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Kirche in WDR 3 | 05.04.2021 | 07:50 Uhr

Mias Taschentuch

Einen gesegneten, frohen Ostermorgen, wünsche ich allerseits.

Nennen Sie mich einfach M. M wie Mia. So heißt meine Besitzerin. Mia sitzt gerade draußen auf einem großen Stein im Garten. Jetzt hat sie mich auf ihrem Schoß ausgebreitet und legt ein paar rosafarbene Kirschblütenzweige auf mir ab.

Ich bin schon an Mias Seite, da ist sie noch ganz klein. Damals gehörte ich noch Mias Mama, Molly. Ich bin ein Taschentuch aus weißem Garn ganz fein gewebt. Mias Ururgroßmutter hat mir ein M aufgestickt. Jedes Mädchen in der Familie kriegt bei uns einen Namen mit dem Buchstaben M. Und ich werde immer weitergereicht. Mia hat mich an einem sonnigen Tag bekommen, über den sich schwarze Wolken geschoben hatten. Das war, als Mias Mutter gestorben ist. Mia wird das glaube ich nie vergessen. Sie kann gar nicht aufhören zu weinen damals. Erst ist sie total geschockt. Sie hat wohl auch gar nicht mehr gesprochen, hat Oma Millie ihr später erzählt. Mia ist erst fünf, als ihre Mutter stirbt. Und Mia weint. Tränen sind gut. Mia weint sie oft. Und da kriegt sie mich geschenkt. Von ihrer Oma Millie. Damit Mia sich mit mir die Tränen trocknen kann, so wie Mama Molly es bei ihr immer gemacht hat. Seit dem schwarzen Tag von Mollys Tod bin ich bei Mia. Immer an ihrer Seite. Einmal musste ich schon geflickt werden. Da hat Mia mich auf einen Ast aufgespießt. Ich sollte die weiße Flagge in einem Piratenspiel mit den Nachbarjungs sein. Nun ja. Oma Millie hats gut hingekriegt.

Gestern, und das will ich ihnen eigentlich erzählen, hat mich etwas sehr bewegt. Ich war mit Mia im online-Kindergottesdienst unserer Kirchengemeinde. Und da erzählen die Teamer Miriam und Daniel von Maria, der Freundin von Jesus. Sie ist so traurig darüber, dass Jesus tot ist, dass sie dauernd weint. Sie kann gar nicht aufhören damit. Sie geht zum Grab und sieht alles wie durch einen Schleier.


Dann sieht sie dort zwei junge Männer sitzen. Ihre Hemden sind weiß und fein gewebt, wie ich. Sie fragen Maria: Warum weinst du? Und Maria sagt: Ich suche meinen Freund, Jesus, der hier begraben ist. Aber das Grab ist leer. Er ist weg. Sie dreht sich um und meint durch den Tränenschleier einen Mann zu erkennen. So richtig gucken kann sie nicht und sieht nur die Umrisse und Schatten und meint, es ist der Gärtner und fragt: Hast du Jesus aus dem Grab genommen? Wo hast du ihn hingebracht?

Sie sieht nicht, dass es Jesus ist, der dort steht. Und der sagt nur: Maria! Da erkennt sie ihn und sagt: Rabbuni, Meister! Und sie will ihn umarmen. Aber Jesus sagt: Anfassen kannst du mich leider nicht. Ich bin auferstanden und fahre nun auf zu Gott, meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Sag das den anderen.

Maria geht und erzählt den anderen Jüngern von Jesus: Ich habe unseren Meister gesehen, er ist auferstanden.


Ganz schön aufregend, die Geschichte, finden Mia und ich. Maria wird diesen Moment nicht vergessen. Sie spürt noch einmal die ganze Liebe Jesu. Die Freundschaft. Die Wärme.


So was hat Mia auch erlebt. Sie hat, nachdem ihre Mama gestorben war, noch öfter gedacht, dass sie da ist. Dass sie im Raum ist. Hat ihre Stimme gehört. Und ihre Wärme gespürt. Irgendwann wurde das weniger. Aber die Liebe von Mias Mama Molly ist immer noch da. Mia sagt, sie spürt sie, wenn sie mich ansieht. Weil ihre Mama Molly mit mir ihre Tränen getrocknet und ihr das Schokoeis vom Mund getupft hat. Irgendwie ist Molly bei uns. Das spüren wird beide manchmal. Selbst wenn es Risse im Leben gibt….


Maria, die Freundin von Jesus, hat sich auch so ein Taschentuch gemacht. Im Grab von Jesus lagen noch weiße Leinentücher. Eines war um seinen Kopf gewickelt. Davon hat sie sich ein Stück abgeschnitten. Und ein Taschentuch genäht.


Es braucht nicht viel, um zu spüren: Du bist geliebt. Von deinen liebsten Menschen und von Gott. So ein kleines Erinnerungszeichen – in der Seele, im Herzen oder in der Hand. Das wünsche ich Ihnen.


Ihre M. und Petra Schulze aus Düsseldorf.



Redaktion: Landespfarrerin Petra Schulze

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