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Kirche in WDR 3 | 08.06.2023 | 07:50 Uhr
Es war sehr gut und ist jetzt doch verdorben
Biblisch gesehen ist die Welt „im Anfang“, im Prinzip,
eine gute Schöpfung. Doch de facto ist sie eine von menschlicher Gewalt
verdorbene Schöpfung. Kein Wort der Bibel ist wohl so verheerend missverstanden
worden wie dieses: „Macht euch die Erde untertan!“ Gemeint war: „Wirkt in
diesem paradiesischen Garten wie Gärtner. Bewahrt und gestaltet ihn!“
Welcher Gärtner ist so irre, seinen Garten zu verwüsten? Ein Gärtner
pflegt und hütet seinen Garten, setzt sich für ihn ein, macht sich die Hände
dreckig. Er beutet seinen Garten nicht aus. Er nimmt mit Freude an, was er
hervorbringt, aber er investiert auch in ihn. Er lässt ihm Raum zur Entfaltung,
freut sich an seiner Schönheit und Fruchtbarkeit. Über seine Vielfalt kann er
staunen, und er schützt sie. Er hat sich ein gründliches Wissen über seinen
Garten angeeignet. Seine Wahrnehmung ist geschult, und er ist sich seiner
Verantwortung bewusst. Auch sich selbst hat er in dieser Ausbildung
weiterentwickelt zu einem Menschen, der selbstbewusst, verantwortlich und
verbunden ist. „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben
will“, kann er mit dem evangelischen Arzt und Theologen Albert Schweitzer ausrufen.
Gott, ich sehe: Weil wir Menschen uns selbst absolut
setzen, ist Deine Schöpfung massiv bedroht. Wir haben verlernt, uns zu
relativieren, uns in Beziehung zu setzen zu unseren Mitgeschöpfen. Unzählige
Arten sind unwiederbringlich vernichtet, andere stark gefährdet. Doch viele von
uns sind inzwischen so beziehungsunfähig, dass sie dies nicht mehr wahrnehmen.
– Trotz dieser verheerenden Diagnose vertraue ich, Gott, auf Deinen
widerständigen Lebensatem in mir und in allem, was lebt.
Aus Aachen grüßt Sie
Spiritual Georg Lauscher