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Choralandacht | 27.08.2022 | 07:50 Uhr

DIESER BEITRAG ENTHÄLT MUSIK, DAHER FINDEN SIE HIER AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN KEIN AUDIO.

"Ach bleib mit deiner Gnade", eg 347

Musik 1: Ach bleib mit deiner Gnade

Text: Josua Stegmann; Komponist: Hans-Arnold Metzger; Karl-Friedrich Beringer & Windsbacher Knabenchor; Album: Lobsingt ihr Völker alle - Große deutsche Kirchenlieder und Choräle; Label: RONDEAU; LC: 06690


Autor: Es regnet. Ich schaue aus dem Fenster und meine Stimmung ist so trüb wie das Wetter da draußen. Was sind das für verworrene Zeiten. Die Pandemie flackert immer wieder neu auf und kommt nicht zur Ruhe. Der Krieg in der Ukraine hat bereits Tausenden das Leben gekostet, Milliarden verschlungen und eine globale Wirtschaftskrise ausgelöst. Inflation, kaum noch bezahlbare Energiekosten, Hungersnöte, auseinanderbrechende Gesellschaften. Auch wenn das alles einmal aufhören wird, wird unsere Welt eine andere sein. Was brauche ich, um damit gut umgehen zu können? Was brauchen wir gemeinsam? Welche Überzeugungen, welche Werte, welche Haltungen sind dann nötig und können uns stärken?

Musik 1


Autor: Rückblick. Solche Zeiten gab es auch früher schon. Im Jahr 1627 sitzt Dr. Josua Stegmann an seinem Schreibtisch. Seit neun Jahren bereits tobt ein Krieg, der 1618 als konfessioneller Krieg zwischen Katholiken und Protestenten begonnen hat und erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden enden wird. Stegmann ist Professor für Theologie an der Universität in Rinteln, die in einem ehemaligen Benediktinerkloster untergebracht ist. Freunde nennen ihn einen Mann mit ernster Frömmigkeit und hoher Gelehrsamkeit. Er blickt mit zunehmender Sorge auf die schrecklichen Folgen des Krieges und auf seine Gemeinden, für die er als Superintendent zuständig ist. Die Menschen dort sind der ständigen Bedrohung ausgesetzt, vertrieben oder gar getötet zu werden. Was wird ihnen helfen? Was kann sie standhaft und stark machen? Stegmann ist kein kämpferischer Mensch, aber er ist ein betender Mensch. Deshalb schreibt er nun ein Gebetslied, für sich und seine geliebten Gemeinden. (01:10)


Musik 1 Vorspiel und Vers 1


Overvoice-Sprecherin:
Ach bleib mit deiner Gnade / bei uns, Herr Jesu Christ, / daß uns hinfort nicht schade / des bösen Feindes List.


Autor: Noch ein Rückblick. Als Jesus gestorben und auferstanden ist, bleiben seine Jüngerinnen und Jünger zutiefst verstört zurück. Zwei von ihnen sind auf dem Rückweg in ihr Heimatdorf Emmaus, als Jesus ihnen erscheint und mit ihnen redet. Sie erkennen ihn nicht, aber was er sagt, berührt und ergreift sie. Und zu Hause angekommen, bitten sie ihn schließlich: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. Diese Bitte wird zu Stegmanns Lieblingsgebet. Ach bleibe bei uns, wenn sonst nichts bleibt, am Abend des Tages, am Abend der Welt. Wie können wir bestehen, wenn du nicht deine Gnade, dein Erbarmen, über uns ausspannst wie einen Schutzschirm?


Sprecherin: Ach bleib mit deinem Worte / bei uns, Erlöser wert, / daß uns sei, hier und dorte, / dein Güt und Heil beschert.


Autor: Josua Stegmann geht es ums Bleiben. Gnade und Barmherzigkeit mögen bleiben und das erlösende Wort, der gütige Zuspruch, die göttliche und auch menschliche Zuwendung, die Ängste lindert, Sorgen abschwächt, der Seele gut tut und Heilung bringt. (00:15)


Sprecherin: Ach bleib mit deinem Glanze / bei uns, du wertes Licht; / dein Wahrheit uns umschanze, / damit wir irren nicht.


Autor: Glanz und Licht und Wahrheit. Ich denke, es war damals genauso schwierig wie heute, klar zu sehen und nicht in die Irre zu gehen. Klar zu sehen, das ist in den heutigen Krisen nicht einfach: Was sind Emotionen und was Fakten? Was Fake News und was verlässliche Informationen? Wer in komplexen Situationen Entscheidungen trifft, kann oft die Folgen kaum abschätzen. Waffenlieferungen an die Ukraine mögen vielleicht richtig sein, aber ob sie auch gut sind? Für vieles braucht es einen sicheren inneren Kompass, eben Glanz und Licht und Wahrheit. Darum bittet Stegmann, damit wir nicht irren.

Musik 1: Vers 4

Overvoice-Sprecherin: Ach bleib mit deinem Segen / bei uns, du reicher Herr; / dein Gnad und alls Vermögen / in uns reichlich vermehr.


Autor: Segen soll sich in uns vermehren. Der Anteil an göttlicher Kraft in uns soll steigen. Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein, sagt Gott zu Abraham an einer der wichtigsten Stationen seines Lebens. Ich werde gesegnet, von Gott oder auch einem anderen Menschen, werde mit Kraft, Frieden und Zuversicht beschenkt und soll dies Geschenk nicht für mich selbst behalten, sondern weitergeben und zum Segen für andere werden. Und wenn Menschen in solchen unruhigen Zeiten wie damals oder heute einander zum Segen werden, dann sehe ich darin großes Potential für die nötige Erneuerung unserer Gesellschaft und der Werte und Überzeugungen, mit denen wir sie gestalten. (00:40)


Musik 1: Vers 5


Overvoice-Sprecherin: Ach bleib mit deinem Schutze / bei uns, du starker Held, / daß uns der Feind nicht trutze / noch fäll die böse Welt.


Autor: Ausgerechnet diese Bitte ging für Josua Stegmann nicht in Erfüllung. 1629 besetzten kaiserliche, katholische Truppen die Grafschaft Schaumburg. Die lutherische Universität in Rinteln wurde aufgelöst, die Benediktiner kehrten in das Kloster zurück. Stegmann war mit einem Schlag arbeits- und mittellos. Dann wurde er mit Gewalt zu einer theologischen Diskussion gezwungen. Aber jedes Mal, wenn er etwas sagen wollte, wurde er von einer bestellten Meute im Publikum verlacht und verspottet. Diese Demütigung hat ihn tief in seiner Persönlichkeit verletzt. Er wurde krank und starb nur wenige Wochen danach am 03. August 1632. (00:40)


Musik 1: Vers 6


Overvoice-Sprecherin: Ach bleib mit deiner Treue / bei uns, mein Herr und Gott; / Beständigkeit verleihe, / hilf uns aus aller Not.


Mit diesem Vers endet Stegmanns Gebetslied. Gottes Treue bleibt. Das meint, dass Gott sich an uns bindet und uns Vertrauen schenkt. Also können auch wir uns binden, können vertrauen und jemandem etwas zutrauen.

Zurück zum Anfang: Was hilft und stärkt uns heute? Zu beten hilft mir, sicherlich. So wie in Stegmanns Lied: Bleibe bei uns, Gott. Stärke in uns Barmherzigkeit, heilende Zuwendung, Klarheit im Wahrnehmen, Segen, Bewahrung und Vertrauen. Könnten das auch unsere gemeinsamen Werte für eine gute Zukunft sein? Es käme auf den Versuch an!



Redaktion: Landespfarrer Dr. Titus Reinmuth



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