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Kirche in WDR 3 | 12.08.2024 | 07:50 Uhr

Ich suche nicht, ich finde!

„Wer suchet, der findet“ – stimmt vielleicht. Aber wie schön ist es, einfach so zu finden! Das denke ich jedes Mal, wenn ich am Meer bin. Und ich bin gerne da. Kilometerweit schlendere ich dann am Strand entlang. Barfuß, die Füße vom Wasser umspült, am liebsten vom warmen Wasser. Und dann lass ich meine Blicke schweifen: über das Meer mit seinen tausend Gesichtern; zum Horizont, wo Schiffe fahren; und über den Sand vor meinen Füßen, mit all dem, was das Meer dort angespült hat: Muscheln, Steine, Tang, große und kleine Holzstücke, Schnecken, Reste von toten Krebsen und anderen Tieren, leider immer wieder auch Plastikmüll. Und hin und wieder zaubert mir so ein Fundstück ein Lächeln ins Gesicht. Das kann eine formvollendete Muschel sein, oder ein farbenfroh gezeichneter Stein, oder ein perfekt gemaltes Schneckenhaus. Wenn ich kann, nehme ich solche besonderen Fundstücke mit. Viele davon liegen unter der Glasplatte meines Wohnzimmertisches. Alle diese Dinge habe ich nicht gesucht. Ich hab´ sie gefunden. Ohne Absicht, zufällig.

Ich könnte noch mehr Beispiele nennen für solche unerwarteten „Fundsachen“ in Anführungsstrichen: einen lieben Menschen, den ich lange nicht gesehen habe und zufällig irgendwo treffe; das Wandbild, das mir beim Schlendern durch eine Galerie ins Auge fällt und das wie geschaffen ist für die leere Wand im Flur. Der schöne Sonnenuntergang bei der Radtour.

Dabei merke ich: Das ist einfach toll, schöne Dinge zu entdecken oder zu finden, die ich nicht gesucht habe. Ich freu mich darüber, und selbst jetzt noch, wenn ich an solche Situationen zurückdenke, muss ich lächeln.

Dem Maler Pablo Picasso werden folgende Worte zugeschrieben: „Ich suche nicht, ich finde! Suchen – das ist Ausgehen von alten Beständen und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem im Neuen. Finden – das ist das völlig Neue! …. Alle Wege sind offen und was gefunden wird, ist unbekannt. Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer!“[1]

Gut, das Finden von Gegenständen am Strand würde ich jetzt nicht als „heiliges Abenteuer“ bezeichnen. Aber spannend ist doch, dass das der Künstler sagt und nicht ich, der Theologe. Mit diesem Wort hebt Picasso dieses ungewollte Finden jedenfalls auf eine andere Ebene. Ich lese es als ein Stück Lebenshilfe. Klar, für ein geordnetes Leben muss ich vieles planen, regeln und organisieren. Und gleichzeitig sollte ich offen bleiben für die Ereignisse, die spontan sind, unbeabsichtigt, zufällig – weil sie mir zu-fallen.

In meinem Leben ist mir viel zugefallen. Und hier rede ich nicht von Strandgut, sondern von Wesentlichem: Dass ich mich als Seelsorger einmal um die Polizei kümmern würde. Dass ich einen Sohn bekam, der jetzt selbst bei der Polizei ist. Dass ich eine Partnerin gefunden habe, die zu mir passt. Das alles konnte ich nicht planen. Natürlich hatte ich eine Vorstellung von meiner Berufslaufbahn. Aber hätte ich das zu detailliert verfolgt, wäre ich eng geworden. Ich wäre weniger gelassen gewesen. Dagegen war es mir wichtig, die Augen offen zu halten. Zu finden. Auch bei der Wahl einer Lebenspartnerin glaube ich: angestrengtes Suchen führt in die Enge. Wobei ich durchaus Menschen kenne, die unter ihrer Einsamkeit leiden und sich intensiv eine Partnerschaft wünschen. Das will ich nicht kleinreden. Dennoch glaube ich, dass die Haltung von Picasso, „ich suche nicht, ich finde“, das Leben auch an der Stelle einfacher macht.

War Picasso naiv? „Typisch Künstler“ - könnten Sie jetzt sagen. Ich nenne seine Lebenseinstellung vertrauensvoll. In dem Text von Pablo Picasso heißt es weiter: "Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich nur jene auf sich nehmen, die sich im Ungeborgenen geborgen wissen“.[2]

Ob Picasso das religiös oder gar christlich gemeint hat, weiß ich nicht. Für mich ist diese Geborgenheit jedenfalls mit meinem Glauben verbunden. Nur mit der Überzeugung, bei Gott geborgen zu sein, kann ich mich auf solche „Abenteuer des Findens“ einlassen. Ich gestehe, dass ich manchmal durchaus gerne mehr Sicherheit hätte und in die Zukunft gucken könnte. Aber letztlich vertraue ich darauf, dass es schon gut werden wird. Weil Gott es gut mit mir meint.

Dazu noch einmal Picasso: „Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins … erfährt.“[3]

Ein frohes Finden wünsche ich Ihnen!

Ihr Pastoralreferent Martin Dautzenberg aus Hattingen.




[1]Quelle: https://om-site.com/ich-suche-nicht-ich-finde-picasso/. Abgerufen am 02.08.2024

[2] a.a.O.

[3] a.a.O.

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