Soundtrack des Lebens

Guten Morgen.

„Du weißt sehr wohl, dass die gerechte Verteilung der Güter unter allen Menschen eine Bedingung für den Weltfrieden ist.“ (1) Es ist Roger Schutz, der Gründer der ökumenischen, christlichen Gemeinschaft von Taizé, der das vor mehr als 40 Jahren so auf den Punkt bringt. So ist es. Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. Das zeigt sich in allen Kriegen und Bürgerkriegen dieser Erde. Da heißt es Macht first. Und das ist das Lied vom Tod. Der Soundtrack vom Leben heißt: Gerechtigkeit first. Oder noch besser: Lebensmöglichkeiten first. Das jedenfalls sagt Gott laut Bibel den Menschen immer wieder: Bewahrt die Erde. Schafft Lebensmöglichkeiten. Teilt. Ihr seid Geschwister. Das ist der Soundtrack des Lebens gegen das Lied vom Tod wie Krieg und Zerstörung.

Dagmar Pruin, Präsidentin von „Brot für die Welt“ und Diakonie Katastrophenhilfe sagt es in Zahlen: Im Sommer 2022 gibt es rund 800 Millionen Hungernde in der Welt. Jeder 10. Mensch in der Welt leidet unter chronischem Hunger. (2) Die meisten Menschen hungern in Südasien und in Afrika südlich der Sahara, der so genannten Sub-Sahara. Durch den Klimawandel -Dürren und andere Wetterextreme - und durch Kriege wie den Ukraine-Krieg hat sich die Situation verschärft.

Neueste Prognosen sagen: Bis zum Jahr 2030 könnten in Afrika bis zu 700 Millionen Menschen wegen des Klimas auf der Flucht sein. Etwa die Hälfte der Bevölkerung wird dann in ihren Heimatländern keine Lebensperspektive mehr haben und muss Rettung in der Flucht suchen. „Brot für die Welt“ setzt sich deshalb für Klimagerechtigkeit ein und unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern in Afrika und anderswo. „Denn kleinbäuerliche Betriebe sorgen insgesamt für 80 % der Lebensmittelproduktion.“ (3)

Bei der „Konferenz für Ernährungssicherheit“ am 24. Juni 2022 im Auswärtigen Amt in Berlin, erinnert „Brot für die Welt“-Präsidentin Dagmar Pruin an eine weitere wichtige Aufgabe: „Die G7 muss dafür sorgen, dass mehr Nahrungsmittel auf den Weltmarkt kommen“, meint sie. „Nur so sinken die Preise.“ Lebensmittel dürfen nicht mehr dazu dienen, dass man daraus Treibstoff macht und Tiere füttert, um dann Fleisch auf den Teller zu bringen. „Derzeit landet zu viel Brot in Trog und Tank.“ Wäre das anders könnten weltweit Millionen von Hektar für die menschliche Ernährung frei werden. „Wir ernten, was wir säen.“, sagt Dagmar Pruin. „Zurzeit säen wir Agrartreibstoffe und Futtermittel und ernten Hunger.“ (4)

Bewahrt die Erde. Schafft Lebensmöglichkeiten. Teilt. Ihr seid Geschwister.

Als Christin hilft mir diese Sicht auf die eine Welt. Ich verstehe: Unsere Leben hängen zusammen. Partnerschaft ist keine Einbahnstraße. Bei mir zu Hause hängt das Bild einer Prinzessin: rotes Kleid, braune Haare, blaue Augen und ein riesiger roter Mund. Gemalt hat es vor vierzig Jahren ein kleines Mädchen aus Tansania. Die Tochter eines Austauschpfarrers aus einer Partnergemeinde in Tansania, der in unserer Kirchengemeinde eingesetzt war. „Das bist Du!“ sagt das Mädchen. Ich – die schüchterne, blasse Jugendliche - gesehen und gemalt mit afrikanischen Augen. Aufrecht und frei. In kräftigen Farben. Der Soundtrack des Lebens. Wir lernen voneinander, helfen einander, tauschen uns aus, zeigen uns einen anderen Blick auf die Welt und auch aufeinander. Ich habe kein Foto und kein gemaltes Bild von dem Mädchen, aber ein inneres Bild. Da ist sie die Prinzessin.

Wählen Sie den Soundtrack des Lebens. Eine gute Woche wünscht Ihnen Petra Schulze, Rundfunkpfarrerin in Düsseldorf.

Quellen:

(1) Frère Roger Schutz, die Quellen von Taizé, zitiert nach:
https://www.lebenshaus-alb.de/magazin/003195.html

(2) https://www.welthungerhilfe.de/hunger/

(3) https://www.evangelisch-in-westfalen.de/service/medien/aktuelles/detailansicht/news/klimawandel-als-hungertreiber/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=b6ab370b1e422e853e9f73d5ba240b0f

(4) https://www.brot-fuer-die-welt.de/pressemeldung/2022-brot-fuer-die-welt-zur-konferenz-fuer-ernaehrungssicherheit-im-auswaertigen-amt/