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Kirche in WDR 3 | 01.03.2021 | 07:50 Uhr

Erinnerungen

Guten Morgen!

Vor einigen Wochen haben meine Schwester und ich das Haus unserer Mutter ausgeräumt. Sie ist letztes Jahr nach einer kurzen, schweren Krebserkrankung, aber in ihrem christlichen Glauben zuversichtlich gestorben. Beim Ausräumen wurden viele Erinnerungen wach – es war eine Reise in die eigene Vergangenheit. Da meine Mutter – typisch für ihre Generation – alles sorgfältig aufgehoben und gehortet hatte, hielt ich plötzlich Dinge in der Hand, die ich über 40 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Im Keller fand sich eine Kiste mit sämtlichen Schulunterlagen aus meiner Grundschulzeit: alte Schreibhefte aus dem ersten Schuljahr mit den ersten Schreibversuchen, originelle Zeichnungen und Selbstgebasteltes aus dem Kunstunterricht… Auf einmal war ich wieder ein kleiner Junge und mit meinen Gedanken ganz in meiner frühen Kindheit. Ich hatte unseren Klassenraum vor Augen, konnte ihn mir auf einmal wieder vorstellen, ich konnte das Linoleumparkett förmlich riechen und ich sah uns Erstklässler, wie wir da saßen und lernten. Ich erinnerte mich an meine erste Klassenlehrerin und andere Lehrkräfte in der kleinen Grundschule, die es so schon gar nicht mehr gibt.

„Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können“, sagte einmal der Dichter Jean Paul. In diesem Paradies war ich für einen Moment gelandet, als ich die alte Kiste mit den Grundschulsachen auspackte. Und ich musste einfach staunen: Was hatte ich nicht alles mal gelernt (und auch wieder vergessen!)? Welche wichtigen Grundlagen wurden damals gelegt für meinen weiteren Weg? Was ist in diesen Jahren und Jahrzehnten nicht alles passiert? Und mit dieser Frage verließ ich auch schon wieder das Paradies der Erinnerung. Denn mir wurde bewusst, wie schnell die Zeit vergangen ist und weiter vergeht. Viele von den Menschen, die mich damals begleitet haben, leben heute nicht mehr. So wie meine Mutter, deren Haushalt jetzt aufgelöst ist. Und mir selbst wurde damit auch klar, wie schnell meine eigene Lebenszeit vergeht, wie begrenzt meine Lebenszeit ist. Der Beter des Psalms 90 hat Recht, wenn er schreibt (Ps 90,10):

„Siebzig Jahre währt die Zeit unsres Lebens, sind wir bei Kräften, werden es achtzig. […] rasch geht es vorbei, – wir fliegen dahin.“

Und weil das Leben so rasch vorbeigeht, ist mir auch klar, wie kostbar jeder Tag des Lebens ist. Auch das hat der Beter des Psalms 90 im Blick, wenn er weiter sagt (Ps 90,12): „Unsere Tage lehre uns zählen! Dann erlangen wir ein weises Herz.“

Ich verstehe das so: Nicht der Mensch ist weise, der damit rechnet, dass seine Tage „gezählt sind“, sondern derjenige, der ganz bewusst und dankbar jeden einzelnen Tag lebt. Denn die Jahre, die vergangen sind, kann ich nicht wiederholen. Das Leben ist keine Generalprobe, sondern immer eine Uraufführung: Alles geschieht nur einmal, und jeder Tag ist unverwechselbar. Daher will ich jeden Tag nutzen, auch wenn es nicht nur schöne und angenehme Tage gibt, sondern auch Tage, die Schmerzen und an die ich mich später sicher nicht gerne erinnere.

Und doch gehört all dies zur eigenen, unverwechselbaren Lebensgeschichte dazu.

Der Pfarrer und Publizist Jörg Zink bringt das in einem Gebet sehr schön zum Ausdruck:

Sprecher/in:

Herr meiner Stunden und meiner Jahre.

Du hast mir viel Zeit gegeben.

Sie liegt hinter mir

und sie liegt vor mir.

Sie war mein und sie wird mein,

und ich habe sie von dir.

Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr

und für jeden Morgen, den ich sehe.

Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben.

Ich bitte dich aber um viel Gelassenheit,

sie zu füllen, jede Stunde,

mit deinen Gedanken über mich.
Ich bitte dich um Sorgfalt,

dass ich meine Zeit nicht töte,

nicht vertreibe, nicht verderbe.

Segne du meinen Tag.*

Das wünscht Ihnen Pastor Achim Hoppe aus Paderborn

*Gotteslob. Kath. Gebet- und Gesangbuch, Nr. 11,1
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