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Choralandacht | 29.02.2020 | 07:50 Uhr
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„Gott des Himmels und der Erden“ (eg 445)
unterlegen Musik
1: Track 05 „Gott des Himmels und der Erden“, Orgel, Interpret: Albert Behrends,
CD: Wach auf, mein Herz, und singe, Texter: unbekannt, Komponist: Heinrich
Albert, Bearbeiter: Albert Behrends, Verlag: Hansisches Druck- und Verlagshaus
GmbH Hamburg, Label: edition chrismon, LC-Nr.: 16005.
Dass es diesen extra Tag gibt, dass sich auch
an diesem Tag die Erde um die Sonne dreht, und wir die Jahreszeiten haben, dass
es Tag und Nacht gibt, all das ist für mich nicht zufällig. Ich glaube, da gibt
es jemanden, der dahinter steht und das alles erschaffen hat. Der Gott des
Himmels und der Erden, der es Tag und Nacht werden lässt.
Musik 2: Track 06
„Gott
des Himmels und der Erden“, CD: Wach auf, mein Herz, und singe, Texter: Heinrich
Albert, Komponist: Heinrich Albert, Interpret: Wilhelmshavener Vokalensemble,
Leitung: Ralf Popken, Verlag: Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH Hamburg,
Label: edition chrismon, LC-Nr.: 16005.
Gott des Himmels und der Erden,
Vater, Sohn und Heilger Geist,
der es Tag und Nacht lässt werden,
Sonn und Mond uns scheinen heißt,
dessen starke Hand die Welt
und was drinnen ist, erhält.
Sprecher (overvoice):
Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und
Heilger Geist,
der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt,
dessen starke Hand die Welt und was drinnen ist, erhält.
Autorin: Heinrich Albert hat dieses Lied geschrieben. Dabei schaut er nicht nur auf Tag und Nacht und Sonne und Mond, sondern auch auf Gott, der mit seiner starken Hand die Welt und alles was drinnen ist, wie er schreibt, in seinen Händen hält.
Das scheint für Heinrich Albert überhaupt keine Frage zu sein. Gut, man kann sagen, er hat zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelebt, und damals hatten die Menschen noch einen ganz anderen Bezug zu Gott. Die meisten sind davon ausgegangen: Gott ist der Schöpfer des Himmels und der Erden und sie haben das nicht groß hinterfragt. Aber galt das auch für Heinrich Albert? Er gehörte zu einem Dichterkreis und komponierte für Jubiläen, Hochzeiten, Trauerfeiern oder viele akademische Anlässe. Er hat auch eine Melodie zu dem Volkslied „Ännchen von Tharau“ geschrieben – einem durchaus weltlichen Lied. Wenn er also Gott als den Schöpfer des Himmels und der Erden preist, dann wohl, weil er davon überzeug war: hinter dem Tag und der Nacht, dem Wechsel von Sonne und Mond steht ein Schöpfer.
Aber da ist noch etwas anderes:
Musik
2:
Gott des Himmels und der Erden,
Vater, Sohn und Heilger Geist,
der es Tag und Nacht lässt werden,
Sonn und Mond uns scheinen heißt,
dessen starke Hand die Welt
und was drinnen ist, erhält.
Sprecher (overvoice):
Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und
Heilger Geist,
der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt,
dessen starke Hand die Welt und was drinnen ist, erhält.
Heinrich Albert sieht
Gott nicht nur als einen Gott des Himmels, sondern auch als einen Gott, der bei
den Menschen auf der Erde ist. So, wie es auch im Vaterunser heißt: wie im
Himmel so auf Erden. Viele Menschen haben ja ein Bild von Gott mit einem weißen
Rauschebart, der ganz weit weg oben im Himmel wohnt, von dort gütig auf die
Erde schaut und mit ihr letztendlich nicht so viel zu tun haben möchte. Aber
Weihnachten ist noch nicht so lange her. Mit Jesus hat Gott seinen Sohn auf die
Welt geschickt und ist Mensch geworden. Jesus ist mit den hilfsbedürftigen
Menschen barmherzig umgegangen, hat unbarmherzige Menschen zurechtgewiesen, hat
in seinen Reden eine Welt beschrieben, wie Gott sie sich vorstellt. Das kann
man in der Bibel nachlesen und dann bekommt man eine Idee davon, wie Gottes
Welt auf Erden aussehen kann. Und auch jetzt, 2020 Jahre nach Christi Geburt,
können die Menschen Gott erleben. Durch Gebete, die erhört wurden, durch
Menschen, die in der Not beistehen, durch glückliche Momente, durch eine Kraft,
die plötzlich da ist, wenn man sie braucht, und von der man nicht weiß, woher
sie kommt. Gott schenkt Menschen, die in einer aussichtslosen Situation sind,
Hoffnung. Oft haben Menschen Vertrauen zu Gott, den man nicht sieht, und
sie wissen, in ihrem Leben steht er ihnen zur
Seite und gibt ihnen Kraft.
So muss auch Heinrich Albert Gott gesehen haben, denn er schreibt in der nächsten Strophe:
Musik 2:
Gott, ich danke dir von Herzen,
dass du mich in dieser Nacht vor Gefahr,
Angst, Not und Schmerzen
hast behütet und bewacht,
dass des bösen Feindes List
mein nicht mächtig worden ist.
Sprecher (overvoice):
Gott, ich danke dir von Herzen, dass du mich in
dieser Nacht vor Gefahr,
Angst, Not und Schmerzen hast behütet und bewacht,
dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist.
Autorin: Heinrich Albert bedankt sich bei Gott für die Bewahrung in der Nacht. Getreu dem Motto: Jeder Morgen, an dem ich aufwache, ist ein guter Morgen.
Aber wie ist das mit der Nacht? Wie ist es, wenn Schmerzen, Sorgen oder Albträume mich nicht schlafen lassen? Ist dann Gott überhaupt bei mir auf Erden, wie es vorhin hieß? Wie kann er es zulassen, dass ich so eine unruhige Nacht hatte? Dann kann ich Gott doch gar nicht für die Bewahrung in der Nacht danken. Gilt dann diese Strophe auch für mich?
Mich erinnern diese Verse an den bekannten Psalm 23, in dem Gott mit einem guten Hirten verglichen wird. In einer Zeile heißt es:
Sprecher: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Autorin: Der Beter ist in einem finsteren Tal. Im übertragenen Sinn. Dazu gehören auch schlaflose Nächte mit Schmerzen oder Albträumen. Aber der Beter richtet den Blick auf Gott, der bei ihm ist. Der ihn tröstet, weil er im übertragenen Sinn Kampfwerkzeuge bei sich hat. Einen Stecken, um Feinde abzuwehren und einen Hirtenstab, um die Richtung anzugeben. Das heißt: Gott kämpft für mich, er tritt für mich ein. Das gibt mir Hoffnung und tröstet mich. Und so lässt Heinrich Albert in einer weiteren Strophe singen:
Musik 2:
Hilf, dass ich
mit diesem Morgen
geistlich auferstehen mag
und für meine Seele sorgen,
dass, wenn nun dein großer Tag
uns erscheint und dein Gericht,
ich davor erschrecke nicht.
Sprecher (overvoice):
Hilf, dass ich
mit diesem Morgen geistlich auferstehen mag
und für meine Seele sorgen, dass, wenn nun dein großer Tag
uns erscheint und dein Gericht, ich davor erschrecke nicht.
Autorin: Das hört sich schon ein wenig brutal an: Ich soll nicht vor Gottes großem Tag und seinem Gericht erschrecken. Also keine Angst vor Schicksalsschlägen und dem Tod haben. Und auch nicht vor dem, was nach dem Tod kommt. Dazu, sagt Heinrich Albert, muss ich für meine Seele sorgen. Was bedeutet das? Keine Sünden begehen? Immer Beten? Immer hübsch artig sein? Und nichts tun, was Gott erzürnen könnte?
Ich denke, für meine
Seele sorgen, heißt, den Glauben an einen Gott auf Erden nicht zu verlieren und
aus dieser Kraft zu leben. Vor allem aber Gott als einen gnädigen Gott ernst zu
nehmen. Einen Gott, der es grundsätzlich gut mit mir meint, der Sünden verzeiht
und Fehler vergibt. Der, wie es vorhin schon anklang, ein guter Hirte ist, dem
ich vertraue., Er wird
mich auf einem
guten Weg durch mein Leben führen. Er meint es gut mit mir. In großen und in
kleinen Dingen.
Mit diesem Blick auf Gott sorge ich für meine Seele und kann getrost den Stürmen und auch dem Ende meines Lebens entgegensehen. Und so bittet Heinrich Albert:
Musik 2:Führe mich, o Herr, und leite
meinen Gang nach deinem Wort;
sei und bleibe du auch heute
mein Beschützer und mein Hort.
Nirgends als von dir allein
kann ich recht bewahret sein.
Sprecher (overvoice):
Führe
mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort;
sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort.
Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.
Autorin: Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein. Heinrich Albert fasst zum Schluss des Liedes seine Gedanken in diesem einen Vers zusammen. Er glaubt an einen barmherzigen Gott, der es mit den Menschen gut meint. Einen Gott, der den Menschen in guten und schlechten Zeiten beisteht. Einen Gott auf Erden, der die Menschen wie ein guter Hirte durch das Leben begleitet.
Redaktion: Pfarrer i.R. Dr. Gerd Höft