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Kirche in WDR 3 | 07.07.2022 | 07:50 Uhr

Glashaus, Steine, Splitter und Balken ...

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

„Du siehst den Splitter im Auge der anderen, den Balken aber nicht in deinem eigenen.“ Diese biblische Lebensweisheit (Mt 7,3) ist sicherlich vielen bekannt.

Dahinter steckt die unausrottbare Eigenheit des Menschen, das Unrecht der anderen viel mehr zu sehen als die eigenen Fehler. Wahrscheinlich entlastet dieses Ablenkungsmanöver das eigene Gewissen. Aber so richtig glücklich wird man damit auch nicht. Da ist es heilsam, dass
im Johannesevangelium die Erzählung von Jesus und der Ehebrecherin überliefert wird (vgl. Joh 7,53-8,11). Schriftgelehrte verurteilen eine Frau eben wegen eines Ehebruchs zum Tode durch Steinigung. Merkwürdig nur, dass es bloß eine Schuldige gibt und zwar die Frau. Wo ist da der Mann, der ja zum Ehebruch dazugehört? Der hat sich offenbar aus dem Staub gemacht. Die Schuld bleibt an der Frau hängen. Und doppelmoralisch ist das Verhalten der andern, die die Frau jetzt verurteilen wollen. Dabei geht es bei der Geschichte noch um eine andere Bedeutung. Und die bringt der österreichische Kabarettist Helmut Qualtinger auf eine knappe aber unmissverständliche Formel: „Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen!“ Alle wussten damals doch: Auf Ehebruch steht der Tod, festgeschrieben im Buch Levitikus, im Alten Testament. Warum also Jesus jetzt fragen, was doch eigentlich feststeht? Die Schriftgelehrten fragen nämlich: „Was sagst Du dazu, Rabbi? Du hältst es wohl nicht besonders mit dem Gesetz?“ Die Zwickmühle, die sich hier für Jesus verhängnisvoll öffnet lautet: Fordert Jesus Bestrafung, scheint er es mit seiner Botschaft vom barmherzigen Gott doch nicht so ganz ernst zu meinen. Wenn er aber Freispruch verlangt, stellt er sich gegen das Gesetz des Mose. Jesus vermeidet eine direkte Antwort, er schweigt. Dabei entbehrt diese dramatische Szene nicht einer gewissen Komik. Es ist schon seltsam, wenn Sünder andere Sünder „Sünder“ nennen. Darauf läuft es ja hinaus. Jesus unterbricht zweimal sein Schweigen. Das erst Mal, um eben diese Komik zu enthüllen (Joh 8,7): „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“ Darauf geht ein Ankläger nach dem anderen
beschämt fort. Mit der Frau allein unterbricht Jesus sein Schweigen ein zweites Mal. Und er sagt
ihr sein Verzeihen zu. Er, der nach christlichem Verständnis ohne Sünde ist, er kann Sünden vergeben. Und so sagt er (Joh 8,11): „Auch ich verurteile dich nicht, geh und sündige von nun an nicht mehr.“

Und schließlich gilt weiter: Wo Sünder gemeinsam Vergebung erfahren, kann nicht einer den anderen verurteilen. Jesus sagt ja auch an anderer Stelle (Lk 6,37): „Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt.“

Ich würde sagen: Christen können und dürfen, auch wenn sie gefallen sind, wieder aufstehen und die Kraft der Vergebung weiter geben. Selbstprofilierung durch ständiges Hinweisen auf das Versagen anderer macht mich nicht besser, im Gegenteil. So sagt der englische Philosoph und Atheist Bertrand Russell:


„Wir haben eine doppelte Moral: eine, die wir predigen, aber nicht anwenden, und eine andere, die wir anwenden, aber nicht predigen.“[1]

In dieser Gefahr der doppelten Moral stehen heute oftmals Menschen, die in Politik, Wirtschaft und auch und vor allem in der Kirche tätig sind. Balken werden oft woanders gesehen, um eigenes Versagen oder Unzulänglichkeiten, ja gar Sünden zu verdecken. Eine einfache Geste ist da entlarvend: Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, der zeigt dann immer auch mit drei Fingern auf sich selbst zurück. Dann doch besser die Hand der Vergebung ausstrecken…

Das wünscht ihnen André Müller aus Gladbeck


[1] Zitiert nach: http://www.harrywolf.ch/Philosophie-Album/Bertrand-Russell.htm

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