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Kirche in WDR 3 | 09.07.2022 | 07:50 Uhr

Finde deinen wunden Punkt

Guten Morgen!

Damit hatte der Mann nicht gerechnet: Er war doch in bester Absicht zu Jesus gekommen, lebte vorbildlich und gesetzestreu. Aber Jesus erwischt ihn an seinem wunden Punkt. Die Geschichte ist alt und doch aktuell. Ich spreche von einer Geschichte aus dem Markusevangelium (vgl. Mk 10,17-32). Ein Mann rennt verzweifelt auf Jesus zu. Er braucht einen dringenden Rat. Er möchte von Jesus wissen, was ihm noch fehlt, damit er das ewige Leben erlangen kann. Alle Gebote und Vorschriften einzuhalten, scheint ihm nicht genug. Er spürt: Was wirklich wichtig ist im Leben, lässt sich nicht in Gesetze, Gebote und Verbote fassen. Es geht um mehr. Und genau da steuert Jesus auf seinen wunden Punkt zu: seinen Besitz. Daran hängt nämlich sein Herz. Er ist sozusagen besetzt vom Haben, weniger vom Sein, wie der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm es auf den Punkt, den wunden Punkt gebracht hat.

Damit stimmt wohl auch ein anderer Satz: „Geld allein macht nicht glücklich.“ Und der wird gleich wieder relativiert: „Aber es beruhigt ungemein.“ Geld steht hier eigentlich für alles, was ich habe, was ich besitze, was mich besetzt. Problematisch wird der Besitz im Leben, wenn ich glaube, ihn absichern zu müssen. Das führt leicht in einen Teufelskreis: „Je mehr ich habe, umso mehr brauche ich, um ja nichts zu verlieren.“ Sicherheit hat ja ihren Preis. Aber: Wo kann ich wirkliche Sicherheit finden?

Klar, der gläubige Mensch sagt: in Gott. Aber ist das wirklich sicher? Ich würde sagen: Nein und Ja. Nein: Wenn es um die Sicherheitskonzepte der materiellen Gewinnmaximierung durch Versicherungspolicen geht. Ja: Im Sinne der Lebensweisheit, dass alles, was im Leben wirklich wichtig ist, geschenkt wird. Dazu zähle ich zum Beispiel die Liebe. Und hier bin ich mir sicher: Jeder Mensch kann sich der Liebe Gottes gewiss sein. Als Geschenk, als Gnade wie wir Theologinnen und Theologen sagen. Sie lässt sich nicht verdienen. Das funktioniert nicht. Das einzige, was da funktioniert: Ich muss auf diese Liebe Gottes vertrauen. Und damit durchkreuzt Gott die so vertrauten Mechanismen von Haben und Besitzen. Und ich bin überzeugt: Ganz auf Gott zu vertrauen, das bedeutet wirkliche Freiheit und Sicherheit. Das gilt freilich nicht nur für den Umgang mit Besitz. Es reicht weiter.

Wie großzügig kann ich sein im Umgang mit meinen Mitmenschen, kann sie wertschätzen, weil sie – wie ich – von Gott Wert geschätzt sind.

Aber ich komme noch einmal zurück zu dem Mann, der auf Jesus zugeht und den Jesus an seinem wunden Punkt trifft. Bei ihm war es der Reichtum. Wo aber ist mein wunder Punkt, wenn ich Jesus begegnen will?

Oder, mit dem Mann gefragt: Was muss ich tun um ewiges, beglückendes Leben zu gewinnen? Gibt es vielleicht auch für mich etwas, was Jesus von mir ganz persönlich will, damit mein Leben glückt, damit ich zufriedener bin? – Ich denke einmal so für mich: Abschied zu nehmen von meinen Sicherheitskonzepten fällt schwer. Mich noch mehr Gott und den Mitmenschen zuzuwenden oftmals auch. Aber ich meine, es lohnt sich, es doch zu versuchen, damit ich in meinem Leben Neues vermögen kann, freier werden kann, weniger abhängig bin. Wo ist mein wunder Punkt? Ich will ihn finden, um damit zu arbeiten.

Denn ich bin davon überzeugt: Seinen eigenen wunden Punkt zu finden, dass kann bewirken, dass aus Narben Augen für ein beglückliches Leben werden. So jedenfalls hat es die jüdische Autorin Nelly Sachs einmal formuliert.

Ein gutes Wochenende wünscht ihnen André Müller aus Gladbeck.

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