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Kirche in WDR 3 | 04.01.2022 | 07:50 Uhr
Kirche im Stall
In unserer Kirchengemeinde in Kevelaer feiern wir in der Zeit zwischen Weihnachten und Nauhjahr immer einen weihnachtlichen Gottesdienst im Stall auf einem Bauernhof. Zwischen Silage, Heu, Stroh und niederheinschem Milchvieh steht er dann: Der provisorische Altar. Um ihn herum: eine riesiege Schar an Familien. Hier feiern wir dann Gottesdienst und versuchen uns zu erinnern an die erste Weihnacht und wie die wohl gewesen sein muss.- Damals, im Stall in Bethlehem und wie das Kind sich gefühlt hat: Auf Heu und auf Stroh.
Ich erinnere mich an eine Begebenheit. Sie ist vielleicht drei Jahre her. Im
Anschluss an den Gottesdienst, als alle noch mit dampfendem Kakao
zusammenstanden und diverse Plätzchdosen die Runde machte, da gesellte sich zu
uns einer kleiner Junge. Er roch an seiner Jacke und
sagte: “Naja... egal. Dann riecht man
wenigstens, dass wir in der Kirche waren!” – Und er merkte selber, dass das ja
so nicht stimmte. Fakt ist: Wer auf Keylar bei “Weihnachten im Stall” war, der
braucht danach eine gute Dusche und eine Vollwäsche für die Klamotten
obendrein. Denn: die Kühe dort verdauen fleißig weiter, ob Gottesdienst oder
nicht.
“Stall richt eben nach Stall”, kontert der Familienvater in die Runde. Aber ich... ich grüble und (sie merken) ich tue das noch heute.
“Dann riecht man wenigstens, dass wir in der Kirche waren...” – Tja... seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen.- Auch in der Kirche. Und eigentlich ist es kein Geheimnis: Die Kirche stinkt inzwischen vielen. Das, was unser System da so hervorgeracht hat, ist unvorstellbar und unverständlich. Aber: Es hört auch irgendwie nicht auf. Sind wir so ein “Saustall”? Stinkt hier alles zum Himmel?
Ich möchte das nicht schönreden und ich will es mir auf keinen Fall und von niemandem schönreden lassen. Bitte keine “fromme Soße” mehr – vor allem nicht von den Hirten da oben. Was bleibt mir dann?
Vielleicht hilft ein wenig “Weihnachten im Stall” in Kevelaer. Vielleicht ist diese kindliche Erkenntnis heilsam: Ja! Es stinkt! Das kann man nicht wegreden. Aber übertragen: noch gibt es in dieser Umgebung der Kirche noch einen Raum wo ich mit vielen Menschen guten Willens etwas von dem Geist atmen kann, den dieses kleine Jesuskind vor über 2000 Jahren zu uns Menschen brachte.- Eben nicht in Wolkenkuckusheim und sterile Perfektion hinein, sondern: “Auf Heu und auf Stroh!”.
“Keine fromme Soße” -
das brauch ich
nicht und ich will es auch hier nicht betreiben. Es macht mich sprachlos, was
sich da alles auftut und die scheinbare “Schockstarre” der Kirche, bei der
nichts vorwärts geht macht es noch schwerer.
“Keine fromme Soße” – Auf Keylar, der kleinen Bauernschaft bei Kevelaer waren es übrigens der Kakao danach, die Plätzchen, Gespräche und die Gemeinschaft. Die das alles war so echt und hat so gut geschmeckt, dass wahrscheinlich alle wiederkommen werden in diesem Jahr.
Solche “Kakao-Momente” möchte ich in meiner Kirche erleben. Vielleicht geht das aber auch nur, wenn man “mal rausgeht”... Auch in den Stall, wo es wirklich riecht!
Kommen Sie gut in diesen Tag! Ihr Bastian Rütten aus Kevelaer