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Kirche in WDR 3 | 10.02.2023 | 07:50 Uhr
Wir hören nicht auf
Gesang Schirin Partowi: Baraye (Politisches Nachtgebet)
Autorin: Baraye zan, zendegi, azadi, singt die iranisch-deutsche Sängerin Schirin Partowi. Das bedeutet „für Frau, Leben, Freiheit“. In diesem Lied von Shervin Hajipour klingt der Protest gegen das iranische Regime durch die prall gefüllte Düsseldorfer Kirche: für das Tanzen auf Straßen. Für Studierende, für die Zukunft. Für alle, die verhaftet, misshandelt und zum Tode verurteilt werden.
Die Synode, das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland, hatte in Düsseldorf zu einem politischen Nachtgebet für die Demonstrierenden im Iran eingeladen, und rund 200 Menschen waren gekommen.
Mucksmäuschenstill ist es, als die im Iran geborene Diplom-Pädagogin Shabnam Arzt erzählt. Sie ist von der Initiative „Frau.Leben.Freiheit. Solingen für den Iran“.
Schon als kleines Mädchen hat sie Angst vor den Revolutionsgarden im Iran. Abends steht sie am Fenster und wartet auf ihren Vater. Immer in der Angst, er könnte verhaftet worden sein, er könnte nicht wiederkommen.
O-Ton 1 (Interview): Ich bin mit neun Jahren aus dem Land raus, das war 1983. Und tatsächlich ist es so, dass ich immer noch manchmal Albträume habe, dass ich im Land bin und nicht rauskomme.
Autorin:
Shabnam
Arzt weiß, wovon sie spricht, wenn sie im Nachtgebet über die Frauen im Iran sagt:
O-Ton 2 (politisches Nachtgebet): „Wir werden nicht aufhören, bis dieses Regime weg ist. Welch ein Mut, wie großartig sind diese Frauen.“
Autorin: Wieviel Hoffnung hat sie, dass die Demonstrierenden zu ihrem Recht kommen werden?
O-Ton 4 (Interview): Dieses Mal sind alle Bevölkerungsschichten auf der Straße. Frauen, Männer, Kinder, … alle sagen: Wir wollen nicht mehr. Wir wollen ein selbstbestimmtes Leben. Deswegen ist meine Hoffnung groß. Und ich hoffe, dass es nicht mehr so blutig verläuft wie bis jetzt.
Autorin: Seit Jahrzehnten Jahre leiden die Menschen im Iran. Shabnam Arzt sagt, es wichtig, jetzt wirklich hinzuschauen.
O-Ton 5 (Interview): Denn wir haben im Westen leider den Fehler gemacht, in den letzten 43 Jahren durch die wirtschaftlichen Beziehungen, dass wir die Menschenrechte vernachlässigt haben, und dass wir die wirtschaftlichen Interessen einmal vergessen und die Menschenrechte wirklich hochhalten. Dass wir die Botschafter zum Beispiel ausweisen, dass wir die Revolutionsgarde auf die Terrorliste setzen, dass wir alle Beziehungen zum Iran stoppen und auch dafür sorgen, dass keine Menschen mehr hingerichtet werden.
Autorin: Die Evangelische Kirche im Rheinland verurteilt in einer Solidaritätserklärung das „himmelschreiende Unrecht und die schweren Menschenrechtsverletzungen“ im Iran. „Wir bewundern den Mut, sich der Gewalt mit dem eigenen Leben entgegenzustellen.“, schreiben sie. Und die evangelische Kirche befürwortet auch das Ansinnen des EU-Parlamentes, die iranischen Revolutionsgarden auf die Liste der Terrororganisationen zu setzen.
Leider ist dies nun doch nicht geschehen.
Doch ich will mit Shabnam Arzt und meinen Glaubensgeschwistern der Evangelischen Kirche im Rheinland die Hoffnung nicht aufgeben.
O-Ton 6 (Interview): Das ist mein tägliches Gebet. Herr, erbarme dich! Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass er sich erbarmen wird. Das ist meine große Hoffnung.
Quelle: https://landessynode.ekir.de/beitrag/landessynode-bekundet-solidaritaet-mit-protestierenden-im-iran/