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Kirche in WDR 3 | 19.03.2022 | 07:50 Uhr

Krebs als Reset-Taste?

Im Bekanntenkreis habe ich kaum einen Menschen, der nicht direkt oder indirekt von Krebs betroffen ist: Irgendwer hat immer Krebs.

Die Berichte sind sehr ähnlich: Chemotherapie, „Augen zu und durch“, Durchhalten um jeden Preis. Dabei immer im Schlepptau: Gedanken an die Freunde, an die Familie, an das, was noch nicht fertig ist.

Es wird gekämpft. Manche gewinnen, andere verlieren.

Ich habe schon viel erlebt mit diesem Damoklesschwert. Da sind Trauer, Wut und Fassungslosigkeit.

Und dann war da dieses Gespräch mit einer Frau aus meiner Gemeinde, damals, vor 3 Jahren. Wir sitzen im Café auf den roten Sesseln und gucken über Münster. Sie erzählt mir von ihrer Krebserkrankung.

Und dann sagt sie auf einmal:

„Hört sich verrück an, aber ich bin unendlich dankbar“. Das sitzt. Dankbar für Krebs? Echt jetzt? Denke ich in dem Moment.

Was sie meint, wird mir klar, als sie weiterspricht: „Ich habe nur noch funktioniert. Ich wollte da sein für die anderen. Ich bin nicht rausgekommen aus dem Hamsterrad. Im Nachhinein bin ich total geschockt, dass ich über all die Dinge mich selbst aus den Augen verloren habe.“

Der Krebs als Reset-Taste. Als Kehrtwende. So hatte ich das noch nie gesehen – und ich bin nach wie vor davon überzeugt: Wirklich verstehen, was das Ganze heißt, kann ich nur, wenn ich es selbst erlebe.

Und Trotzdem: Bei der Erfahrung, dass mir der Boden unter den Füßen weggerissen wird, kann ich anknüpfen. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Alles steht auf dem Prüfstand. Mit dem Rücken zur Wand. Das ist die eine Seite.

Auf der anderen Seite schärft sich der Fokus. Wo braucht es nicht irgendwen, sondern mich, und was können eben auch andere machen? Es kann sehr entlastend sein, wenn ich’s nicht selbst bin, aus dem die Veränderungen kommen, die schon lange anstehen. Es macht frei, wenn andere Dinge einen ins kalte Wasser stoßen. Dann muss ich was tun: Was bleibt und was kann weg?

Wirklich glücklich sind Sie ernst dann, wenn Sie diese Freiheit genießen können – wie meine Gesprächspartnerin über den Dächern von Münster. „Heute lebe ich anders“, sagt sie mir und weiter: „Ich entdecke Gefühle wieder, die lange verborgen waren. Ich fahre Fahrrad, höre Musik, die Luft stößt mir entgegen und ich habe den Kopf frei. Mein Körper ist keine Grenze mehr, die sich abschottet von außen. Wenn die Sonne mein Gesicht wärmt, ist es, als wäre ich mit allem verbunden. Einfach herrlich.“

Wie gesagt: Ich selbst kann nicht nachvollziehen, was so eine Krebserkrankung macht. Und ich bin sicher: Das Chaos, die Krankheiten und Verletzungen, die Krisen, die uns im Leben begegnen bleiben. Keine Frage. Trotzdem: In jeder Krise liegt auch eine Chance, in jeder Dunkelheit gibt es kleine Lichtstrahlen. Es ist nie zu spät neu anzufangen.

In knapp einem Monat ist Ostern. Christen feiern die Auferstehung. Denn für sie ist selbst im Tod ein Neuanfang. Manche Menschen feiern Auferstehung schon heute.

Das wünsche ich auch Ihnen.

Ich grüße Sie aus Duisburg. Ihr Stephan Orth.

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