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Kirche in WDR 3 | 29.07.2024 | 07:50 Uhr
Willkommenskultur dank Corona
Corona hatte doch auch etwas Gutes. O mann: Ich fürchte, diesen Satz darf ich gar nicht zu laut sagen. Denn natürlich weiß ich, dass Corona auch ganz viel Schlimmes hatte. Aber: Hier bei uns in Krefeld, in unserer Stadtpfarrkirche, St. Dionysius, hat sich durch Corona etwas zum Besseren gewendet. Das sehe ich ganz klar: Nämlich unsere Willkommenskultur. Und das kam so: Während der Corona-Zeit durften wir als Kirchen ja irgendwann wieder weiter Gottesdienste feiern. Aber es gab viele Auflagen. So war auch bei uns ein Ordnungsdienst von Nöten.
Viele
ehrenamtlichen Helfer standen Sonntag für Sonntag bei unseren drei Messen an
den Türen. Dabei ging es zunächst mal darum, die Anmeldungen zu prüfen. Das
Anmelden war damals vorab nötig, um mögliche Infektionsketten im Blick zu
halten. Unsere Ehrenamtlichen haben daraus aber nicht nur einen bürokratischen
Akt gemacht, sondern haben die Menschen vor allem willkommen geheißen. Es wurde sich ausgetauscht… und es wurde aufeinander geachtet. Ein achtsames Miteinander war entstanden oder sagen wir,
es ist bewusster geworden! Wenn jemand mal längere Zeit nicht da war, wurde sich
Sorgen gemacht und sich erkundigt- nicht in Kontrollierbarer Hinsicht, sondern
in einem achtsamen Umgang. Und dann sind erst irgendwann die Corona-
Vorschriften wegfallen und dann waren in den Pfarreien auch schnell die
Ordnungsdienste weg.
Katastrophe, dachte ich mir. Ich fand das schlimm. Klar, brauchen wir den Ordnungsdienst nicht mehr für das Bürokratische wie zur Hochsaison der Coronazeit, aber für das Menschliche. Warum das achtsame Miteinander aufgeben, nur weil die Vorschriften es nicht mehr für nötig halten?
Ich habe das in meinem Seelsorgeteam angesprochen. Und dann habe ich die Ehrenamtlichen gefragt, ob sie bereit wären, den Ordnungsdienst als Willkommensdienst weiterzuführen. Und was soll ich sagen? Sowohl unsere Ehrenamtlichen lieben noch heute ihre Aufgabe und auch die Gemeindemitglieder erfreuen sich bis heute daran. Sie werden begrüßt, es wird miteinander geredet, es werden Fragen geklärt, Anregungen gegeben, ein Lächeln geschenkt…
So gibt es in unserer Stadtpfarrkirche in Krefeld nun schon seit Jahren unseren Willkommensdienst zu unseren Sonntagsgottesdiensten. Wir möchten ihn nicht mehr missen. Dieses „Schön, dass Du da bist“ – das ist doch so wichtig zu hören. Das löst ein wärmendes Gefühl in mir aus. Ja, ein Gefühl des „ich bin hier richtig, ich bin hier Willkommen“
Ich bin ehrlich: In Kirchen höre ich das viel zu selten. Viel zu oft sehe ich nur die Schulter der Menschen vor mir in der Bank oder einen skeptischen Blick…manchmal wirkt das ganz schön kalt. Dabei hat Jesus vorgelebt, wie er Gemeinschaft will. Da soll keinem die kalte Schulter gezeigt werden. Jesus ruft den Zöllner Zachäus vom Baum am Straßenrand zu sich und sagt: „Heute will ich bei Dir Gast sein“ (Lk 19,5). Er sagt „Lasst die Kinder zu mir kommen“ (Mt 19,14). Und immer fragt Jesus die Menschen: „Was willst Du, was ich Dir tu“ (Lk 18,41)? Das ist Willkommenskultur.
Mein
Herzenswunsch ist es, dass diese Willkommenskultur in Kirche und generell mehr
gelebt wird:
aufeinander zugehen, ein
Lächeln schenken. Kirche geht nicht im Einzelkämpfermodus. Kirche geht nur in
Gemeinschaft.
Es grüßt sie herzlich, Michelle Engel, Gemeindereferentin aus Krefeld