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Kirche in WDR 3 | 23.03.2020 | 07:50 Uhr

Nobody knows

Sie hatten wochen-, nein, monatelang geübt. Das Konzert sollte der Höhepunkt werden im Jahresprogramm des Gospelchors.

Und dann, keine vier vor Wochen dem Auftritt fällt Alex, ein Mann aus dem Bass buchstäblich tot um. Ausgerechnet Alex, ein Kerl wie ein Bär und eine Stimme wie ein Engel.

Keine vierzig Jahre durfte er alt werden und auf einen Schlag sind zwei Kinder ohne Vater und alle Gewissheiten wie weggeblasen.

„Ach Gott, wo warst du denn als Alex gestorben ist und wo bist du jetzt ...?“ - so betet die Pfarrerin bei der Beerdigung. Falls sie in ihrer Predigt eine Antwort darauf versucht hat – kaum jemand kann sich mehr daran erinnern. Zu tief das Entsetzen, zu groß der Schmerz.

Und sind da nicht auch alle Gründe wie weggewischt zu singen und Gott zu loben. Wofür auch? Wie könnten wir jetzt, ausgerechnet und gerade jetzt ein Konzert singen, in dem die Schönheit der Welt bejubelt wird, die Freude am Leben besungen und Gott für all das gedankt und gelobt wird.

„Das kann ich jetzt nicht“, sagen viele im Chor bei der nächsten Probe. In der wird sehr wenig gesungen und viel geschwiegen und auch geweint. Und es wird geredet und beinahe darüber gestritten, ob das Konzert stattfinden soll.

Gestern war im evangelischen Kirchenjahr der Sonntag ‚Laetare’. Lateinisch für „Freuet Euch.“ So heißt der vierte, der mittlere Sonntag in der Passionszeit, in der Christen und Christinnen über den Tod Jesu nachdenken.

An Laetare aber mischen sich die Gefühle und Klänge und sogar die Farben. Da mischen sich das Violett der Passionszeit und das Weiß der bevorstehenden Osterzeit zu einem zarten rosa. Eine Farbe die nicht schreiend grell ist, keine kalte Farbe. Leicht ist sie und warm. Und so sind dann auch die Altar- und Kanzelbehänge gefärbt.

Gott loben im Leiden? Sich freuen trotz Sterben und Tod - oder sogar wegen ihnen. Tränen, Lachen und Weinen vor Freude?

Ein Ding der Unmöglichkeit und buchstäblich eine Not-Wendigkeit, damit Angst und Schrecken so wirklich sie sind, eben nicht die ganze Wirklichkeit sind und bleiben werden. Und nicht zuletzt eine tiefe menschliche Wirklichkeit, wenn aus tiefer Trauer, tiefer Trost und Geborgenheit werden.

„Unsere Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden Jesu teilhabt, so habt ihr auch an seinem Trost teil.“ - so schreibt es der Apostel Paulus in einem seiner Briefe (2. Korinther 3,7).

In der Chorprobe wird lange geredet. Darüber, was denn die Leute im Dorf sagen und was die Familie und Kinder denken werden und was Alex wohl selber gewollt hätte. Darüber, dass man dann doch wohl eigentlich niemals auch nur ein einziges Lied mehr anstimmen dürfte bei all dem Leiden und Sterben auf der Welt und ja auch ganz in der Nähe, wie einer sagt.

Und dann fragt eine, ob man nicht irgendwie auch gerade jetzt die Erinnerung an Glück, Schönheit und Liebe bräuchte, die es ja eben auch gab und weiterhin gibt und die Dankbarkeit dafür. „Nicht weil ich das jetzt fühle. Aber weil ich es wieder fühlen und glauben will.“

Und so findet das Konzert dann schließlich doch statt. Aber die Sänger und Sängerinnen haben dem Programm ein Stück hinzugefügt. Und in dem sind - so sagen es hinterher viele - Klage und Lob, alle Freude und alle Trauer aufgehoben:

„Nobody knows the trouble I’ve seen. Nobody knows but Jesus.

Nobody knows the trouble I’ve seen. Glory Hallelujah.“

Niemand kenn das Leid, das ich sah, niemand anderes als Jesus.

Niemand kennt das Leid, das ich sah, Gloria. Halleluja. Gelobt sei Gott.


(Ende WDR 4, Verabschiedung für WDR 3 und WDR 5: )

Einen behüteten Tag wünscht Ihnen Ihr Jan-Dirk Döhling aus Bielefeld



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze


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