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Kirche in WDR 3 | 24.09.2021 | 07:50 Uhr
Betty Reis
Autor: In diesem Jahr wäre Betty Reis einhundert Jahre alt geworden. Wer bei mir zuhause in Wassenberg die Gesamtschule besucht, stößt auf einen Gedenkstein mit ihrem Namen.
O-Ton 01 Lara: Betty Reis war ein jüdisches Mädchen, sie ist 1921 hier bei uns in Wassenberg geboren und wurde verfolgt, ihre ganze Familie wurde verfolgt.
Autor: Lara geht heute auf die Betty-Reis-Gesamtschule. Betty Reis ist 12 Jahre alt, als die Nazis an die Macht kommen, sie ist 17, als auch in Wassenberg die Synagoge brennt. Bald überschlagen sich die Ereignisse.
O-Ton 02 Lara: Sie war dann irgendwann in Solingen, hat da als Kindermädchen gearbeitet. Ihr Bruder hat es geschafft zu flüchten, wollte sie mitnehmen und sie hat gesagt Nein, ich kann meine Familie nicht alleine lassen und wurde dann eben ins KZ gebracht, wo sie dann auch umgekommen ist.
Autor: Im Eingangsbereich der Schule steht ein Gedenkstein. Schon die Kinder in der fünften Klasse stoßen darauf bei einer ersten Rundtour durch die Schule. Maren kann sich erinnern.
O-Ton 03 Maren: Dazu wurde uns dann eben erzählt, wer Betty Reis war, und eben auch dieser Gedenkstein erklärt, dass der in zwei gebrochen ist und eine Hälfte hier bei uns und eine andere Hälfte eben in Bergen-Belsen zu Betty Reis steht.
Autor: Jedes Jahr fahren 40 Jugendliche aus den achten Klassen dorthin, ins KZ Bergen-Belsen.
O-Ton 04 Maren: Ich war da ja selber auch. Und da hält man dann eben auch eine Gedenkfeier ab und eine Schweigeminute um den Stein herum.
Autor: Vor dreißig Jahren, als alles begann, war es ein Vorschlag der evangelischen Kirchengemeinde, der Gesamtschule in Wassenberg auch einen Namen zu geben und so an das jüdische Mädchen zu erinnern. Der Name Betty Reis hat hier viele Jugendliche geprägt.
O-Ton 05 Lara: Für mich war es immer dieser Kontrast, dass Betty Reis, ein Mädchen genauso alt wie ich, sowas Schreckliches erleben musste und ich heutzutage Gott sei Dank in Frieden leben darf. Und ich denke, dass wir so die Dinge rund um den Holocaust nie vergessen dürfen, damit sich sowas eben nicht nochmal wiederholt.
Autor: So Lara. Für Jana ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler heute aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung vorgehen.
O-Ton 06 Jana: Diskriminierung finde ich ein großes Thema, weil ich finde, dass jeder Mensch einfach die Möglichkeit haben sollte, so zu leben wie er möchte. Nicht eingeschränkt von irgendwelchen Vorurteilen.
Autor: Luna, die Schülersprecherin, weiß wohl, dass es an einer großen Schule immer wieder Konflikte gibt.
O-Ton 07 Luna: Das lässt sich gar nicht vermeiden. Und wir als Team haben dann eben die Aufgabe, beispielsweise wenn rassistische Schimpfwörter verwendet werden, dazwischen zu gehen.
Autor: Das Team, das sind alle, die sich für „Schule ohne Rassismus“ und „Schule mit Courage“ einsetzen. Es gab schon ein antirassistisches Fußballturnier und einen Aktionstag gegen Homophobie. Die Schülersprecherin möchte zeigen, ...
O-Ton 08 Luna: ... dass wir da sind und dass wir eben auch aktiv dabei gegen Rassismus, gegen Ausgrenzung, gegen Homophobie was unternehmen.
Autor: Und wenn Wahlen sind, so wie jetzt am Sonntag, laden der 12. Und 13. Jahrgang zu einer Podiumsdiskussion mit den Parteien ein. Mit allen, die im Bundestag vertreten sind.
O-Ton 09 Lara: Durch die ganzen Aktionen werden wir alle hier zu mündigen Bürgern erzogen und zu europäischen Bürgern, zu Bürgern, die nicht rechts wählen. Und ich denke, gerade weil wir wissen, was damals mit Betty Reis mit der Familie Reis mit jüdischen Mitbürgerinnen in ganz Deutschland passiert ist, wird uns allen bewusst sein, dass man sich immer noch heutzutage dagegenstellen muss.
Autor: Denn der Slogan an ihrer Schule heißt "Betty Reis - eine Geschichte für heute".
Autor: Damit grüßt Sie Titus Reinmuth, Rundfunkpfarrer aus Wassenberg.
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
