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Kirche in WDR 3 | 11.12.2021 | 07:50 Uhr

Sinnsuche im Advent

„Wer den Glauben an die Zukunft verloren hat, der findet auch in der Gegenwart keinen Halt mehr.“[1] Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern vom österreichischen Schriftsteller Ernst Ferstl, und er begleitet mich in diesen Tagen des Advent. Denn Advent ist ja immer auf die Zukunft hin gerichtet. Oder anders formuliert: Advent begehen ist ja eigentlich nichts anderes, als vier Wochen lang im Blick zu behalten, dass noch etwas aussteht – ja, dass Wesentliches noch aussteht. Dabei denke ich nicht an den oft salopp dahingeworfenen Satz: Das Beste kommt zum Schluss. Denn wenn erst am Schluss das Beste kommt, was ist dann mit allem, was vorher schon passiert? Würde das nicht entwertet?

Wenn noch etwas Wesentliches in der Zukunft aussteht, dann geht es doch darum, dafür einen Sinn zu entwickeln, um das Wesentliche dann auch wahrzunehmen.

Genau dazu kann der Advent Impulse geben. Er kann helfen, das Warten zu kultivieren. Denn wer wartet, der ist offen für das Neue, das ihm entgegenkommt. Das ist viel mehr, als in der Adventszeit bunte Lichter und niedlichen Schmuck ins Haus zu hängen, damit die Erinnerungen an glückliche Kindertage sich wieder einstellen.

Was aber könnte das Wesentliche sein, auf das zu warten es sich lohnt und das sich immer wieder neu erfahren lässt?

Ich denke, es ist eine tiefe Sehnsucht nach einem erfahrbaren Sinn. Mein Leben soll sich irgendwie gut zusammenfügen: sowohl das Gute, was ich erfahren habe, als auch das Schwierige, alles, womit ich täglich zu kämpfen habe. Ich sehne mich danach, dass alles sich irgendwann und irgendwie einmal einordnen lässt in einen zusammenhängenden Sinnhorizont. Das ist vielleicht sehr hochgegriffen: Aber ich hoffe und warte und ehrlich gesagt erwarte ich sogar, dass leidvolle Situationen irgendwann einmal in einem solchen Sinnhorizont aufgehoben sein werden.

Ein Gedanke hilft mir dabei: Die Wahrheit über den Sinn des Lebens sagt man sich in aller Regel nicht selbst. Man muss sie sich sagen lassen. Und auch der Wahrheit und der Sinnhaftigkeit meiner eigenen Existenz muss ich mich annähern, in kleinen dialogischen Schritten.

Dazu haben die Soziologin Viola Gerlach und der Politikwissenschaftler Sebastian Möller Anregungen für eine gelingende Gesprächskultur gegeben, wie “aufrichtiges Interesse an den Werten, Ideen, Visionen und Erfahrungen der Beteiligten“. Oder auch „gegenseitige Anerkennung guter Absichten“, Empathie und Perspektivwechsel.[2]

Solche Bedingungen für einen gelingenden Dialog, wie die beiden sie beschreiben, bringen nach meiner Erfahrung einen hohen Mehrwert und eine hohe Sinnhaftigkeit in das eigene Leben hinein.

Doch dafür braucht man Geduld, man muss auch mal warten können. Wie gut es wohl tut, wenn man so etwas im Advent schon ein wenig kultivieren kann.

Ein gutes Adventswochenende wünscht Ihnen Ingelore Engbrocks aus Oberhausen


[1] Ernst Ferstl: Kurz und fündig: Gedanken mit Tiefgang, Ed. Va Bene, 1995.

[2] Viola Gerlach & Sebastian Möller, Wir müssen reden! — Plädoyer für eine transformative Gesprächskultur, in: agora42. Das philosophische Wirtschaftsmagazin, 4/2021, S. 80-83.

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