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Kirche in WDR 3 | 15.10.2020 | 07:50 Uhr

Leere Kirchenbänke

Guten Morgen.

Erinnern Sie sich noch an den März dieses Jahres? Die Entscheidung der großen Kirchen in unserem Land, den Gottesdienstbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie komplett einzustellen. Und auch notwendige Gottesdienste wie Beerdigungen nur mit höchstens zehn Anwesenden auf dem Friedhof abzuhalten. Taufen, Hochzeiten, Firmungen – alles wurde ausgesetzt. Die Kirchen merkwürdig leer.

Ich erinnere mich noch genau an den letzten Gottesdienst zum dritten Fastensonntag den ich als Pfarrer hielt. Da stand fest: ab da wird es vorerst keinen öffentlichen Gottesdienst mehr geben. Die wenigen Menschen, die diese Messe mitfeierten, spürten deutlich eine Art Abschiedsstimmung. Ja – auch einen Abschied von mancher liebgewordenen Gewohnheit, von der klar war, dass sie nie mehr wiederkehren würde.

Und dann war es soweit: Die Kirchen wurden durch Anordnungen leer. Leere Kirchenbänke, von denen damals nicht wenige sagten, dass sie sich nie wieder füllen würden.

Wir haben in unserer Pfarrkirche dennoch an jedem Sonntag die Heilige Messe gefeiert – allerdings mit ganz, ganz wenig Beteiligten, aber immer mit Musik – und über das Internet übertragen. Und wir haben viele Zuhörerinnen und Zuhörer gehabt. Viele, die sich anschließend bedankt haben, wenigstens akustisch am Gottesdienst teilnehmen zu können.

Für mich war das schon ein sehr merkwürdiges Gefühl, plötzlich mit einer Gemeinde zu feiern, die nicht mehr in den Bänken vor dem Altar saß. Für Menschen zu predigen, deren Reaktion ich nicht wahrnehmen konnte, weil sie in ihrem Wohnzimmer, im Schlafzimmer, in der Küchen zuhause oder sonst wo am Gottesdienst teilnahmen.

Einige Geistliche haben sich beholfen, indem sie „Pappkameraden“ in den Kirchenbänken aufstellten – Figuren mit dem Gesicht der Menschen, die sonst gewöhnlich den Gottesdienst in ihrer Kirche mitfeierten.

Zum Glück ist das seit Mai wieder ein bisschen anders geworden – öffentliche Gottesdienste sind wieder möglich – natürlich unter den Auflagen, die die Pandemie eben fordert: Im besten Fall können ein Fünftel der eigentlich zur Verfügung stehenden Plätze besetzt werden: also sitzen auf Lücke. Und Masken müssen getragen werden, was jetzt auch nicht unbedingt zur Feierstimmung in der Kirche beiträgt. Bei uns wird nicht gesungen– da müssen sich die Kirchenmusiker echt etwas einfallen lassen, damit der Gottesdienst in einer Kirche nicht zur Wort-überlasteten Trauerveranstaltung wird. Aktuell laufen die Planungen für die Weihnachtstage – was schon ein wenig an die Quadratur des Kreises erinnert. Chöre können nur sehr eingeschränkt bis überhaupt nicht proben – und Auftritte sind nur unter Bedingungen möglich, wie sie die Philharmonie oder der Dom in Köln unter Mühen schaffen können…

Also alles in Allem: Alles wenig einladend. Und ich frage mich: Geht der Gottesdienst noch als das, was er eigentlich sein sollte – als Feier?

Nachdenklich hat mich ein Interview im Sommer gemacht, das der designierte Stadtdechant einer rheinischen Großstadt gab. Auf die Frage, wie denn die Kirchen in der Stadt mit den geringen Platzzahlen umgehe, sagte der: „Bis jetzt haben wir noch bei keinem einzigen Sonntagsgottesdienst auch nur einen Gläubigen wegen mangelnder Plätze abweisen müssen.“

Ja – so ist das wohl. Die Corona-Pandemie hat die Kirchenbänke leergefegt. Und sie werden sich nach menschlichem Ermessen auch nach dem Ende der Pandemie nicht mehr wirklich füllen. Nach menschlichem Ermessen. Aber vielleicht füllen sie sich ja anders, nicht mehr in Kirchenräumen: Mit den vielen kleinen Initiativen, die sich ebenfalls in der Pandemie-Zeit gebildet haben. Kleine Hauskreise zum Beispiel, die sich nach wie vor zu kurzen Gottesdiensten auch werktags treffen. Die füllen zwar nicht Statistiken und Kirchenbänke – aber vielleicht wieder unsere Kirchen als Glaubensgemeinschaften. Vielleicht hilft der Blick auf die leeren Kirchenbänke auch, andere Perspektiven zu wagen.

Blicken Sie doch heute nicht nur auf das Leere, das Bedrückende. Wagen Sie Blicke aus neuen Perspektiven.

Ihr Pfarrer Ulrich Clancett aus Jüchen.

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