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Kirche in WDR 3 | 13.08.2019 | 07:50 Uhr
(Aber-)Glaube
„Schwarze Katz‘ von links nach rechts bringt was Schlecht‘s“. Oder war es andersrum?
Guten Morgen!
Das mit der schwarzen Katze bringe ich immer durcheinander. Sicher bin ich mir aber, dass verschüttetes Salz oder ein zerbrochener Spiegel Unglück bringen. Außer man wirft es anschließend über die linke Schulter – also das Salz, nicht den Spiegel.
Aberglaube ist doch was Spannendes. Kaum jemand gibt gerne zu, daran zu glauben und doch ist da bei so manchem ein mulmiges Gefühl, wenn die schwarze Katze den Weg kreuzt.
Ich selbst wurde erst vor kurzem vom Aberglauben heimgesucht, vom guten allerdings. Ich war bei einem Bewerbungsgespräch. Nach dem Gespräch habe ich auf dem Heimweg eine glänzende Münze gefunden, einen Glückspfennig, oder besser: einen Glückscent. Am Tag als dann die Entscheidung für den Job fallen sollte, war der Schornsteinfeger bei mir zuhause. Und tatsächlich hat am Abend das Telefon geklingelt, und ich hatte den Job. Soviel Glück. Aber sind Cent und Schornsteinfeger dafür verantwortlich?
Es gibt dutzende, wenn nicht hunderte solcher Glücks- und Unglücksbringer: Vierblättrige Kleeblätter oder Hufeisen bringen Glück. Unglück kann man so vermeiden: nur ja nicht mit dem linken Fuß aufstehen, den Schirm immer erst draußen aufmachen, niemals unter einer Leiter durchgehen, nicht zu früh zum Geburtstag gratulieren, nicht der 13. am Tisch sein, ... Die Liste ist schier unendlich. Aber was ist dran am Aberglauben?
Ich glaube: nichts. Was sollen eine Leiter, eine Katze oder eine Münze mit Glück oder Unglück zu tun haben? Erst im Nachhinein bringe ich die Ereignisse zusammen. Den Schornsteinfeger hätte ich wohl schnell wieder vergessen, wenn nicht die Jobzusage gekommen wäre.
Ich finde jedoch, ein Gutes hat Aberglaube: Er lässt mich so manches in einem anderen Licht sehen. Ich nehme nicht alles als selbstverständlich hin. Ich versuche einen Zusammenhang zu sehen. Schornsteinfeger und Jobzusage ergibt: Ich bin dankbar, dass ich aus den Bewerbern ausgewählt wurde.
Viel lieber als der Aberglaube ist mir mein christlicher Glaube, ohne das „Aber“. Der lehrt mich auch, dankbar zu sein. Nichts für selbstverständlich zu nehmen. Auch ohne den Schornsteinfeger kann ich über die frohe Botschaft „Sie haben den Job“ dankbar sein.
Mein Glaube erinnert mich immer wieder daran: Nichts ist selbstverständlich. Du kannst etwas bewirken, du kannst dich anstrengen – und doch ist es Gott, der das Ganze in seinen Händen hält. Es ist nicht alles einfach nur Zufall oder Aberglaube. Mein Glaube gibt mir Halt für mein Leben. Er schafft eine Beziehung zwischen Gott und mir. Ein Gott, der immer für mich da ist. Mit dem ich streiten kann, den ich um etwas bitten kann und dem ich dankbar sein kann.
Manchmal vergesse ich das. Und vielleicht kann mein Glaube das dann vom Aberglauben wieder lernen: Nicht alles als selbstverständlich hinnehmen und häufiger Danke sagen.
Einen Tag voller Glück wünscht Rundfunkpfarrer Oliver Mahn aus Köln.
Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze