit viel Humor und einer festen Umarmung. All das kann die Mutter jetzt wieder sehen. Und begegnet Moritz anders. Er spürt: Sie nimmt mich wie ich bin. Ich bin in Ordnung. Das entspannt. Und der Machtkampf hört auf. Moritz muss sich nicht mehr so beweisen und nicht mehr provozieren, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und wenn es nur die negative Zuwendung ist. Die Liebe seiner Mutter hilft ihm, bei sich anzukommen. Die beiden finden Schritt für Schritt wieder zusammen.

Das erlösende Wort – es kam von der Therapeutin – aus Versehen. Da hat Gott einen heilsamen Streich gespielt. Die Therapeutin hat begriffen: Annahme und Liebe bewirken manchmal viel mehr als Therapieansätze. Und die Mutter hat begriffen: Ohne Liebe ist alle Erziehung nichts wert.

Das größte Geschenk in meinem Leben ist, dass mich jemand einfach annimmt wie ich bin. Ohne, dass ich etwas dafür tun muss. Gott, so lese ich in der Bibel, nimmt mich bedingungslos an. Jesus hat diese Liebe und Annahme vorgelebt. Und viele gesund gemacht. In diesem Sinn: Liebe heilt.

Einen Tag, an dem Sie sich angenommen wissen und andere annehmen können, den wünscht Ihnen,

Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.



( 1 ) Name von der Redaktion geändert)


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